Ein Leadec-Mitarbeiter ist mit Wartungs- und Reinigungsarbeiten in einer Lackieranlage in einem Motorenwerk eines Automobilkunden tätig. Foto: Leadec

Die Stuttgarter Leadec-Gruppe, eine frühere Voith-Tochter, ist erfolgreich auf Expansionskurs und will auch in diesem Jahr Hunderte neuer Arbeitsplätze schaffen. Warum Digitalisierung und Start-ups wichtig sind, erläutert Leadec-Chef Markus Glaser-Gallion.

Stuttgart - Leadec, ein führender Anbieter technischer Dienstleistungen vor allem für die Automobil- und Zulieferindustrie, will künftig auch in benachbarten Industrien punkten. Dabei hat Markus Glaser-Gallion, Chef der in Stuttgart ansässigen Leadec-Gruppe, Flugzeughersteller und Produzenten weißer Ware – von der Waschmaschine bis zum Kühlschrank – im Visier. In beiden Branchen sieht er zusätzliches Potenzial für den technischen Dienstleister.

Geht die Strategie auf, dürften bis zum Jahr 2022 noch rund 50 bis 60 Prozent des Umsatzes auf die Automobil- und Zulieferbranche entfallen – das reicht von Entwicklungsleistungen über die Produktionsinstandhaltung bis zu Montagelösungen. Derzeit sind es noch gut 80 Prozent, wobei Konzerne wie beispielsweise VW, Daimler, BMW, GM, Bosch und ZF zu den Leadec-Kunden zählen, bei denen man weltweit in Werken und Anlagen, aber auch an mehr als 200 eigenen Standorten vertreten ist.

Bis 2022 soll der Leadec-Umsatz auf rund 1,5 Milliarden Euro steigen, was einem jährlichen Zuwachs von rund zehn Prozent entspricht. Die Zahl der Mitarbeiter soll im selben Zeitraum von derzeit etwa 18 500 auf rund 25 000 zulegen.

„In Deutschland fehlen uns etwa 400 Mitarbeiter“

Bereits im vergangenen Jahr hat Leadec weltweit 1000 neue Arbeitsplätze geschaffen und auch in diesem Jahr sollen mehrere Hundert Mitarbeiter eingestellt werden. „In Deutschland fehlen uns derzeit etwa 400 Mitarbeiter“, sagt Glaser-Gallion. Das reicht von Ingenieuren über Programmierer bis zu Mechatronikern und Elektrikern. Der Fachkräftemangel sei eines der größten Wachstumshindernisse.

Das weltweite Engagement will die Leadec-Gruppe weiter ausbauen. In China etwa steht man kurz vor dem Abschluss eines Gemeinschaftsunternehmens mit einem Autohersteller – Leadec wird Servicepartner für dessen Produktion. Früher sei man mit den Autokunden wie VW oder Daimler nach China gegangen, mittlerweile ist man dort auch mit chinesischen Herstellern im Geschäft. Wachsen will der Stuttgarter Industriedienstleister zudem durch Zukäufe. Übernahmen in der Größenordnung bis zu 50 Millionen Euro Umsatz könne man aus eigener Finanzkraft stemmen, sagt Glaser-Gallion. Bei größeren Paketen könnte Finanzinvestor Triton unter die Arme greifen, der 75 Prozent am Unternehmen hält.

Die Leadec-Gruppe – früher Voith Industrial Services – agiert seit dem Eigentümerwechsel im Herbst 2016 eigenständig am Markt und seit einem Jahr unter dem neuen Namen. Mittlerweile sei der Name Leadec gut eingeführt, freut sich Glaser-Gallion. Das Geschäft läuft. Im vergangenen Jahr legte der Umsatz um etwa acht Prozent auf rund eine Milliarde Euro zu. Glaser-Gallion spricht von einem „sehr profitablen Wachstum“. Während das Geschäft mit der Automobilbranche floriert, lief es im Prozess- und Kraftwerksgeschäft, bei dem die Kunden aus der Öl-, Gas- und Chemieindustrie unter der Energiewende gelitten haben, eher auf Sparflamme.

Drohnen sollen Zustand der Anlage erfassen

Für die Zukunft gibt sich der Leadec-Chef zuversichtlich. Er rechnet sogar damit, dass Elektromobilität und Vernetzung zusätzlichen Rückenwind bei dem Industriedienstleister bringen dürften. Die Autohersteller müssten in neue Felder investieren, da könnte das Outsourcing in der Produktion zunehmen. Zum Leadec-Geschäft gehören etwa Installation und Automation, Demontage und Remontage, Produktionsinstandhaltung, technische Reinigung, innerbetriebliche Logistik sowie die Analyse großer Datenmengen. Leadec betreut weltweit etwa 4000 Anlagen in den Werken von Kunden. Es gehe um jede Menge Daten, die man noch besser für den Service auswerten könne, beispielsweise in Sachen Lackanalyse bei Autolackieranlagen, nennt der Unternehmenschef ein Beispiel.

Solche Themen spielen für Glaser-Gallion auch beim Stichwort Digitalisierung eine Rolle. Dabei gehe es auch darum, wie man eigene Prozesse und Datenflüsse optimieren und Schnittstellen reduzieren könne. Ferner schaut er über den Tellerrand des eigenen Unternehmens hinaus und arbeitet mit Start-ups zusammen, die sich etwa mit Algorithmen befassen. Auch „predictive maintenance“, also die vorausschauende Instandhaltung, ist für ihn ein wichtiges Thema. In einem Pilotprojekt befassen sich Mitarbeiter via Datenbrille mit den Anlagen. Pilotprojekte gibt es auch mit Drohnen. „Wo man früher eine Leiter nutzte, um die Anlage zu inspizieren, könnte künftig mit Hilfe von Drohnen der Zustand der Anlage oder bestimmte Dinge erfasst werden“, sagt Glaser-Gallion. Jeder versuche viel, aber den goldenen Weg gebe es nicht. „Wir müssen dabei sein und viel testen“, sagt er.

Leadec auf einen Blick

Eigentümerwechsel Im Herbst 2016 hat der Heidenheimer Maschinenbauer Voith seine Dienstleistungstochter Voith Industrial Services an den Finanzinvestor Triton verkauft. Triton hält mehr als 75 Prozent an der Leadec-Gruppe, die Führungskräfte besitzen knapp fünf Prozent, Voith hält noch 20 Prozent der Anteile am Unternehmen.

Umbenennung Anfang 2017 wurde der Industriedienstleister in Leadec umbenannt. Der Name leitet sich aus den englischen Worten „Lead“ (Vorsprung, Führung) und „tec“ (Technik) her. Unter der Leadec-Gruppe firmieren die beiden Marken Leadec – Dienstleister für die Auto- und Zulieferindustrie – und Veltec als Dienstleister für die Prozess- und Kraftwerksindustrie. Der Begriff Veltec entstammt dem lateinischen Wort „veltrus“ (schnell laufend) und „tec“ für Technik.