Götterdämmerung über der Stuttgarter Daimler-Konzernzentrale: Im Werk Untertürkheim sollen Arbeitsplätze abgebaut werden und zugleich neue im Sektor E-Mobilität entstehen. Im Gemeinderat ist die Konzernstrategie umstritten. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Eigentlich ging es im Ausschuss für Stadtentwicklung um den Wunsch Daimlers, die Interimsnutzung eines firmeneigenen Grundstücks als Parkplatz um fünf Jahre zu verlängern. Für die Stadträte Anlass genug, eine Grundsatzdebatte über die Konzernstrategie und Daimlers Mobilitätskonzepte vom Zaun zu brechen.

Stuttgart - Das Daimlerwerk Untertürkheim mit seinen bisher rund 19 000 Beschäftigten steht vor einem Umbruch. Die dortige Produktion von Verbrennungsmotoren wird ins osteuropäische Ausland verlagert, rund 4000 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Zugleich will Daimler Untertürkheim zum Kompetenzzentrum für E-Mobilität umbauen und so neue Arbeitsplätze schaffen. Im Ausschuss für Stadtentwicklung des Gemeinderats wurde Daimler nun mit der Bitte vorstellig, die Genehmigung für rund 1000 Interimsparkplätze an der Mercedesstraße/Jelinekstraße zu verlängern. Im Ausschuss entspann sich schließlich eine Grundsatzdiskussion über die Unternehmensstrategie des Automobilkonzerns.

Daimler will rund 1000 Interimsparkplätze noch fünf Jahre nutzen

Das besagte Grundstück hatte Daimler 2008 zusammen mit anderen Flächen rund um die Festwiese am Neckarpark von der Stadt für insgesamt knapp 16 Millionen Euro erworben. Rund 1000 Mitarbeiter des Werks können dort derzeit parken. Ursprünglich wollte Daimler ein neues Parkhaus auf dem Werksgelände errichten – der Bau ist jedoch wegen der pandemiebedingten Sparmaßnahmen des Unternehmens vorerst auf Eis gelegt. Weil sich zudem die geplante Verlängerung der Stadtbahnlinie U 19 bis zum Werkstor wegen der Fußball-EM 2024 aufs Jahr 2025 verschiebt, will Daimler den Interimsparkplatz länger nutzen. Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) signalisierte Zustimmung.

CDU wirft ökosozialer Mehrheit generelle Abneigung gegen den Konzern vor

CDU, FDP und Freie Wähler und AfD machten deutlich, dass sie es „für eine Selbstverständlichkeit“ (CDU-Stadtrat Carl-Christian Vetter) erachten, Daimler entgegenzukommen. Grüne, SPD, die Linksfraktion und die Fraktionsgemeinschaft PULS dagegen kritisierten den Wegfall von Arbeitsplätzen und mahnten, das Mobilitätskonzept des Unternehmens müsse sich stärker auf den Nahverkehr fokussieren. SPD-Fraktionschef Martin Körner warf die Frage auf, warum Daimler Arbeitsplätze streiche, obwohl die verkauften Flächen seinerzeit ausdrücklich für neue Arbeitsplätze im Bereich emissionsarme Fahrzeuge vorgesehen gewesen seien. Für CDU-Fraktionschef Alexander Kotz wiederum warf der „linken Seite“ des Rats vor, ein grundsätzliches Problem mit Daimler zu haben: „Das ist Ihnen zu viel Luxus.“ Eine Entscheidung über die Frage der Interimsparkplätze wurde vertagt.