Kein Umblättern mehr: Das Stuttgarter Kammerorchester verzichtet als erstes Berufsorchester in Deutschland auf Notenstapel und liest seine Stücke vom Tablet ab.
Viele Musiker weltweit nutzen bei Konzerten schon lange Tablets, um sich Noten und Texte anzeigen zu lassen. Nun folgt erstmals ein klassisches deutsches Berufsensemble diesem Trend: das Stuttgarter Kammerorchester. „Der Einsatz von Tablets ermöglicht uns nicht nur jederzeit den Zugriff auf die gesamte Notenbibliothek“, sagt der Geschäftsführende und Künstlerische Intendant Markus Korselt. „Auch die Handhabung wird einfacher, denn man muss nicht mehr per Hand umblättern, sondern lediglich mit dem Fußpedal.“
Zudem werde die Probenarbeit leichter, weil Tempo- oder auch Lautstärke-Angaben mit dem Eingabestift beliebig oft geändert und in Echtzeit auf Tablets anderer Musiker übertragen werden könnten. Der Wechsel zum Tablet ist einer der Beiträge der Stuttgarter, um als nach eigenen Angaben erstes deutsches Orchester klimaneutral zu arbeiten und zu musizieren.
Den ökologischen Fußabdruck im Blick
Künstlerinnen, Musiker und Leitung hätten die Lage geprüft und an vielen Stellschrauben gedreht, sagt Intendant Korselt. „Es wurden sämtliche Aktivitäten des Orchesters ebenso in den Blick genommen wie der ökologische Fußabdruck der eingekauften Güter und Dienstleistungen.“ Sogar der CO2-Ausstoß des Publikums sei berücksichtigt worden.
Was sich nicht einsparen lässt, will das Orchester kompensieren: Weil es, wie Korselt sagt, „auf altem Holz spielt“, spendet es für ein Projekt zur Aufforstung in Uruguay und pflanzt mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Baden-Württemberg einen jungen Baum pro Tonne CO2 für den Ausstoß bis 2024, insgesamt 1260 Bäume.
Tablet-Premiere im Hospitalhof
Am 10. April um 20 Uhr findet die offizielle Tablet-Premiere statt im Rahmen eines Konzerts im Stuttgarter Hospitalhof. Unter dem Titel „Der Simcock-Effekt“ spielt das Kammerorchester unter Leitung von Gwilym Simcock dessen Kompositionen „When Time Has Told“ und „Cumbrian Thaw“ sowie Claude Debussys „Children’s Corner“.