Weil das Interesse der Touristen so groß ist, schickt Stuttgart-Marketing künftig einen weiteren roten Doppeldecker auf die Route durch die Stadt. Damit gilt vom 1. Juni 2015 an für die Citytouren der 40-Minuten-Takt. Seit Anfang Juli 2014 wurden auf diese Weise 43 370 Fahrgäste durch die Schwabenmetropole kutschiert.
Stuttgart - Die Aussicht ist prächtig am frühen Mittwochmorgen. Zum einen, weil das Domizil der Weingärtner Bad Cannstatt oberhalb des Neckars liegt und man somit vom Kappelberg über die Mercedes-Benz-Arena bis zum Fernsehturm alles im Blick hat. Zum anderen, weil die erhöhte Position im oberen Deck des Busses noch bessere Perspektiven ermöglicht. Den Treffpunkt zur Verkündung ihrer Erfolgsstory haben die Macher von Stuttgart-Marketing nicht zufällig gewählt. Denn das Streckennetz wird von neun auf zehn Haltestellen aufgestockt – eben um jene Station unter dem Titel „Weingenuss/Römer“, wo man einen Abstecher nicht nur zu den Weingärtnern, sondern auch ins Römerkastell oder in den Travertinpark machen kann.
„Die City-Tour hat sich als touristisches Highlight etabliert“, erläutert Andrea Gehrlach, Prokuristin der Stuttgart-Marketing GmbH. Für die Gäste – aus der näheren Umgebung der Landeshauptstadt wie aus dem Ausland – sei das Angebot „zu einem absoluten Muss geworden“. 1768 Touren wurden seit Juli 2014 bis Pfingstmontag gefahren, die durchschnittliche Fahrgastzahl liegt bei 25 Gästen pro Fahrt, was einer Auslastung von etwa 50 Prozent entspricht, womit Gehrlach „mehr als zufrieden“ ist.
Angesichts des großen Zuspruchs schickt Stuttgart-Marketing nun einen weiteren Bus aus dem Hause Mercedes-Benz (66 Plätze, davon 53 oben) auf die 100 Minuten dauernde, 28 Kilometer lange Stadterlebnis-Rundfahrt. Der Fahrplan wird um eine halbe Stunde vorgezogen. Die erste Fahrt startet vom 1. Juni an bereits um 10 Uhr an der Haltestelle am i-Punkt (nahe Königstraße 1 A). Dafür findet die letzte Fahrt ebenfalls eine halbe Stunde früher statt. Das hat den Vorteil, nicht mehr in den nachmittäglichen Feierabendstau zu geraten, „da sind wir schon in manchem Nadelöhr stecken geblieben“.
Künftig gilt von Juni bis Oktober der 40-Minuten-Takt. Statt wie bisher sieben sind nun zehn Fahrten pro Tag möglich. Während der Tour werden die Gäste per Audio-Guide, also über Kopfhörer (in Stereoqualität) über die Sehenswürdigkeiten informiert. Künftig gibt es zwölf Kanäle, zwei mehr als bisher. Zum einen einen türkischen Kanal für die türkischen Mitbewohner sowie deren Gäste, die die Stadt kennenlernen wollen. Und zum Zweiten den arabischen Kanal, da im vergangenen Jahr ein Plus von 27 Prozent bei den Arabischen Golfstaaten (32 740 Übernachtungen in Stuttgart) verzeichnet wurde. „Im Juli und August ist es dort sehr heiß“, weiß Gehrlach, „unsere Sommertemperaturen werden als eher gemäßigt eingestuft, und sie reisen gerne nach Europa.“ Der beliebteste Kanal ist freilich der schwäbische. „Das ist ein Highlight, nicht nur für Einheimische, sondern für alle deutschsprachigen Gäste, die sich die schwäbische Sprachvariante nicht entgehen lassen wollen.“
Betreiber der City-Tour im Auftrag von Stuttgart-Marketing ist das privat geführte Busunternehmen Willms-Reisen-Touristik mit Hauptsitz nahe Köln. Derzeit fährt das Unternehmen mit seinen Doppeldeckern neben Stuttgart sieben weitere City-Touren – in Hannover, Dortmund, Oberhausen, Düsseldorf, Aachen, Köln und Bonn. Noch in diesem Jahr soll Karlsruhe folgen. „Während die anderen Städte meist drei Jahre Anlaufzeit brauchten, lief Stuttgart vom ersten Tag an sehr gut und ist von Anfang an explodiert“, sagt Inhaber Wolfgang Willms.
Was man im Cabriolet-Bus mit offenem Verdeck – bei Regen wird das durchsichtige Plexiglasdach drübergeschoben – auf keinen Fall tun sollte, das bekommen die Gäste auf drastische Weise in einer Zeichnung auf der Rückseite der Sitze präsentiert: Aufstehen verboten, sonst ist die Rübe ab, so die unmissverständliche Botschaft. „Seit fünf Jahren haben wir in unseren Bussen diese Kopf-ab-Schilder, das wirkt im ersten Moment zwar sehr brutal, ist aber in allen Sprachen zu verstehen und wirkt – seitdem steht keiner mehr auf, um etwa zu fotografieren“, sagt Willms, der das Signet einst selbst erfunden und mittlerweile Bestellungen von Busunternehmen aus Brüssel und Amsterdam vorliegen hat.