Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wird in der Ökofraktion im Rathaus über den Ergänzungsbahnhof zum Projekt Stuttgart 21 sprechen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Im Rathaus gibt es nicht nur bei OB Frank Nopper von der CDU Widerstand gegen einen zusätzlichen Bahnhof. Baubürgermeister Peter Pätzold von den Grünen ist an Noppers Seite.

Stuttgart - Der im Koalitionsvertrag von Grünen und CDU vereinbarte Bau zusätzlicher Schieneninfrastruktur in und um Stuttgart scheint auch für Teile der Grünen im Stuttgarter Rathaus erklärungsbedürftig. Der alte und mutmaßlich neue Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wird dazu an diesem Mittwoch in der Fraktion im Rathaus zu einer „offenen Aussprache“ erwartet.

Bei den Stadträten müsse Hermann voraussichtlich keine Überzeugungsarbeit leisten, lautete am Montag eine Selbsteinschätzung aus der Fraktion, wohl aber bei Baubürgermeister Peter Pätzold, der als früherer Fraktionschef mit Grünen-Ticket im August 2015 in die Stadtverwaltung gelangte. Pätzold hatte die Koalitionäre im Land wegen der im Vertrag vorgesehenen bis zu sechsgleisigen Ergänzungsstation am Stuttgart-21-Tiefbahnhof ähnlich scharf kritisiert wie OB Frank Nopper (CDU). Die Stadt wolle auf der Gleisfläche des alten Kopfbahnhofs bauen. „Vielleicht hätte man sich gut überlegen müssen, ob man in einen Koalitionsvertrag Flächen einer Kommune mit hineinnimmt“, hatte Pätzold gegenüber dem SWR gesagt.

Ist nicht beides miteinander vereinbar

Die Fraktionssprecher Gabriele Nuber-Schöllhammer und Andreas Winter erinnerten Pätzold am Montag in einer Pressemitteilung daran, dass eine Mehrheit im Rat die Erstellung einer Machbarkeitsstudiezur Ergänzungsstation begrüßt habe. Der künftige Tiefbahnhof werde „durch die Vielzahl von Doppelbelegungen störanfällig sein“, so Winter. Auf die angestrebte Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030 und weitere Zuwächse „müssen wir reagieren und begrüßen den konstruktiven, vorwärts gerichteten Konsens der Koalitionsparteien sehr“, so Winter.

Nuber-Schöllhammer sagte, man erkenne die Dringlichkeit des Wohnungsbaus im Rosensteinviertel auf dem Gleisgelände, dennoch müsse man jetzt schnell prüfen, ob und wie sich Ergänzungsstation und Städtebau vereinbaren lassen. Die Grünen wollten die Machbarkeit „unideologisch und ohne Scheuklappen diskutieren.“ Beide Fraktionssprecher betonen auch das Thema Klimawandel. Man sei „in der Pflicht, die diversen Ausbauoptionen zu prüfen und, wenn möglich, zu realisieren“. Dazu gehört auch der Bau eines Tunnels für die Gäubahn von Böblingen zum Flughafen, für den die CDU wirbt. Die Position von OB Nopper sei daher „widersprüchlich“, so Winter.