Die Schaustellerkinder vom Wasen erzählen vom Frieden. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Es ist ein ungewöhnliches Frühlingsfest. In allen Belangen und für alle Beteiligten. Auch lässt sich die Weltlage nicht ausblenden: Beim Wasengottesdienst beschäftigen sich die Kinder der Schausteller mit Krieg und Frieden.

Das 82. Stuttgarter Frühlingsfest auf dem Wasen in Bad Cannstatt steht unter besonderer Beobachtung von oben. Offenbar einer äußerst wohlwollenden, Petrus zeigt sich den Schaustellern nun wahrlich gewogen. Wenn er es regnen und frostig werden lässt, dann an Tagen an denen ohnehin die Buden und Karussells des Frühlingsfest geschlossen sind, so wie am Montag und Dienstag. Was natürlich auch verdient ist nach zwei Jahren Pandemie, Leben von Ersparnissen und erzwungener Untätigkeit.

Was ist mit den Öffnungszeiten?

Vieles ist anders an diesem Frühlingsfest. Viele Menschen auf einem Haufen, das ist immer noch ungewohnt. Dann sind die Öffnungszeiten ganz anders als vor der Pandemie üblich, das Frühlingsfest schließt unter der Woche um 22 Uhr, freitags und samstags um 23 Uhr. Was schon manchen verblüfft hat, der auf ein letztes Pils auf den Platz kam und feststellen musste, der Zapfhahn ist geschlossen. Auch war am Montag und Dienstag so mancher Gast vergebens gekommen. Auf die Freude, dass das Parken umsonst war folgte die Ernüchterung, dass der Rummel ja geschlossen hat und man unverrichteter Dinge wieder gehen musste.

Der Krieg ist Thema

Das Frühlingsfest light hat ja auch keine Bierzelte, Partys und Maßkrüge zu bieten. Das ist Corona und der damit einhergehenden Ungewissheit geschuldet, aber auch angesichts der Weltlage „wollten wir es bei einer städtisch-öffentlichen Veranstaltung bewusst ruhiger haben“, hat Andreas Kroll, der Chef der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart gesagt.

Der Krieg in der Ukraine, er ist auch Thema auf dem Festplatz und bei den Kindern der Schausteller, die während des Frühlingsfestes in die eigens für sie stattfindende Wasenschule gehen. Beim Wasen-Gottesdienst im Biergarten von Linda Ade erzählten sie am Donnerstag eine Geschichte vom Frieden. Sie handelt vom einem uralten Apfelbaum im Garten einer Familie. Eines Tages sagt der Vater: „Wir müssen den alten Apfelbaum fällen. Die Nachbarn beschweren sich. Seine Zweige stören. Wegen des Schattens und des Herbstlaubs.“

Warum soll der Baum sterben?

Die Tochter kann es nicht fassen, dass der Baum sterben soll, weil die Nachbarn zu faul seien zum Kehren, ihr liebster Platz zum Spielen und Träumen, zum Nachdenken und zum In-die-Luft-gucken. Was soll aus den Tieren werden, die im Baum wohnen? Müssen die auch sterben? „Ich mag nicht, dass bloß wegen der Nachbarn auch unser Apfelbaum sterben muss. Das ist ein falscher Friede“, sagt sie. Denkt nach. Und bietet an, künftig das Herbstlaub wegzukehren. Das halten ihre Eltern für eine gute Idee, beschließen mit den Nachbarn zu reden und ein Friedensangebot zu machen.

Ob diese es annehmen, erfährt man nicht mehr. Aber etwas Hoffnung kann ja nicht schaden dieser Tage. Gerade bei einem so ungewöhnlichen Frühlingsfest.