Der Fernsehturm: Gesperrt und unbeleuchtet – bis auf weiteres bleibt es dabei. Foto: dpa

Die Stadtverwaltung und der  Südwestrundfunk lassen Stuttgart hoffen. Die technische Lösung, wie der Brandschutz verbessert und der gesperrte Fernsehturm wieder für Besucher geöffnet werden kann, sei gefunden. Der Sommer wird aber wohl noch ins Land ziehen.

Die Stadtverwaltung und der  Südwestrundfunk lassen Stuttgart hoffen. Die technische Lösung, wie der Brandschutz verbessert und der gesperrte Fernsehturm wieder für Besucher geöffnet werden kann, sei gefunden. Der Sommer wird aber wohl noch ins Land ziehen.

Stuttgart - OB Fritz Kuhn (Grüne) hat sich am Mittwoch ein weiteres Mal unter vier Augen mit dem Intendanten des Südwestrundfunks, Peter Boudgoust, über das Sorgenkind Fernsehturm unterhalten. In einem „sehr konstruktiven Gespräch“ habe man das abschließende Brandschutzgutachten erörtert, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von SWR und Stadt. Und: „Beide stimmten überein, dass das Gutachten technisch den Weg aufzeigt, wie der Turm wieder für die Öffentlichkeit geöffnet werden kann.“ In den nächsten Wochen würden Bau- und Kostenfragen geklärt. Kuhn und Boudgoust zeigten sich „zuversichtlich, dass eine abschließende Einigung erzielt werden kann“. Erst dann könne man über einen Zeitplan zur Wiedereröffnung entscheiden.

Was Kuhn angeht, der den Fernsehturm Ende März 2013 wegen Brandschutzmängeln sperren ließ, ist diese Einschätzung nicht ganz neu. „Wir werden den Turm wieder öffnen – aber ich sage noch kein Datum“, hatte er in einem Interview mit unserer Zeitung erklärt, das am 4. Januar erschien. Jetzt äußerte aber auch Boudgoust Zuversicht.

Beobachter in SWR-Kreisen und in Kreisen der Stadtverwaltung interpretierten die Botschaft gleichermaßen: Der Wille, sich auch über die Kosten zu einigen, sei vorhanden. Was für die Wiedereröffnung nötig erscheine, sei machbar. Manche Beobachter warnten aber auch davor, den Zeitaufwand für die Umsetzung zu unterschätzen. Die Touristen, die gern mal vom Fernsehturm auf die Stuttgarter Stadtlandschaft und die weitere Umgebung blicken möchten, könnten „die Sommersaison sicher vergessen“.

Weiteres Gutachten nötig?

Das liegt daran, dass die Leiterin des städtischen Baurechtsamts, Kirsten Rickes, offenbar zwar grünes Licht für die Wiedereröffnung geben will, aber zuvor eine Reihe von Auflagen umgesetzt werden müssen. Vielerlei Maßnahmen, die den Aufenthalt auf dem Turm für die Besucher sicherer machen sollen, wurden in den letzten Wochen und Monaten erörtert. Beispielsweise die Begrenzung der Besucherzahl – vor allem dann, wenn Rollstuhlfahrer auf dem Turm sind. Außerdem der Einsatz von Helfern bei der Evakuierung der Menschen am beengten Übergang vom Turmkorb zur Treppe im Turmschaft. Aber es ging nicht nur um den organisatorischen Brandschutz. Auch für die rein technischen Lösungen, die der vom SWR beauftragte Gutachter Udo Kirchner vorgeschlagen hatte, wurden neue Varianten überprüft. Beispielsweise andere Materialien, um entlang der massiven Kabelstränge im Turmschaft gegen die Ausbreitung eines Brandes vorzusorgen. Außerdem wurde jüngst noch genauer betrachtet, ob das im Brandfall durch Lüftungsklappen aus dem Turmschaft strömende Rauchgas die Besucher auf den Aussichtsplattformen gefährden könnte. Ob auf Ebene 7, wo früher Theaterräume waren, eine neue Nutzung genehmigt wird, wollte sich das Baurechtsamt zuletzt vorbehalten. Für die Nutzung in den anderen Turmteilen soll aber ein Bestandsschutz gelten – wenn es einen sicheren Rettungsweg gibt.

Kuhn und Boudgoust haben zwar den Willen erklärt, sich auch über die Finanzierung zu einigen – doch eine genaue Regelung scheint noch nicht in Sicht zu sein. „Kein Kommentar“, hieß es dazu beim SWR wie bei der Stadtverwaltung. Beobachter im Rathaus rechnen damit, dass die Bewertung der absehbaren Kosten ebenfalls noch einen Gutachter notwendig machen dürfte.

Belastbare Aussagen über die Kosten gibt es bisher kaum. 750.000 Euro seien sicher nicht ausreichend, sagte Siegfried Dannwolf am 9. Dezember unserer Zeitung. Er ist Geschäftsführer der SWR Media Services GmbH, die den Turm für den Eigentümer SWR betreibt und bisher ihren Mitarbeitern im Turm noch nicht gekündigt hat. Die GmbH könne maximal 500.000 Euro für den Brandschutz in ihrem mehrjährigen Wirtschaftsplan unterbringen, hieß es. Die Mutter SWR dürfe für den Turm aus rechtlichen Gründen aber keine Gelder einsetzen, die ihr aus den Rundfunkgebühren zufließen. Die Kosten wurden nach Informationen unserer Zeitung aber schon im Dezember auf eine Größenordnung von 1,5 Millionen Euro geschätzt – im Zweifel eher zwei Millionen als eine Million, meint ein Beobachter. Und ob zwei Millionen wirklich reichen, wisse man auch nicht.

Die Zuständigkeit für die Kosten über 500.000 Euro wiesen sich der SWR und die Stadt bisher gegenseitig zu. Der Turm sei das Wahrzeichen der Stadt, der SWR könne seine Sendeanlagen auch in einem für Besucher geschlossenen Turm betreiben. Außerdem habe die Stadt 2011 den Brandschutzstandard gebilligt, sagten die einen. Der Fernsehturm tauche oft in den Fernsehbildern des SWR auf und sei als Logo im Funkhaus präsent, konterten die anderen. Wie Kuhn und Boudgoust die Kosten nun verteilen wollen, darüber wird im Rathaus gerätselt.