Festwirtin Nina Renoldi (Königsalm) und Marco Mangold, der Chef des 1882 gegründeten Modehauses Koelble & Brunotte an der Königstraße. Foto: Gerald Ulmann/ Photography

Der Münchner Angermaier-Chef Axel Munz lobt das Stuttgarter Frühlingsfest: Es sei „besser als unseres an der Isar.“ Bevor es am Neckar am 22. April losgeht, wird ein Wasen-Warm-up im neuen Pop-up von Koelble & Brunotte gefeiert. Was sind die Trachtentrends 2023?

Aufgebrezelt, fertig, los! Der Frühling lässt die Dirndl-Schürzen flattern. Das Trachtengeschäft, das in der Pandemie lange brach lag, erwacht aus dem Winterschlaf. Ein Warm-up passt zum Frühlingsfest, denn warmes Wetter ist gut für den Umsatz. Marco Mangold, der das 1882 gegründete Modehaus Koelble & Brunotte an der Königstraße 20 führt, lebte viele Jahre in München und entdeckte dort seine Liebe zu Trachten. In der Gloria-Passage hat er jetzt ein Pop-up-Store über zwei Etagen für Dirndl, Lederhosen, Shirts, Blusen und Accessoires eröffnet – und das feiert er mit etlichen Stadtpromis warm-up-mäßig.

Die Vorfreude auf den „kleinen Wasen“, der am 22. April startet, ist groß. Das zeigt sich auch bei dem Event in der Stuttgarter City. Endlich gibt es keine Einschränkungen mehr wegen Corona. Die Bierzelte und die Königsalm von der bei Koelble & Brunotte mitfeiernden Festwirtin Nina Renoldi warten mit zahlreichen Veranstaltungen auf. Vom „Partygipfel“ mit Geier Sturzflug in der Königsalm (26. April) bis zu „Gaydelight“ beim Wasenwirt (9. Mai), vom Hofnarr Luigi in Grandls Hofbräuzelt bis zur Band 7 Promille im Göckelesmaier Zelt – es ist viel geboten an 23. Tagen. „Bei euch in Stuttgart ist mehr los als bei unserem Frühlingsfest in München“, gibt Axel Munz, der Chef der Dirndl-Marke Angermaier, unumwunden zu.

Warum heißt es Stuttgarter Frühlingsfest, aber Cannstatter Volksfest?

Wer kennt den Unterschied? Es heißt: Cannstatter Volksfest, aber Stuttgarter Frühlingsfest! Dabei wird auf ein- und demselben Platz gefeiert. Dass die Ortsnamen noch heute verschieden sind, liegt daran, dass Bad Cannstatt nicht mehr selbstständig war, als der kleine Bruder des Volksfestes zum Wohle der Schausteller nach deren Winterpause in den 1930ern hinzugekommen ist. Das Rathaus bestand darauf, es Stuttgarter Frühlingsfest zu nennen, weshalb manche Cannstatter damals feierlich gelobt haben sollen, es niemals zu besuchen.

„Die Frühlings-Wiesn wird in München im Grunde nicht wahrgenommen“, sagt Axel Munz. Deshalb ist der Wasen, der sonst gegen das Oktoberfest immer nur zweiter Sieger ist, auch mal die Nummer eins.

Und welche Trachtentrends gibt es in dieser Saison? Der Angermaier-Chef erklärt sie unserer Redaktion: „Die Dirndl sind wieder ausgeschnitten, zeigen also Dekolleté, werden aber mit hochgeschlossenen Spitzenblusen kombiniert.“ Besonders gut gehen bei ihm „Samt- und Leinendirndl in Midilänge mit Schößchen, durchgeknöpft oder mit Reißverschluss.“ Für Glamour-Effekte sorgten knallrote und schwarze Seidendirndl, zum Teil mit durchsichtigem Spitzenrücken. „Trendfarben sind Pastelltöne, rosé, beere, nude, Salbei und gelb sowie blasse Töne“, erklärt Munz.

Bei Männern dominieren kurze Lederhosen

Und was tragen die Männer? „Bei den Herren dominieren kurze Lederhosen mit farbigen Stickereien wie auch taillierte Hemden mit Stehkragen in weiß, farbig oder gestreift“, sagt der Angermaier-Chef. Beliebt seien dazu Samtwesten oder Westen in Jacquardmustern.

Und so sieht Marco Mangold, Gastgeber beim Event von Koelble & Brunotte, die Trends für 2023: „Bei den Damen sind Blusen oft hochgeschlossen. Die Einblicke aufs Dekolleté sind weniger tief.“ Dirndl seien äußerst farbenfroh. Aber auch weiß für die Hochzeit oder schwarz für den Abend sowie Marineblau mit Spitzenbluse Ton in Ton seien gefragt. Bei den Herren wird’s traditioneller, sagt Mangold: „Weiße Hemden, dunkle Westen, Janker, Strickjacke, Strümpfe in Marineblau.“

In seinem Schaufenster hängt ein weißes Dirndl für eine Hochzeit. Eine Touristin aus Wien, erzählt Mangold, habe sich in das edle Teil sofort verliebt und es gekauft. „Sie sagte, das Hochzeitskleid hab ich jetzt schon“, erzählt der Chef von Koelble & Brunotte, „jetzt brauch’ ich nur noch einen Ehemann.“