Trotz Zweifel schauen sich am Black Friday viele Menschen auf der Stuttgarter Königsstraße um. Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko

Die Stuttgarter Königsstraße ist am Freitagmittag gut gefüllt. Was halten die Menschen, die mit voll bepackten Tüten durch die Innenstadt schlendern, vom Black Friday?

Auf der großen Einkaufsstraße Stuttgarts schieben sich am Freitagmittag die Menschen mit Tüten aneinander vorbei. Die Schaufenster sind plakatiert mit Sale-Schildern und Aufrufen, am Black Friday die Rabatte zu nutzen. Was sagen die Menschen zu der Verkaufsveranstaltung?

Die Menschen sind skeptisch

Ob es sich wirklich lohnt, an diesem Tag auf Schnäppchenjagd zu gehen? Die Meinungen gehen auseinander. Viele sehen hinter dem Shoppingevent eine reine Marketingstrategie und ein Abbild unserer Konsumgesellschaft, andere kommen extra nach Stuttgart gefahren und haben davor eine Einkaufsliste geschrieben. Regina Maier ist Studentin. Sie wartet mit ihren Besorgungen nicht absichtlich, bis die benötigten Produkte in der Black Week heruntergesetzt sind, schaut sich am schwarzen Freitag aber in der Stadt um. Skeptisch, ob wirklich alles günstiger verkauft wird, ist sie trotzdem: „Ich glaube schon, dass die Läden und Unternehmen die Preise davor erhöhen, um damit am Black Friday wieder runter zu gehen.“

IT-Systemelektroniker Patrick Fulrich aus Fellbach plant den Black Friday fest ein. Er schreibt sich davor eine Liste und vergleicht am Tag die Schnäppchen. „Wir haben für den Kollegen einen Laptop gesucht und haben auch ein Angebot gefunden, bei dem es sich lohnt.“ Der ist zwar fündig geworden, äußert sich aber dennoch kritisch. „Ich glaube, der Black Friday ist einfach nur eine Marketingaktion von den Geschäften. Die wollen uns damit locken, aber die Preise bleiben die gleichen“, so Can Lutz. Seine Beobachtung: Viele Läden locken am Black Friday mit einer Kundenkarte, um die Konsumenten zu binden.

Rabatte nur mit Kundenkarte

Dem stimmt die Familie Sam aus Künzelsau zu. Die Rabatte auf die Artikel würde man oft nur nach Abschließen einer Kundenkarte bekommen. „Ich halte nichts davon. Wenn man etwas braucht, in Ordnung. Aber etwas zu kaufen, nur weil es reduziert ist, was dann zuhause in der Ecke liegt, halte ich für unnötig“, meint der 65-jährige Familienvater und fügt hinzu, dass diese Einstellung nicht nur am Black Friday gelte.

Enttäuscht zeigt sich auch ein ukrainisches Ehepaar, das mittlerweile in Aalen wohnt. 80 Kilometer sind die beiden gefahren, um heute etwas für ihre Kinder und sich zu kaufen. Die Einkaufsliste können sie nicht ganz abhaken, denn die erwarteten Preisnachlässe blieben aus. Sie haben mit mehr als den oft angebotenen zehn bis 15 Prozent Rabatt gerechnet.

Ein Passant, der lieber anonym bleiben möchte, hat eine klare Meinung. Die Wirtschaft mache, was sie will, der Black Friday sei eine Geldmacherei und ein Sinnbild für den Untergang vieler kleiner Geschäfte, die sich neben den großen Handelsketten nicht mehr halten können, so der ehemalige Ladenbesitzer.

Auch wenn die Königsstraße an diesem Tag gut besucht ist, wirklich begeistert und überzeugt scheint hier niemand zu sein. Die vielen Werbeaktionen scheinen trotzdem Wirkung zu zeigen. Denn klar ist auch: Zweifel halten nicht davon ab, sich an diesem Tag im Handel umzuschauen.