Das Runde muss ins Runde: Michael Lohmüller an der Torwand Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Torwand gehört seit mehr als 50 Jahren zum „Aktuellen Sportstudio“. Jeder Fußballfan wünscht sich, selbst mal davor zu stehen und zu treffen. Für einen Stuttgarter wird der Traum wahr. Er hat sich die Einladung mit einem pfiffigen Video-Clip verschafft.

Stuttgart - Manchmal genügt ein Telefonanruf, der einen Menschen aus dem Alltag hinein in ein kleines Abenteuer katapultieren kann. Ein solcher hat am vergangenen Montag Michael Lohmüller erreicht. Am Apparat war die Redaktion des „Aktuellen Sportstudio“, die ihm eröffnete, dass er als Kandidat für das legendäre Torwandschießen eingeladen sei. Und nun erfüllt sich ein Erwachsener an diesem Samstag einen Jungentraum (ZDF, 23 Uhr).

Ganze Generationen sind mit der 2,70 Metern breiten und 1,83 Meter hohen Kultwand groß geworden. Sie ist in der Lebenswelt der Menschen fest verankert, seit über 50 Jahren steht sie im Mainzer Studio und schreibt die schönsten Geschichten.

Die will Michael Lohmüller jetzt fortschreiben. „Ich genieße diese Tage unheimlich, da wird man irgendwie wieder zum Kind“, sagt er. Der Investmentbanker sitzt in einem Café, rührt in seinem Cappuccino und erzählt von den vielen aufmunternden Mails seiner Kumpels, die ihm „good luck“ oder „blamier uns nicht“ mit auf den Weg geben. „Ich weiß, der Auftritt dauert nur rund drei Minuten und doch ist es schön, auf diese Weise mal im Mittelpunkt zu stehen.“

Seine Frau Ulrike hat das Bewerbervideo aufgenommen. Der Stuttgarter Lohmüller hat sich bewusst gegen das Beschießen von Mülltonnen, geöffneten Fenstern oder sonstigen spektakulären Gegenständen entschieden. Lohmüller ging zurück zu den Wurzeln auf einen Bolzplatz im Stuttgarter Norden mit verratzten Toren und Basketballkörben. Hier entstand an drei Wochenenden der 48 Sekunden lange Clip (www.youtube.com). Auf dem „Sportstudio“-Kanal hat ihn Lohmüller hochgeladen und im Freundeskreis beworben. Wie viel Leute letztlich für ihn gestimmt haben, weiß er nicht. Besonders beeindruckt hat die Fans aber wohl die Sequenz des Kunstschützen Lohmüller, als er mit dem Rücken zur Wand stand – und mit der Ferse getroffen hat.

Der 40-Jährige wird Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl herausfordern. Insgeheim hatte sich Lohmüller Xabi Alonso als Studiogast gewünscht. „Der ist eine Bereicherung für die Liga und mein Lieblingsspieler, obwohl ich eingefleischter VfB-Fan bin“, sagt Lohmüller. Ein deutscher Weltmeister wäre auch nicht schlecht gewesen. „Jetzt frage ich Eberl eben ein bisschen über Christoph Kramer aus“, sagt Michael Lohmüller. 215 Spiele in der ersten und zweiten Bundesliga hat Eberl als Abwehrspieler bestritten. Tore hat er dabei aber keine erzielt. Ein Lichtblick für den Kandidaten, der seinerseits eine durchgängige Karriere von 32 Jahren beim SV Prag von der Jugend bis zu den Alten Herren vorweisen kann. „Und ich war Stürmer“, sagt Lohmüller und lacht. Er setzt sich jedoch kleine Ziele. „Einer oben und einer unten wäre super und ein 2:1 würde ja schon reichen“, sagt Lohmüller. Schlägt er den Promi, kann er sich für das Jahresfinale qualifizieren und sogar 25 000 Euro gewinnen.

An diesem Samstagnachmittag wird er mit seiner Frau also nach Mainz fahren, in der Altstadt gepflegt essen gehen, um dann um 20.45 Uhr ins Studio am Lerchenberg zu fahren. In einem Nebenraum darf er sich einschießen und zunächst die Sendung verfolgen. Zwei Freunde sind auch im Publikum und werden ihn anfeuern.

Druck verspürt er keinen. Und sollte er mal nicht treffen, wäre er in prominenter Gesellschaft: Der Niederländer Marco van Basten und Portugals Fußball-Legende Eusebio haben gar nicht getroffen. Dabei scheint die Aufgabe simpel – sechs Schüsse aus sieben Metern, drei oben, drei unten und das Runde muss ins Runde. Über die richtige Strategie macht sich Michael Lohmüller schon Gedanken. Unten rechts wird er es mindestens einmal mit der Hoppeltechnik versuchen, bei der der Ball kurz vor dem Loch aufspringt. Oben links braucht es einen kultivierten Spannschuss, damit es rappelt in der Torwand.

An den Jackpot glaubt er nicht: „Ich denke nicht, dass jemand mal alle sechs treffen wird, dazu sind die Kanten einfach zu tückisch.“ Denn er weiß, dass sich der Ball im letzten Moment nach links wegdrehen, die Innenseite des Loch-Rahmens berühren und wieder hinaus hüpfen kann. Aber zwei wären schon ganz schön.