Der Stadtgarten bei der Uni Stuttgart: Die Pflege solcher Grünanlagen bereitet dem Personal des Gartenamts zurzeit Sorgen. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Die Stadt Stuttgart müsste für die Pflege ihrer Grünanlagen und Stadtbäume pro Jahr gut vier Millionen Euro mehr ausgeben und 19,5 Mitarbeiter mehr beschäftigen. Es ist ein Hilferuf.

Stuttgart - Bangen um Stuttgarts Grünanlagen: Um ihren Niedergang zu stoppen, halten Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau (SPD) und Gartenamtsleiter Volker Schirner in den nächsten Jahren jeweils rund vier Millionen Euro mehr für die Pflege, die Sanierung und den Maschinenpark für notwendig, zudem 19,5 zusätzliche Stellen.

Nach Jahren mit Mittelkürzungen und Stellenreduzierungen baue sich eine „Sanierungsbugwelle“ ähnlich wie vor einigen Jahren bei den Schulgebäuden auf, warnten die beiden am Dienstag im Umwelt- und Technikausschuss des Gemeinderats. Die Stadträte sollen helfen, den „Substanzverlust“ zu stoppen – selbst wenn der Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) und OB Fritz Kuhn (Grüne) bei den Etatberatungen im Herbst andere Prioritäten haben sollten.

Viele Platanen brauchen intensive Behandlung

Allein schon für die laufende Unterhaltung der Grünflächen seien pro Jahr 2,92 Millionen Euro mehr nötig, heißt es in einer Mitteilungsvorlage von Thürnau. Der Pauschalbetrag für die Sanierung maroder Grünanlagen und Spielplätze solle um eine Million Euro pro Jahr aufgestockt werden. Um den Maschinenpark der Abteilung Stadtgrün im Garten-, Friedhofs- und Forstamt zu erneuern, müsse dieses Budget um 143 000 auf 200 000 Euro erhöht werden. Weitere Stellen müsse es geben, damit das zusätzliche Geld sich in Maßnahmen niederschlagen könne. Thürnau und Schirner hoben hervor, dass die Zahl der Grünanlagen und die Aufgabenfülle einerseits sowie der Geldbedarf und die Stellenausstattung andererseits zunehmend auseinanderklaffen würden. Die Zahl der planmäßigen Stellen im Amt sei von 485 im Jahr 2009 auf 467 in diesem Jahr zurückgeschraubt worden. Von 2001 bis Ende 2016 habe speziell die Abteilung Stadtgrün 38 Stellen eingebüßt – als Folge einer Organisationsuntersuchung.

Auf der anderen Seite muss man ein Viertel der Platanen in Stuttgart, rund 1200 Exemplare, intensiv wegen des Befalles mit der Pilzkrankheit Massaria behandeln. Bei der regelmäßigen Pflege der rund 185 000 Bäume in Stuttgart (ohne die Wälder) kommen die Mitarbeiter nicht mehr hinterher – und die Grünanlagen haben infolge von Neubauprojekten zugenommen. Knapp zehn Millionen Quadratmeter Grünflächen unterstünden direkt dem Gartenamt. Hinzu kämen 873 Grünflächen, die man für andere Ämter oder für städtische Eigenbetriebe betreue.

Manche Spielplätze und Grünanlagen teilweise gesperrt

Der teilweise prekäre Geld- und Personalmangel habe längst drastische Folgen, berichteten Thürnau und Schirner. Mauern, Treppen und Wege könnten nicht saniert, Pergolen, Sitzbänke nicht erneuert werden. Bei Brunnen könne man die Wassertechnik nicht warten und schon gar nicht erneuern. Schäden durch Vandalismus und Graffiti blieben unbehoben. Gehölze und Stauden könne man nicht bestandserhaltend pflegen, überalterte und verwilderte Pflanzungen nicht erneuern. Spielplätze und Grünanlagen müssten manchmal aus Sicherheitsgründen teilweise gesperrt werden. Generell würden Anlagen heute aber stärker beansprucht als früher. Zunehmende Hitze und Trockenheit im Zuge des Klimawandels erhöhten zudem den Pflegeaufwand. Wollte man wie bisher weiterwirtschaften, würde sich binnen zehn Jahren der Zustand der Grünanlagen drastisch verschlechtern.

Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann, in dessen Stadtbezirk Mühlhausen auch das Naherholungsgebiet am Max-Eyth-See liegt, konnte diesen Befund nur unterstreichen. Die Fraktionen äußerten Verständnis. „Wir werden uns das zu Herzen nehmen“, erklärten die Freien Wähler. Bürgermeister Thürnau, der auch im Bereich der Unterhaltung von Straßen, Brücken und Steuerungstechnik seit langem mit dem Finanzbürgermeister um mehr Gelder ringt, zeigte sich ebenso wie Amtsleiter Schirner dankbar für die Signale von den Fraktionen. Die beiden wissen aber auch: Zum Schwur kommt es erst im November und Dezember bei den Beratungen für den Doppelhaushalt 2018/2019.