Die Matchbox-Flitzer von einst sind wieder begehrt. Foto: Such und Find

Von Lego-Steinen bis zu Matchbox-Autos: Retrospielzeug, freut sich der Stuttgarter Flohmarkt-Händler Jörg Trüdinger von Such und Find, ist der „neue Trend“ im Kinderzimmer

Stuttgart - Wilde Verfolgsjagden auf dem Teppich: Matchbox-Autos fehlten in kaum einem Kinderzimmer der 1960er bis 1980er Jahre. Der Name leitet sich vom englischen Wort für Streichholzschachtel (matchbox) ab. Denn die Pappboxen der oft historischen Fahrzeugmodelle erinnern an eine solche. Das Feuer der Liebe für alte Flitzer ist neu entfacht. Jörg Trüdinger von Such und Find, dem Laden für Freunde des Sammels an der Mozartstraße in Stuttgart, freut sich über einen „neuen Trend“: Die Nachfrage nach Retrospielzeug sei stark angestiegen.

Den Unterschied zu früher beschreibt der Händler, der seit 30 Jahren gebrauchtes Spielzeug verkauft: „Waren es vor zehn Jahren meist nur erwachsene Sammler, die ein Matchbox-Auto der 1970er Jahre suchten, oder Kunden, die aus Sparsamkeit alte Lego-Steine wollten, hat sich dies nun verändert. Immer mehr Eltern und Großeltern kaufen ihren Kindern und Enkeln alte Spielsachen, weil die robuster sind und eine höhere Qualität haben.“ Laut Trüdinger wollten viele seiner Kunde gebrauchte Dinge erwerben, weil dies der Nachhaltigkeit dient sowie die Umwelt und Ressourcen schont. Zu den begehrten Spielzeugklassikern gehören die Plastiksteine von Lego.

Die Preise sind nicht hoch

Das dänische Unternehmen, das seit 1949 Kinder erfreut, hatte 2003 beinahe Konkurs anmelden müssen. Denn Lego hatte die klassischen Kinderthemen wie die Duplo-Reihe aufgegeben und alles auf „Star Wars“ und „Harry Potter“ gesetzt. Erst als man sich zurückorientierte und das Sortiment u m die Friends-Reihe – eine Sparte nur für Mädchen – erweiterte, stimmten die Zahlen wieder. Übrigens: 2011 lief das Patent auf Lego-Steine ab, und viele Hersteller brachten Lego-kompatible Steine auf den Markt.

„Manche Eltern erinnern sich gern an ihre Kindheit und möchten ihren Kindern das geliebte Spielzeug näherbringen, mit dem sie groß geworden sind“, sagt Trüdinger, der seine Waren meist von Haushaltsauflösungen bekommt, wenn heute 50- bis 60-Jährige nach dem Tod ihrer Eltern Bühnen und Kellerräume daheim ausräumen und ihre alten Spielsachen finden. Auch wenn die Nachfrage nach Lego, Matchbox und Co. gestiegen ist, werden damit keine hohen Beträge erzielt. Für wenige Euro bekommt man schöne Sachen, sagt der Händler.

Der Wunsch seiner Kunden sei groß, Spielzeug zu kaufen, „das den Kindern nicht schon die Welt der Erwachsenen vorlebt“. Vor 30 Jahren sei ein Playmobiltraktor „noch ein Traktor“ gewesen, nicht das „Abbild eines echten Modells“. Damals haben man Lego-Steine vielseitig verwendet und nicht nur für einen „besonderen Bausatz“. Eine Puppe sei eine Puppe gewesen, nicht das Abbild einer Schauspielerin. Der Zustand der Spielsachen, die ihm angeboten werden, sei unterschiedlich, sagt Trüdinger: „Man merkt, dass manche Kinder exzessiv damit gespielt haben, andere kaum.“ In den Sommerferien bleibt Such und Find auf. Denn im Urlaub sei bei ihm mehr los als sonst, weil man dann Zeit zum Stöbern habe.