Der Badespaß ist für Vorschulkinder in Stuttgart bald kostenlos. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Stadt hat für ihre Bäder eine neue Tarifstruktur beschlossen. Bemerkenswert daran: Kinder im Vorschulalter zahlen vom neuen Jahr an nichts mehr für den Badespaß.

Stuttgart - Die Stadt entrümpelt die heute teils recht komplizierten Preistarife ihrer Bäder. Das hat der zuständige Ausschuss des Gemeinderats am Freitag beschlossen. Die Neuerung soll die Preisstruktur einfacher und übersichtlicher machen. Eine ganze Reihe bestehender Ermäßigungen vor allem durch Mengenrabatte wird gestrichen.

Die besonders für Familien mit Kindern wichtigste Veränderung: Mit Beginn des kommenden Jahres haben Kinder bis einschließlich des sechsten Lebensjahres freien Eintritt in alle Bäder. Bisher zahlen die Kleinen vom dritten Lebensjahr an den Eintrittspreis für Kinder und Jugendliche.

Neue Tarife in den Mineralbädern erst Mitte 2019

Überdies wird die Altersgrenze bei der Ermäßigung von Studierenden aufgehoben. Dies gilt auch für Schwerbehinderte, selbst wenn sie keine Stuttgarter Bonuscard haben. Die Eintrittspreise für die Frei- wie für die Hallenbäder werden einheitlich auf 4,50 Euro festgesetzt, mit Ermäßigung auf 2,70 Euro. Der Zuschlag für Warmbadetage in den Hallenbädern wird gestrichen. Im Hallenbad in Heslach wird für die Sauna eine Zuzahlung von sechs Euro fällig, in Zuffenhausen beträgt diese fünf Euro.

Auch für die Mineralbäder sind einige Tarifänderungen beschlossen worden. Diese treten – mit Ausnahme der Regelung für Kinder unter sieben Jahren und für Schwerbehinderte – erst von Juni 2019 an in Kraft, weil bauliche und organisatorische Änderungen nötig sind. So wird seit Längerem von Badegästen im Leuze kritisiert, dass sie durch den höheren Regelsteuersatz für Saunabesuche mehr fürs Schwimmen bezahlen müssen. Deshalb werden dort Schwimmbad und Sauna tariflich wieder getrennt.

Einnahmen der Bäderbetriebe nehmen zu

Der Basistarif für zwei Stunden kostet künftig 9,50 Euro (ermäßigt 7,60 Euro), 60 Cent weniger als bisher. Allerdings kann die Sauna nun nicht mehr kostenlos mitgenutzt werden. Deren Besucher müssen von Mitte des nächsten Jahres an sechs Euro aufzahlen, unabhängig davon, wie lang sie sich dort aufhalten. Die Tageskarte liegt bei 14 Euro für Erwachsene (ermäßigt 11,20 Euro). Im Mineralbad Cannstatt beträgt der Basispreis für zwei Stunden Schwimmen 8,50 Euro, ermäßigt 6,80 Euro, für die Sauna kommen fünf Euro dazu (Tageskarte 13 Euro, ermäßigt 10,40 Euro).

Die Ratsfraktionen begrüßten die von Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) und Bäderchef Alexander Albrand vorgestellte Tarifänderung, auch wegen der familienfreundlichen Ausrichtung. Unter dem Strich wird die Stadt nicht weniger einnehmen. Im Leuze geht man von einem Plus von 325 000 Euro im Jahr aus, im Mineralbad Bad Cannstatt von plus 90 000 Euro. Diese Mehreinnahmen überwiegen die Rückgänge bei den Hallenbädern (minus 105 000 Euro) und den Freibädern (minus 40 000 Euro) um 270 000 Euro. Negativ schlägt vor allem der freie Eintritt für Vorschulkinder zu Buche.

Stadt spricht von „Investitionsbugwelle“

In der Sitzung wurde erstmals der Bäderentwicklungsplan 2030 vorgestellt. Obwohl in den Vorjahren durchaus schon viele Sanierungen in Bädern vorgenommen worden sind, schiebe man eine „Investitionsbugwelle“ von 130 bis 150 Millionen Euro vor sich her, sagte Dirk Thürnau. Deshalb solle in den Haushalten künftig jeweils ein „Sonderbudget“ für die Bäder vorgesehen werden, erklärte der Technikbürgermeister.

Eine Untersuchung hat aber gezeigt, so Bäderchef Alexander Albrand, dass gerade die Stuttgarter Sommerbäder „ziemlich gut in Schuss“ seien, von Ausnahmen abgesehen. Und: „Die Kapazität reicht.“ Man zählt pro Jahr in allen Bädern rund 2,4 Millionen Badegäste. Bei den Öffnungszeiten in den Sommermonaten liege man um rund 27 Prozent über dem Bundesschnitt. In den nächsten Jahren aber soll die Attraktivität der Bäder weiter verbessert werden. Etwa durch die Erneuerungen von Eingangsbereichen und von Umkleiden. Das Möhringer Freibad muss komplett saniert werden. Für die Freibäder sind in den kommenden Jahren Sanierungskosten von rund 20,5 Millionen Euro veranschlagt, für die Hallenbäder rund 98 Millionen Euro. Für die Mineralbäder Leuze und Bad Cannstatt sind zusammen rund 50 Millionen Euro aufgelistet.