David Gilmour spielt am 14. Juli in Stuttgart Foto: gw

Mit dem neuen Mobilitätspartner BMW und einem von David Gilmour angeführten hochkarätigen Programm wollen die Jazz Open in Stuttgart punkten. Erstmals nutzt das Festival auch Ludwigsburg als Bühne.

Stuttgart - „Der Konzern hat sich entschieden, uns nicht mehr zu fördern“, sagt Jürgen Schlensog, Geschäftsführer der für die Jazz Open verantwortlichen Opus GmbH, am Montag in Stuttgart bei der Pressekonferenz zum diesjährigen Festivalprogramm. Acht Jahre lang gehörte die Open Air-Bühne beim Mercedes-Museum zu den Veranstaltungsorten der Jazz Open. Der Pianist Vijay Iyer spielte dort, Chily Gonzales machte seine musikalische Scherze im weißen Rund an der Flanke des Museums. Ausgerechnet zum zehnjährigen Bestehen des Mercedes-Museums ist nun Schluss. Als neuer Mobilitätspartner des Festivals konnte BMW gewonnen werden – „Spontan, schnell, unbürokratisch.“ Ein hochklassiger Fuhrpark, der hochklassige Künstler transportiert, steht also weiterhin zur Verfügung – und 2016 verspricht, dem Abschied von Mercedes zum Trotz, ein Höhepunkt in der Geschichte des Festivals zu werden.

Die Gilmour-Gala

Vor allem natürlich wegen ihm: David Gilmour, dem Gitarristen, der die Musik von Pink Floyd prägte. Gilmour wird am Donnerstag, 14. Juli, ein dreistündiges Konzert auf dem Stuttgarter Schlossplatz geben – dies gaben die Veranstalter nun, nicht ohne Stolz, bekannt: „Wir haben über 14 Monate darauf hingearbeitet.“ Eine Pause wird dieses Konzert unterteilen; in seiner zweiten Hälfte dann, während die Sommernacht über Stuttgart anbricht, wird Gilmour ausschließlich Material von Pink Floyd spielen. Er kommt mit aufwändiger Show, stellt die Ton- und Lichttechnik für seinen Auftritt selbst. Eigens für Gilmours Konzert wird auf dem Schlossplatz eine Bühne mit einer Traglast von acht Tonnen errichtet – alle anderen Künstler profitieren davon.

Wer David Gilmour live erleben möchte, muss leider etwas versäumen. Nahezu zeitgleich wird im Jazzclub Bix die aktuelle Formation der Fusion-Legende Steps Ahead auf der Bühne stehen – und zu dieser Formation gehört Donny McCaslin, der Tenorsaxofonist, der an David Bowies letztem Album „Blackstar“ mitwirkte.

Ebenfalls im Bix spielt am Samstag, dem 9. Juli, der norwegische Trompeter Nils Petterson Molear – eine Premiere beim Jazz Open wie auch das Konzert des Avishai Cohen Trios am Montag, den 11. 7.

Erstmals in Ludwigsburg

Am selben Tag tritt mit der Stanley Clarke Band eine weitere Fusion-Legende auf – in Ludwigsburg, im Scala, das damit zum ersten Veranstaltungsort außerhalb des Stuttgarter Stadtbereichs in der Geschichte des Festivals wird. Gespräche zwischen der Opus GmbH und der Stadt Ludwigsburg fanden bereits vor Monaten statt – und die Stadt Ludwigsburg gehört nun, neben dem Land Baden Württemberg, zu den Förderern des Festivals.

Den Wegfall der Mercedes-Bühne gleicht man zudem mit der Rückkehr in die Liederhalle aus. Am Dienstag, 12. Juli, sind dort das Chick Corea Quintet und das Branford Marsalis Quartet mit Kurt Elling zu Gast. Mit der israelisch-äthiopischen Sängerin Ester Rada (11. Juli, Bix), mit Jon Cleary and the Absolute Monster Gentlemen – markiger New Orleans Blues am 12. Juli in der Sparda Welt – mit der Grammy-nominierten US-Sängerin Cecile McLorin Salvant (13.7., Bix), dem Kammerswing des Turtle Island Quartet (15.7., Sparda Welt) und mit Cyrille Aimée, die 2007 den ersten Preis beim Montreux Jazz Festival erhielt (15.7., Bix), werden die kleineren Bühnen des Festivals abwechslungsreich, anspruchsvoll und erfreulich oft mit puristischen Jazz bespielt.

Cro fast ausverkauft

Das Jazz Open beginnt mit der Verleihung der German Jazz Trophy am 8. Juli, in den Räumen der Sparda Welt – sie geht an Klaus Doldinger, der dort anschließend ein Konzert mit Manfred Schoof, Wolfgang Dauner, Obi Jenne und Wolfgang Schmid geben wird. Larry Croyells Fusion Band The Eleventh House Reunited spielt tags darauf am selben Ort.

Für das Konzert von Carlos Santana am Samstag, 16. Juli, und das MTV Unpluggend-Konzert „Cro meets Jazz“ mit den Gästen Dana Leng und Christian Scott sind längst kaum noch Karten erhältlich. Aber auch andere große Namen kehren zurück, nach Stuttgart: Keb ‚Mo’ tritt am 12. Juli im Scala auf; Lizz Wright wird, auf ausdrücklichen Wunsch des Künstlers, am Mittwoch, dem 13. Juli, das Vorprogramm von Van Morrison spielen; Jamie Collum beendet das 23. Jazz Open am Sonntag, 17. Juli, mit einem Konzert auf dem Schlossplatz.

Bessere Sicht

Fünf Abende Open Air im Herzen Stuttgarts gehören also zum Jazz Open 2016, statt wie bislang vier. Und dieser Platz soll zudem noch mehr Gäste fassen: 6 000 beim einzigen gänzlich bestuhlten Konzert, jenem von David Gilmour; 6 500 bei allen teilbestuhlten Konzerten. Zum ersten Mal werden LED-Bildwände im Bereich der Bühne ihnen einen besseren Blick auf die Künstler erlauben.

Insgesamt rechnen die Veranstalter mit mehr als 30 000 Besuchern bei 30 Konzerten, verteilt auf zehn Tage – und vor allem bei David Gilmour, der während seiner aktuellen Europatournee keine weitere Stadt Süddeutschlands besucht, rechnen sie mit großer überregionaler Resonanz.