Es muss nicht immer Passion sein! Beim Bachfest Stuttgart bringt das junge Ensemble des Festivals unter dem Dirigenten Hans-Christoph Rademann zwei selten gespielte Oster- und Himmelfahrtsoratorien des Leipziger Meisters zu Glanz und Tanz.
Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu. Dieser Satz von Heinrich Heine gilt nicht nur für zerbrochene Liebesbeziehungen, sondern auch für die biblische Erzählung von Jesu Leiden und Tod. Bachs Vertonungen der Evangelien von Johannes und Matthäus gehören zu den Selbstläufern im Klassik-Betrieb, zur zentraleuropäischen DNA, und jeder namhafte Dirigenten der Barockmusik bemüht sich darum, bislang noch unentdeckte Aspekte und Ideen in den beiden Passionen freizulegen. Dass die Fortsetzung der Erzählung, nämlich die Geschichte von der Auferstehung Christi, die Bach ebenfalls vertonte, im Gegensatz dazu ein Schattendasein fristet, untermauert die These, dass Menschen – zumindest in unserer Hemisphäre – stärker von (Mit-)Leiden angezogen werden als von Freude und Fest. An der Musik selbst liegt es jedenfalls nicht, dass heute nur wenige den Vierzigminüter kennen, dessen letzte Fassung Bach 1749 drei Tage nach der finalen Version seiner Johannespassion vollendete.