Außenseiter Heinrich Fiechter: Der Stuttgarter AfD-Stadtrat steht im Mittelpunkt einer bziarren Polit-Posse. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Um den AfD-Stadtrat Heinrich Fiechtner loszuwerden, haben AfD-Kollegen erwogen, ihm das Mandat abzukaufen. In einer Bananenrepublik geht es gesitteter zu, findet Lokalchef Jan Sellner.

Stuttgart - Manche in der Stuttgarter AfD träumen davon, dass alles läuft wie geschmiert. Oder wie soll man es nennen, was jetzt öffentlich wurde: der Versuch, dem AfD-Stadtratskollegen Heinrich Fiechtner das Mandat abzukaufen, um ihn loszuwerden. Weil der Vorgang so bizarr ist, weil er allem, was man unter politischer Kultur versteht, Hohn spricht, weil es sich um einen krassen Fall von Wählerbetrug handelte, muss man das Wort nochmals langsam wiederholen: a-b-k-a-u-f-e-n!

30 000 Euro waren dafür im Gespräch; jeder der drei AfD-Stadträte Eberhard Brett, Lothar Maier und Bernd Klingler sollte einem Vorschlag Bretts zufolge 10 000 Euro aufbringen. Alternativ wurde erwogen, dem ungeliebten Fiechtner einen Beratervertrag anzubieten. Hauptsache, er kehrte, wie im November von ihm angekündigt, der Stuttgarter AfD-Gemeinderatsfraktion so schnell wie möglich den Rücken. In einer Bananenrepublik geht’s gesitteter zu.

Neue Stufe der Selbstzerstörung

Seitdem der Vorgang des versuchten oder erwogenen Mandatskaufs ruchbar wurde, hat der Prozess der Selbstzerstörung in der Stuttgarter AfD eine neue Stufe erreicht: Am späten Montagabend verkündete die AfD-Fraktion per offizieller Mitteilung die Trennung von Fiechter („bekannt als schwierige Person“). Eine rechtliche Grundlage dafür wurde nicht genannt. Tags darauf erklärte Klingler die AfD-Pressemitteilung für nicht autorisiert. Er selbst sieht sich darin falsch zitiert. Fiechtner beklagt seinerseits „gefälschte Zitaten und falsche Aussagen“. Das Einzige, was die vier enfants terribles bisher nicht bestreiten, ist, dass sie Brett, Maier, Klingler, Fiechtner heißen.

„Mut zu Wahrheit“, lautet der Slogan der AfD. Damit kann die Partei angesichts ihrer Pleiten, Peinlichkeiten und Pannen nicht mehr vor die Wähler treten. Treffend wäre: „Mut zum Chaos“. Denn das ist es, was sie von dieser AfD bekommen.

jan.sellner@stzn.de