Zum Auftakt des Konzertsommers hat Andreas Bourani direkt vor dem Mercedes-Museum gespielt. Foto: StN

„Stuttgart“, ruft Andreas Bourani, „seid ihr bereit, auszuflippen?“ Und wie! Mit einem „Feuerwerk an Endorphinen“ ist der Festivalsommer vorm Mercedes-Museum in die heiße Phase gestartet. Schlag auf Schlag geht es nun weiter.

Stuttgart - „Wir lieben Stuttgart“, postet Popsänger Andreas Bourani bei Instagram nach seinem fulminanten Auftritt beim Konzertsommer vor der futuristischen Kulisse des Mercedes-Benz-Museums.

Und Stuttgart liebt es, sich in lauen Sommernächten dem Rhythmus hinzugeben und ein Hoch auf den Moment anzustimmen, der immer bleibt, ein Hoch auf das Leben!

Die Wetteraussichten sind gut, sodass in den nächsten Tagen die Menschen in dieser feierfreudigen Stadt noch öfter unterm Sternenhimmel ausflippen können. Erst geht’s bis Sonntag für vier Nächte ab vor der markanten Fassade des Museums, das sich auf einem sechs Meter hohen Hügel als Zeichen der Zukunft emporhebt und dank runder Formen mit den Kurven des Neckartals korrespondiert. Sodann bilden das Alte und Neue Schloss in der City die traumhafte Kulisse, um während den Jazz Open bis zum 14. Juli an festlich illuminierter Historie der Stadt Emotionen zum Klingen zu bringen.

Der alkoholfreie Drink heißt „A-N-N-A muss fahren“

Schon zum Auftakt der heißen Festivalphase gibt’s bei dem 35-jährigen, als Andreas Stiegelmair in Augsburg aufgewachsenen Balladenkönig Power pur und dazu den Beweis, wie Stuttgart Party liebt: Der Orkan des Konzertjubels von 4000 Fans ist so gewaltig, dass man fast spüren kann, wie sich die Wellen bis in entlegene Teile Cannstatts ausbreiten – als Energieschub der guten Laune. Um 22 Uhr muss die Musik verstummen, was die Veranstalter bedauern, sie würden gern länger feiern – zu einer Zeit, da es endlich richtig Nacht ist.

Im Publikum sieht man solariumgebräunte Blondhaarträger aus der Ibiza-Kurve, die wie in den 1970ern weiße Hose tragen, aber nun mit Löchern drin. Auf T-Shirts von Kindern steht „Rettet den Planeten“. Die meisten Fans sind ganz normale Genießer des Lebens. Vorne an der Bühne wird getanzt, hinten hängen die Entspannten mit Cocktails auf den zahlreichen Liegestuhl-Reihen ab. Die Drinks tragen Namen, die sich an die Künstler orientieren, die an vier Tagen auf der Bühne direkt vor der Museumsfassade auftreten. Die Schwarz-Weiß-Bar bietet etwa den „BombayCro“ (mit Gin) sowie „A-N-N-A muss fahren“ (die alkoholfreie Variante) an.

Ginstr wird nun von sieben Mann hergestellt

Leicht findet sich der Weg zu Ginstr. Eine riesige Flasche der preisgekrönten Stuttgarter Marke, die sich in nur zwei Jahren zu einer bekanntesten Ginsorten Deutschlands entwickelt hat, thront auf einem stylisch ausstaffierten Wagen und ist auf dem ganzen Gelände zu sehen. Markus Escher, einer der Macher, freut sich über die weltweite Nachfrage. „Wir produzieren immer noch in Schwaikheim“, sagt der 27-Jährige, der zwischen Hong Kong und London für sein Produkt unterwegs ist,„aber inzwischen sind wir bei der Herstellung zu siebt.“ Mitgründer Alexander „Sandy“ Frank ist bei einem Pferderennen in Hamburg – auch dort will man Stuttgarter Gin mit viel Eis und Tonic.

Wenn Bourani nicht sein Publikum zum Niederknien bittet, auf dass alle gemeinsam aufspringen, wird unentwegt fotografiert und gefilmt in der wogenden Menge. Die Selfie-Generation will posten! Dass dies bei Bob Dylan am Mittwoch vorm Neuen Schloss nicht möglich ist, weil die Musiklegende es verbietet, hat sich in der Mercedes-Welt herumgesprochen. „In 40 Jahren lässt sich Bourani auch nicht mehr fotografieren“, sagt einer, „deshalb ist er heute dran.“

Cro ist ausverkauft

Auf den Großaufnahmen der Leinwand sieht man, wie der Sänger nass von Schweiß gut gelaunt alles gibt. Ein Live-Erlebnis ist kaum zu toppen. Bouranis Management ist nicht so entspannt. Pressefotografen, die in den Graben vor der Bühne wollen, müssen unterschreiben, dass sie „das zeitlich, örtlich und inhaltlich unbeschränkte und weiter übertragbare Recht“ ihrer Bilder an das Management abtreten müssen. Weil auch Bourani niemals die Rechte seiner Lieder weitergeben würde, lehnt es unsere Zeitung ab, die Arbeit der Fotografen zu missachten. Wir haben daher beschlossen, keine Großaufnahmen von Bourani zu machen. Dieser lässt noch in der Nacht ein Foto von der Bühne auf die Masse bei sich auf Instagram posten. „Wir lieben Stuttgart“, steht da. An diesem Freitag ist Cro beim Mercedes-Konzertsommer dran. Die Veranstalter melden: ausverkauft!