Bei schlechtem Wetter und niedrigen Temperaturen verirrten sich am Dienstag nur sehr wenige Besucher auf das Stuttgarter Frühlingsfest. Foto: David Werner

Der Wintereinbruch mit Schneefall und glatten Straßen überraschte am Morgen viele Autofahrer in der Region Stuttgart. Das kalte Wetter macht auch den Schaustellern auf dem Stuttgarter Frühlingsfest zu schaffen.

Stuttgart - Es gibt Tage, an denen ist man froh, seinen Arbeitsplatz im Büro zu haben. Auch der Dienstag, an dem sich der April von seiner besten Seite zeigte und für Schneefall und Temperaturen sorgte, die nur knapp über dem Gefrierpunkt lagen, war ein solcher Tag.

Trotz der ungemütlichen Witterungsbedingungen blieb es nicht lange beim warmen Büro und dem bequemen Arbeiten an Schreibtisch und Computer. Das Stuttgarter Frühlingsfest ist in vollem Gange und öffnet auch bei Winterwetter.

Angekommen am Cannstatter Wasen, wo das Volksfest noch bis zum 8. Mai die Besucher anzieht, offenbarte sich ein trostloses Panorama. Grauer Himmel, drei Grad Außentemperatur, frisch wehender Wind und nur wenige Besucher, die sich nach Bad Cannstatt verirrt hatten, machten wenig Lust auf den Frühlingsfestbesuch.

Eisverkäufer warten vergeblich auf Kunden

Ähnlich pessimistisch zeigten sich auch die Eisverkäufer vor Ort. „Heute geht wirklich gar nichts. Niemand möchte Eis“, erzählte Dieter Knodel, der in seinem Eisverkaufstand „Eisbar“ auf Kunden wartete. Er sei 2016 schon zum 25. Mal auf dem Frühlingsfest, habe aber erst ein Jahr erlebt, als es ähnlich kalt war wie in diesen Tagen.

Auch Sibylle Pauland, die beim Eisverkauf von Jasmin Scherrle arbeitet und in diesem Jahr zum ersten Mal auf dem Frühlingsfest dabei ist, traf es nicht besser. „In diesem Jahr liegt der Fokus bei den Besuchern eindeutig bei den Festzelten“, konstatierte die Verkäuferin. Trotzdem gebe es auch an kühlen Tagen ohne Sonnenschein ein paar Verrückte, die gerne ein Eis wollen.

Neben den ungemütlichen Arbeitsbedingungen bringt das schlechte Wetter für viele Schausteller auch finanzielle Schwierigkeiten mit sich. „Wir müssen mehrere Tausend Euro für Standmiete, Strom, Personal und die bezahlen“, erklärte Irene Nagel, die mit ihrem Wagen mit Eis und Süßwaren seit 1976 auf das Stuttgarter Frühlingsfest kommt, und hofft auf besseres Wetter: „In den nächsten Tagen soll das Tief abziehen und es wieder schöner werden; zumindest hat mir das gestern meine Enkeltochter am Telefon gesagt“.

„Ist denn schon wieder Streik?“

Nicht nur Verkäufer von Eis und kühlen Getränken kämpften mit dem unfreundlichen Wetter. Nach einem gut besuchten Sonntag, als viele Familien auf das Frühlingsfestgelände kamen, sackten die Besucherzahlen zu Beginn der neuen Woche in den Keller. Ein Mitarbeiter der „Alpina-Familienachterbahn“ fragte sogar: „Gibt es heute schon wieder Streik?“. Auf das verneinde Kopfschütteln schob er nach: „Vielleicht kommen am späten Nachmittag oder am Abend noch ein paar Gäste“. Zuversicht sieht anders aus.

Andere Schausteller reagierten auf den plötzlichen Kälteeinbruch kreativ. „Seit Montag schenken wir auch Glühwein und Jagertee aus“, erzählte Irene Wilhelm, die bei Wilhelms Wasen-Schänke hinter der Theke steht. Man habe damit auf Anfragen der Besucher reagiert, die sich schon in den Tagen davor nach Glühwein erkundigt hatten. „Der Aufwand hielt sich in Grenzen, da wir mit unserem Stand auch Glühwein auf Weihnachtsmärkten verkaufen“, berichtete Wilhelm.

Um den Festzeltbesuchern einen angenehmen Aufenthalt zu garantieren, haben die Wirte ihre Heizgeräte aufgestockt. „Es ist momentan einfach zu kalt. Deshalb haben wir zwei weitere Heizungen im Zelt installiert, “, sagte Theo von Pagliarucci, der sich beim Festzelt „Zum Wasenwirt“ um Marketing und Öffentlichkeitsarbeit kümmert.

Schausteller hoffen auf besseres Wetter

Trotzdem waren auch die Zelte am frühen Nachmittag noch kaum besucht. Allerdings sah man auf dem Festgelände mehr und mehr junge Menschen in Tracht, die -teilweise bereits angetrunken- die Festzelte ansteuern, wo es am Dienstag besondere Angebote für Studenten gab.

Die meisten Mitarbeiter der zahlreichen Fahrgeschäfte, die am Sonntag noch gut ausgelastet waren, saßen am Dienstagnachmittag jedoch gelangweilt in den Kassenhäusern, wärmten sich an Kaffee oder Tee und schlugen die Zeit tot. Das Riesenrad „Bellevue“, das bis zu 250 Personen Platz bietet, drehte sich zwar, war aber nur mit einem einzigen Fahrgast besetzt. „Seit 12 Uhr hatten wir nur vier zahlende Gäste“, bilanzierte der Mann im Kassenhäuschen um 14:15 Uhr.

Da sah es beim Fahrgeschäft „Breakdance“ schon besser aus. Doch nach zwei Runden am Stück, in denen zumindest einige der 48 Plätze besetzt waren, standen sich die Angestellten des Fahrgeschäfts schon wieder die Beine in den Bauch.

Einig waren sich Schausteller, Fahrgeschäftbetreiber, Festzeltwirte und Besucher auf dem Cannstatter Wasen in der Hoffnung auf besseres Wetter. Zumindest für die Zeit ab Freitag werden ihre Bitten wohl erhört werden. Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert dann zweistellige Temperaturen und Sonnenschein.

In unserer Bildergalerie finden Sie Eindrücke unseres Rundgangs auf dem Frühlingsfestgelände.