Fast 45.000 Stuttgarter Einwohner sind in ihren Wohngebieten den Tag über mit mehr Lärm belastet als wünschenswert ist - wir geben einen Überblick.
Stuttgart - Fast 45 000 Stuttgarter Einwohner sind in ihren Wohngebieten den Tag über mit mehr Lärm belastet als wünschenswert ist. Und auch in der Nacht zwischen 22 und 6 Uhr, wenn weniger Autos, Bahnen und Flugzeuge unterwegs sind, müssen noch knapp 22 000 Menschen als lärmgeplagt eingestuft werden. Das ist das Ergebnis der Bestandsaufnahme und der Lärmkartierung des Stadtgebiets, die das Amt für Umweltschutz soeben vorgenommen hat.
Der Maßstab ist ein Ganztagespegel von 65 Dezibel. Er wird im Fall von acht Prozent der Stuttgarter Einwohner übertroffen. Speziell zur Beurteilung der Lärmsituation in der Nacht, wenn das Ruhebedürfnis der Menschen besonders groß ist, wird ein Pegel von 60 Dezibel zugrunde gelegt.
Der Straßenverkehr betrifft den Tag über knapp 34 000 Einwohner, nachts knapp 16 000. Beim Eisenbahnverkehr sind es den Tag über gut 7000 Menschen, nachts 4900 Anwohner. Hier handelt es sich allerdings um Zahlen, die der Stadtverwaltung vom Eisenbahn-Bundesamt übermittelt wurden.
Gegenüber den Ergebnissen des Jahres 2007, als die letzte Kartierung stattfand, hätten sich die Werte der Lärmbelästigung durch den Straßenverkehr leider erhöht, sagte ein Vertreter des Amtes am Dienstag vor dem Umwelt- und Technik-Ausschuss des Gemeinderats. Das sei aber vor allem auf ein anderes Rechenmodell zurückzuführen.
Naturgemäß stärker betroffen vom Straßenverkehr sind die Einwohner der Innenstadt, aber auch Bad Cannstatts, Vaihingens und Hedelfingens. Ruhige Wohnorte sind beispielsweise Mühlhausen, Münster, Sillenbuch und Birkach.
Als geringeres Problem bewertet das Umweltamt die Lärmbelastung durch die Stadtbahn. Dort allerdings, wo mehrere Stadtbahnlinien verlaufen – etwa im Bereich zwischen Stöckach und den Mineralbädern, in der Hackstraße im Stuttgarter Osten oder auch im Bereich der SSB-Depots in Heslach und Möhringen – fällt auch die Stadtbahn eher durch Lärm auf.
Jene, die unter dem Lärm leiden, müssten häufig auch mit schlechter Luft und Hitzestau im Sommer leben, gab Michael Kienzle (Grüne) zu bedenken. Für Günter Stübel (FDP) ist Stuttgart „keine laute Stadt“. Gegen Lärm könne man auch eher etwas tun als gegen schlechte Luft – zum Beispiel Wohn- und Schlafräume auf der von der Lärmquelle abgewandten Seite einrichten. Schallschutzfenster und Tempolimits sind nach Auffassung von Umweltbürgermeister Matthias Hahn die besten Hebel gegen Lärm. Wo Schallschutzfenster existieren, habe man für die Lärmkartierung nicht untersucht.