Der vorerst letzte internationale Auftritt des VfB: Die Stuttgarter (Arthur Boka/re.) scheitern 2013 in den Play-offs zur Europa League an HNK Rijeka. Foto: dpa

Die deutschen Clubs haben sich – mit Ausnahme des FC Bayern – international nicht mit Ruhm bekleckert in dieser Saison. Hilft der VfB Stuttgart bald dabei, die Bilanz wieder aufzubessern?

Stuttgart - Jetzt wird auch nichts aus einem Champions-League-Triumph des FC Bayern. Dabei sind die Münchner der einzige ernsthafte Kandidat aus Deutschland auf einen Titel im internationalen Geschäft. 2001 und 2013 gewann der FCB die Königsklasse. Ansonsten datieren die letzten deutschen Titel auf der europäischen Bühne aus dem Jahr 1997: Borussia Dortmund triumphierte in der Champions League, Schalke 04 sicherte sich den Uefa-Cup. Dieser Vorgänger-Wettbewerb der Europa League war einmal eine Domäne der Bundesligisten. 1980, als Eintracht Frankfurt den Titel im Finale gegen Borussia Mönchengladbach holte, hießen die beiden anderen Halbfinalteilnehmer FC Bayern und VfB Stuttgart. Der VfB stand 1989 im Uefa-Cup-Endspiel und 1998 im Europacup-Finale der Pokalsieger. In der Saison 2003/2004 gab es in der Champions-League-Gruppenphase das legendäre 2:1 gegen Manchester United. Auch 2007/08 und 2009/10 spielte der VfB in der Königsklasse, 2013 scheiterten die Stuttgarter in der Qualifikation an HNK Rijeka. In der laufenden Saison hat das Team von Trainer Tayfun Korkut als Aufsteiger zwei Spieltage vor Schluss noch die Chance, einen Platz zu ergattern, der zur Europa-League-Teilnahme berechtigt.

Käme die Europa League zu früh?

„Wenn wir es tatsächlich schaffen sollten, würden wir nicht ,Nein‘ sagen“, sagte Torhüter Ron-Robert Zieler über die Aussicht, über Platz sieben in der Bundesliga die Qualifikation für die Europa League zu erreichen. Wobei ein solcher Erfolg auch seine Schattenseiten hätte. Zwar ist der VfB-Sportvorstand Michael Reschke der Meinung, der Kader müsse wegen der Mehrfachbelastung nicht zwingend aufgebläht werden, Probleme drohen dennoch. So würde die Pflichtspielsaison im Grunde mitten in der Vorbereitung beginnen. Und die Spieltermine am späten Donnerstagabend sind nicht immer kompatibel mit einer vernünftigen Regeneration. „Vielleicht wäre der Schritt viel zu früh“, sagt deshalb der VfB-Kapitän Christian Gentner, „ich bin ein Fan davon, nicht drei Schritte auf einmal gehen zu wollen.“ Beispiele anderer Clubs, die zwar international dabei sind, in der Liga aber zu kämpfen haben, sind zuletzt nicht gerade selten gewesen. Insgesamt wurde die Bilanz der Bundesligisten im internationalen Geschäft damit immer schlechter.

In dieser Saison schieden Borussia Dortmund und RB Leipzig in der Champions-League-Gruppenphase aus. Als jeweils Drittplatzierte ging es für das Duo in der Europa League weiter, wo der BVB im Achtelfinale (gegen den FC Salzburg) und RB Leipzig im Viertelfinale (gegen Olympique Marseille) scheiterten. In der Europa League war der SC Freiburg schon in der Qualifikation rausgeflogen, Hertha BSC und 1899 Hoffenheim beendeten die Gruppenphase als Tabellenletzter. Und die Gegner waren oftmals keine großen Teams.

Teils blamable Ergebniss

Der BVB schaffte in zwei Spielen gegen Apoel Nikosia aus Zypern keinen Sieg (beide 1:1). Die Hertha verlor bei Östersunds FK in Schweden (0:1) und Sorja Luhansk in der Ukraine (1:2), 1899 Hoffenheim bei Ludogorez Rasgrad in Bulgarien (1:2), der 1. FC Köln bei Bate Borissow in Weißrussland (0:1). Der SC Freiburg war an NK Domzale aus Slowenien (Saisonetat rund drei Millionen Euro) gescheitert. In der Fünf-Jahres-Wertung der Uefa steht die Bundesliga hinter Italien, England und Spanien auf Platz vier. Würde nur die laufende Saison zählen, wäre die Bundesliga auf Platz acht abgerutscht. Woran das liegt? In den meisten Fällen nicht am größeren Budget der internationalen Konkurrenz. Selbst der FC Sevilla schwimmt nicht im Geld, räumte aber die Europa-League-Titel 2014, 2015, 2016 ab.

Fest steht: In Deutschland wird die Lücke hinter dem FC Bayern immer gewaltiger, das Niveau der restlichen Bundesliga-Clubs sinkt. Und das, obwohl in den Nachwuchsleistungszentren professionell gearbeitet wird und die Nationalmannschaft erfolgreich am Ball ist. Doch immer mehr Vereine haben Probleme im Spiel nach vorne, technische Mängel werden deutlich. Dabei scheint das Erfolgsrezept für einen internationalen Einsatz recht einfach – zumindest laut Michael Reschke: „Du musst die richtige Qualität haben, darum geht’s.“ Für den VfB arbeitet er bereits daran – ganz egal, ob es noch was wird mit der Europa League oder nicht.