Kathrin Scheck und Jochen Brust wehren sich gegen den geplanten Nord-Ost-Ring. Foto: Georg Linsenmann

Mit gut vier Meter hohen Landmarken im Gebiet Zazenhäuser Grund verdeutlichen Landwirte, was der geplante Nord-Ost-Ring an Fläche kosten würde.

Zazenhausen - Weit auseinander stehen die drei gut vier Meter hohen Landmarken, die seit ein paar Tagen im Zazenhäuser Grund ein Dreieck markieren. Doch auch in der Entfernung ist noch deutlich die Botschaft lesbar, die wie ein rotes Stopp-Schild wirkt: „Kein Nord-Ost-Ring!“ Die jeweiligen Standorte der einzelnen Demo-Objekte sind kein Zufall, sondern präzise verortet: Sie umreißen jene Fläche, die aufgefressen würde vom westlichen Schlussstück des Nord-Ost-Ringes, denn auf diesem exakt umgrenzten Areal sollen die Schlaufen für den Anschluss an die Bundesstraße entstehen.

 

So präzise sind auch die fünf anderen, Richtung Mühlhausen durch die Landschaft verteilten Objekte gesetzt und mit Trassenplan und Standortmarkierung versehen: Sie markieren die Mitte der Trasse der vierspurigen, in der Dimension einer Autobahn geplanten Straße. In der Verlängerung würde diese zwischen Erlebnisbauernhof Sonnenhof und Pflanzenzuchtanlage Selecta verlaufen – und zwischen dem Baumarkt und Stuttgarts zentraler Kläranlage über den Neckar Richtung Fellbach geführt: auf einer 26 Meter hohen und 500 Meter langen Brücke.

Landwirte kämpfen gegen das Straßenbau-Projekt

„Mit diesen Landmarken, die wir nach den Linienbestimmungen der letzten Pläne platziert haben, wollen wir den Leuten direkt in der Feldflur wenigstens eine Ahnung davon vermitteln, was hier passiert, wenn diese Autobahn gebaut wird“, sagt Jochen Brust. Der promovierte Landwirt aus Mühlhausen ist einer der Aktivisten der Initiative „Bauern miteinander“, die im Schulterschluss mit anderen Initiativen, darunter auch die örtlichen Bürgervereine, gegen das neu aufgeflammte Straßenbau-Projekt kämpfen. Wie Kathrin Scheck, deren direkt anliegender Hof von dem Vorhaben unmittelbar bedroht wäre: „Wir wollen die Menschen hier in der Landschaft informieren. Damit niemand sagen kann, er habe sich nicht vorstellen können, was hier passieren soll.“

Wenn Kathrin Scheck auf ihren großen, noch unbestellten Acker schaut, der unter dem „Einfädelungsbauwerk“ verschwinden würde, ist sie einen Moment sprachlos. Jochen Brust aber macht klar: „Diese Senke müsste aufgefüllt werden, auf die Höhe der Bundesstraße. Das wird ein Monster.“ Und er bestätigt, was Josef Michl, Vorsitzender der Arge Nordost, ausgerechnet hat: „Die hier vernichtete Fläche entspricht der Fläche des alten Ortskerns von Zazenhausen.“

Existenz wäre durch die Straße

Es geht den beiden Landwirten natürlich um ihre Höfe, deren Existenz durch die Straße bedroht wäre: „Es geht uns aber auch um alles andere“, betont Brust. Und deshalb geht es nun über die Ebene, wobei sichtbar wird: Auf der einen Seite sind in Straßenhöhe die Hochhäuser von Rot, Freiberg und Mönchfeld, auf der anderen die von Kornwestheim, samt umgebender Siedlungsbereiche: „Lärm, Feinstaub, Stickoxide. Das ist es, was die prognostizierten 70 000 Fahrzeuge am Tag bringen würden.“ Hinzu komme als Motiv der Schutz der Natur, die hier „noch weitgehend intakt und so auch ein Naherholungsraum“ sei, betont Brust, der auch genau weiß, auf welchem „Geschenk der Erdgeschichte“ er hier wirtschaftet: „Fünf bis sechs Meter dicke Böden allererster Güte“. In diesem trockenen Sommer habe man hier „keine Wasserprobleme“ gehabt: „Seit 7000 Jahren gibt es hier Ackerbau, wir wollen nicht die Letzten sein.“ Er schließt: „Keine Gesellschaft kann bestehen, wenn man nicht weiter denkt, als bis zur nächsten Bundestagswahl.“