Entwurf zum Berliner Freiheits- und Einheitsdenkmal Foto: Agentur Milla & Partner

Der Baubeginn am Einheitsdenkmal ist eine echte Überraschung – und eine positive dazu. Der Entwurf des Stuttgarter Büros Milla und Partner kommt doch noch zum Zuge, allen Fledermäusen der Kulturpolitik zum Trotz.

Berlin/Stuttgart - Manche Ideen und Projekte verliert man aus den Augen, weil sie irgendwie so gar nicht in Gang kommen und ständig neue Gründe auftauchen, warum man sie eigentlich dringend verhindern müsste. Das Freiheits- und Einheitsdenkmal gehört dazu, das an zentralem Platz der Hauptstadt, direkt an der Spree und vorm neu errichteten Humboldtforum an die friedliche Revolution in der DDR 1989 und die deutsche Vereinigung 1990 erinnern soll.

Gewonnen hat das Stuttgarter Büro Milla & Partner den künstlerischen Wettbewerb bereits 2010 – mit einem Entwurf, der einst gemeinsam mit der Choreografin Sasha Waltz entstand und der die eigentlich heillos überholte Form des politisch-historischen Denkmals wunderbar neu dachte und in Bewegung brachte: Die große, begehbare Waage, die hier entstehen sollte, wäre tatsächlich eine „soziale Skulptur“, ein Anlaufpunkt der Bürger, nicht geeignet zum Ablegen von Kränzen oder Abhalten von Siegesfeiern, sondern vorrangig zum Erleben des Miteinanders am eigenen Leib.

Auch die Kulturstaatsministerin war lange Zeit nicht hilfreich

Weil viele in Berlin und in den überregionalen Feuilletons aber monumentale Kranzablageflächen haben wollen – und weil man sich in der Hauptstadt eigentlich auch ungern gute Ideen aus Stuttgart liefern lässt –, wurde in den darauffolgenden Jahren wirklich alles getan, um die Freiheitswaage zu verhindern; und übrigens hat auch die aktuelle Kulturstaatsministerin des Bundes, Monika Grütters, ihr Scherflein dazu beigetragen. Es gab wirklich kein Argument, das gegen den Entwurf nicht ins Feld geführt wurde; zuletzt waren es vor allem die Fledermäuse, die in manchen Wintern im historischen Gewölbe unter dem Sockel ruhen; in vielen aber auch nicht, denn an alten Gewölben herrscht in der Gegend bekanntlich kein Mangel, was unter Fledermäusen längst kein Geheimnis mehr ist.

Viele Neben- und Ersatzkriegsschauplätze der Kulturpolitik über Jahre hinweg – und nun ein Baustart mit zehnjähriger Verzögerung. Das Büro Milla & Partner hätte oft Grund gehabt, allein aus Selbstschutz von dem ganzen Projekt zurücktreten. Aber für den Chef Johannes Milla und den Architekten Sebastian Letz ist die Idee eine Herzensangelegenheit. Dass sie durchgehalten haben: Respekt.