Peter Kurth in „Die Kleinen und die Bösen“ Foto: Verleih

Peter Kurth spielt in der Gaunerkomödie „Die Kleinen und die Bösen“ einen Ex-Knacki. Kurth, der 2014 Schauspieler des Jahres war, schwärmt bei der Stuttgart-Premiere des Films von den Stuttgartern.

Stuttgart - Dennis ist tot. Die Polizei findet ihn zwischen den Bahngleisen. Ein Unfall? Zweifel werden geäußert. Denn sein Vater ist ein Knacki auf Bewährung. Und der – so scheint es – ist wenig gerührt vom Tod seines Sohns. Ein Aufreger in einem Film, der sich als Gaunerkomödie versteht?

Vor der Leinwand im Kino Metropol, auf der gerade der Abspann zu „Die Kleinen und die Bösen“ als Stuttgart-Premiere geendet hat, sagt Regisseur Markus Sehr: „Der Tod des Jungen war tatsächlich ein Problem für die Finanzierung des Films und bis in den Schneideraum ein Ausbalancieren.“ Doch wie soll Hotte, der Vater, um einen Sohn trauern, den er nur wenige Tage kannte? Weil die Mutter der Kinder (Dennis hat eine Schwester, Jenny) abgehauen und die Oma gestorben ist, wird Hotte nach der Haftentlassung das Sorgerecht aufgedrückt. So scheint es eher, dass das Herz des bärbeißigen Gauners durch Jennys Trauer um den Bruder auftaut – Hotte will jetzt Verantwortung übernehmen.

Ein bunter, sehr lauter Film

Peter Kurth, Ensemblemitglied des Schauspiels Stuttgart und 2014 zum Schauspieler des Jahres gekürt, spielt Hotte. Auch er ist zur Stuttgart-Premiere ins Kino Metropol gekommen: „In Deutschland versteht man unter Komödien Seifenopern“, sagt er. „Als ich das Drehbuch von Xao Seffcheque und Martin Ritzenhoff gelesen hab’, wusste ich, diesmal ist es anders, hier will ich mitspielen, das will ich schaffen, gerade wegen der Kritik, die schon vor Drehbeginn geäußert wurde.“

Der bunte, oft sehr laute Film mit dem leisen, leichten Finale zeigt: Peter Kurth hat es geschafft. Der 58-Jährige setzt in der Rolle des Kölner Prolls Nuancen, der trotz bester Absichten immer wieder sein kriminelles Handlungsvokabular einsetzt: brüllen, draufhauen, abhauen, krumme Dinger drehen. Hotte hat einfach eine kurze Lunte und ist dennoch ein Träumer. Und wer Peter Kurth in Theaterinszenierungen wie „Onkel Wanja“, „Leben des Galilei“ oder als Frosch in „Die Fledermaus“ erlebte, versteht, wenn er sagt: „In diesem Film konnte ich Sachen machen, die einem in der bürgerlichen Welt verwehrt sind.“

Stuttgart? Na ja. Die Stuttgarter? Die liebe ich!

Zwei Männer bekriegen sich in „Die Kleinen und die Bösen“: Hotte, der Knacki, und Benno, sein Bewährungshelfer (Christoph Maria Herbst). „Da knallt’s“, sagt Regisseur Markus Sehr. Und immer geht es um Jenny, Hottes Tochter, ein zartes, aber zähes Mädchen. Sie wird von Emma Bading gespielt. Peter Kurth, selbst Vater und Großvater, sagt über sie und ihre Rolle: „Jenny ist toll. Am Set auf Augenhöhe, in den Pausen ein Mädchen.“ Und dass man sich „als alter Theaterhund“ gar nicht die Frage stellen dürfe, welche professionellen Qualitäten die jungen Kollegen zum Dreh mitbrächten. „Das ist ein Kollege, egal ob der erst vier Jahre jung ist und egal ob er begabt oder unbegabt ist.“

Irgendwann im Film trifft Jenny auf Ivic (Ivo Kortlang), einen Kleinkriminellen mit kosovarischem Mutterwitz. Sie verlieben sich ineinander. Regisseur Sehr sagt: „Weil die sich ja auch mal küssen müssen, haben wir Emma gefragt, welcher der vielen gecasteten Jungs es denn sein soll, und Emma hat gesagt, der Ivo.“ Das Premierenpublikum lacht. Und dann gibt es zum Abschluss dieses Abends noch ein Kompliment. Ein Zuschauer gesteht, er habe den Film trotz einer schlechten Kritik sehen wollen. Peter Kurth – enthusiastisch – sagt: „Ich bin seit zwei Jahren in Stuttgart. Die Stadt? Na ja. Aber für ihre Haltung zum Theater oder zum Film liebe ich die Stuttgarter.“

Ab 12; im Kino Metropol