Zuffenbhausen
Zum Tanzen haben Klaus und Irene Kast gefunden, weil beide ein Hobby haben wollten, dass sie gemeinsam betreiben können. Foto: privat

Was als Hobby begann, hat Irene und Klaus Kast aus Zuffenhausen zu beachtlichem Erfolg geführt: Jüngst haben sie beim Deutschlandpokal bei den Standardtänzen Bronze gewonnen.

Zuffenhauusen - Dass aus dem gemeinsamen Hobby Tanzen irgendwann mehr wurde, dafür war der „Spaßfaktor“ entscheidend, sagt Klaus Kast. Mit seiner Frau Irene hat er in diesem Frühjahr Bronze beim Deutschlandpokal in Düsseldorf in der Klasse Senioren IV bei den Standardtänzen geholt. Keine Kleinigkeit: Immerhin gibt es in dieser Klasse Deutschlandweit 250 bis 300 Tanzpaare. 62 davon sind mit dem Ehepaar Kast in Düsseldorf angetreten.

Angefangen hatten sie mit dem gemeinsamen Hobby im Breitensport vor knapp 30 Jahren aus einem ganz pragmatischen Grund: Die Ehepartner waren mit dem gemeinsamen Baustoffhandel in Zuffenhausen und vier Kindern stark eingespannt. Zum Ausgleich spielten sie damals beide Tischtennis – allerdings getrennt. Und beide hatten den Wunsch, ein Hobby zu finden, dass sie gemeinsam betreiben können. So kamen sie zum Tanzen und begannen beim Amateurtanzclub Suebia in Botnang. Im Jahre 1989 tanzten sie dort ihr erstes Turnier.

Mehr als nur ein Sport

Inzwischen ist das Tanzen für den Bau-Ingenieur Klaus Kast und seine Frau und Partnerin weitaus mehr als nur ein Sport. Seit Anfang des Jahrtausends trainieren die beiden vier- bis fünfmal in der Woche, und seit 13 Jahren gehören sie zu den rund 30 sogenannten Kaderpaaren beim Tanzsportverband Baden-Württemberg. Dort werden die besten Paare zusammengefasst, erläutert Kast. „Dorthin wird man eingeladen, aber man muss die entsprechende Leistung bieten.“ Unter anderem erleichtert dieser Status auch das Finden freier Proberäume in den Zeiträumen, in denen man Zeit zum Trainieren hat. Denn die ist für das Ehepaar nach wie vor knapp bemessen, obwohl die Kinder inzwischen aus dem Haus sind. Einer ihrer drei Coaches ist der Baden-Württembergische Landestrainer im Bereich „A Standard“, Klaus Bucher. Auch Jens Jörgens arbeitet mit den Kasts. Er war Weltmeister in der Kür Standard und trainiert beim ATC die Turniertanzpaare. Julia Niemann ist Trainerin beim Tanzsportzentrum Feuerbach. Klaus und Irene Kast sind Mitglieder bei mehreren Vereinen. Das eröffnet ihnen weitere Probemöglichkeiten.

Es sind jedoch nicht in erster Linie die Turniererfolge, die Irene und Klaus Kast beflügeln. Wobei die Liste ihrer Erfolge beachtlich ist: Bei den US-Open waren sie einmal im Halbfinale, bei den French Open erreichten sie einen siebten Platz und bei den internationalen Belgischen Meisterschaften Rang 3. „Das Tanztraining ist wunderbar, um den Kopf freizukriegen“, erzählt Klaus Kast. „Das nimmt den Kopf so in Anspruch, dass man den Alltag darüber vergisst. Man ist körperlich und mental erledigt. Aber auf eine gute Art – das ist auch gut fürs Gemüt.“

Verbindung zur Musik und zum Partner

Abgesehen von diesem durchaus nützlichen Aspekt hat das Tanzen für den Geschäftsführer jedoch noch eine weitere Bedeutung: „Es ist immer wieder beeindruckend, die unglaubliche Verbindung zu spüren – zur Musik und zum Partner“, beschreibt der Zuffenhäuser. „Den Körper zur Musik über die Tanzfläche gleiten zu lassen, den Kontakt zur Frau wahrzunehmen – das harmonische Miteinander. Das bekommt man im Breitensport nicht hin.“ Und er fügt mit einem versonnenen Lächeln hinzu: „Das zu erleben zu können, ist fast wie eine Sucht.“ Sein Lieblingstanz, so verrät er, sei der Slowfox. „Der ist interessant, aber schwer“, sagt er und lacht.

Ein Ende ihrer Begeisterung für den Standard-Tanz ist noch nicht in Sicht. „Ob es uns gelingen wird, diesen Erfolg zu wiederholen, weiß ich nicht“, sagt der Unternehmer. „Aber wir tanzen ja nicht wegen der Meisterschaften, sondern weil wir uns gerne gemeinsam bewegen wollen.“ Da nehmen sie auch gerne die nicht unerhebliche Investition für ihre Turnier-Outfits in Kauf: Immerhin muss man für einen Tanzfrack 1500 Euro einplanen, für ein Turnierkleid zwischen 1500 und 2000 Euro. Dass sich im Laufe der Jahrzehnte Freundschaften mit anderen Tanzpaaren entwickelt haben, trägt natürlich zusätzlich zur gemeinsamen Leidenschaft bei. „Wir freuen uns, wenn wir unsere Freunde auf Turnieren wiedertreffen.“