Passanten kommen beim Brotmarkt auf ihre Kosten Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Bereits zum 25.Mal präsentieren Stuttgarter Bäckereien auf dem Schlossplatz die ganze Vielfalt ihres Handwerks – insgesamt gibt es 3200 Sorten.

Stuttgart - „Kann ich Sie für ein Walnussbrot begeistern?“, fragt eine junge Frau und hält ein Tablett mit Brotscheiben hoch. Lange muss sie nicht warten, bis mehrere Passanten zugreifen. Beim 25. Stuttgarter Brotmarkt herrscht an allen Ständen Andrang.

Ein Trend ist dabei nicht tot zu kriegen: Vollkornbrot steht immer hoch im Kurs. „Die Leute wollen gesundes Brot“, sagt Matthias Kaspar, Geschäftsführer der Stuttgarter Traditionsbäckerei Nast. Dort ist seit drei Monaten das Chia-Brot der Verkaufsschlager. Die Chia-Saat war schon den Azteken bekannt. Das saftige Brot enthält Omega-3-Fettsäuren und soll den Cholesterinspiegel senken. „Nach dem normalen Weizenbrot fragt heute kein Mensch mehr“, erklärt Kaspar.

Nachgefragt wird heute das Brot als Naturprodukt, ohne Chemie und Zusatzstoffe. Den Bäckereien kommt diese bewusste Ernährung entgegen. „Wir backen wieder so wie unsere Vorfahren vor hundert Jahren. So können Bäcker zeigen, wie gut sie ihr Handwerk beherrschen“, sagt Kaspar.

Wie gut die deutschen Bäcker ihr Handwerk beherrschen, sieht man an der Vielfalt: Etwa 3200 Brotspezialitäten gibt es hierzulande – im weltweiten Vergleich ein Rekordwert. Allein die Bäckerei Bosch, die auch beim Brotmarkt dabei ist, bietet 45 Brotsorten an. Seit 100 Jahren gibt es die Familienbäckerei an der Schwabstraße. Weitere Filialen kommen für Bosch nicht in Frage. „Das würde nicht zu unserer Philosophie passen“, sagt Verkaufsleiterin Fanny Bosch.

Den Brot-Trends folgt man aber auch bei Bosch: Besonders beliebt sei derzeit das „Bosch-Taki“, ein gesundes Brot mit Peperoni, Paprika und eingebackenem Hirtenkäse. Chia oder Taki: Offenbar verkauft man auch mit exotischen Namen besser. Bei Elsässer Bäckerei ist schon der Name Programm: „Au Vieux Fournil“ – das alte Backhaus. Bien sur, natürlich ist man dort dem Trend zum vollen Korn noch nicht erlegen.

„Im Elsass isst man Baguette, das ist bis heute so geblieben“, betont Roger Joerger aus Geispolsheim. Er trägt eine weiße Schürze und steht hinter Bergen von Bierbrot, Gugelhupf und Pain Fleur, einer Brot-Spezialität für Grillabende.

Ein großer Erfolg ist der Brotmarkt nicht nur für die Elsässer Bäcker. Seit der ersten Ausrichtung 1991 – damals noch auf dem Schillerplatz – ist die Veranstaltung bei den Stuttgartern beliebt. Gegründet den Brotmark Rudolf Frank. Sein Impuls war damals die Frage: Wie können Bäcker ihre Produkte noch besser vermarkten? Bei einem Viertele mit Bäckerkollegen reifte die Idee eines Brotmarkts, wie es ihn damals bereits in Basel gab. „Der Umzug auf den Schlossplatz hat den Brotmarkt noch populärer gemacht“, sagt Rudolf Frank, „einen besseren Veranstaltungsort kann ich mir nicht vorstellen.“