Goldener Oktober am Schlossplatz. Der Monat war deutlich wärmer als üblich. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Zwei stürmische Tage und eine lange Spätsommerperiode machen den Herbst golden und aufgeräumt. Aber es fiel auch mehr deutlich mehr Regen als normal. Laubbläser-Freunde guckten in die Röhre.

Stuttgart - Alljährlich im Oktober werden viele der hiesigen Gärtlesbesitzer und Gehweganrainer von einer freudigen inneren Unruhe heimgesucht. Mit den ersten welken Blättern, die sich leise seufzend vom Baum lösen und sanft zu Erde segeln, wenden sich baumarktaffine Männer mit entschlossener Miene und feuchten Augen Geräten zu, die aussehen wie Flammenwerfer aus Filmen von Roland Emmerich und Krach produzieren wie AC/DC beim Soundcheck. Der gemeine Laubbläser sorgt im Oktober normalerweise für den ultimativen Lustgewinn beim Betreiber, für blitzsaubere Gehwege, für sterile Rasenflächen und für Tod und Verheerung bei schützenwerten Mikroorganismen, Insekten und Kleinnagern, die im Privatorkan der Laubbekämpfer mit aller Macht weggestürmt werden.

Bis zu Windstärke 9 in der Stadt

Und in diesem Jahr? Eher Frust statt Lust an der Laubfront. Der Oktober kam mit milden Temperaturen und mit ordentlich Regen und so wollte das Laub noch nicht so richtig fallen. Bis dann ein Tief namens Xavier herangerauscht kam und am 5. Oktober mit Windspitzen von bis zu 72,4 Stundenkilometern über die Stadt brauste. „Das ist Windstärke acht und man nennt das stürmische Böen“, erklärt der Meteorologe Christian Kronfeldner vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Windstärke acht bedeutet allgemein, dass bei Schäden am Heim die Hausratversicherung zahlen muss. Und es bedeutete konkret, dass der große kostenlose Bio-Laubbläser den Hobbystürmern den Spaß nahm. Xavier blies nicht nur Laub aus den Bäumen, sondern fachte es auch gleich in Ecken zu leicht zu entsorgenden Haufen auf.

Traurig blickten arbeitslose Kehrwöchner auf die bereits großteils erledigte Arbeit. Und nach Xavier war dann sowieso noch einmal Spätsommer, der mit Hoch Tanja zurückkam. Vom 14. Oktober an stieg das Thermometer acht Tage lang auf über 20 Grad, am 17. Oktober sogar auf 23,6 Grad. Das ist gerade mal ein Grad weniger als der wärmste Tag im September. Da war nicht mehr viel mit Laubblasen, eher mit Fahrrad noch mal aus dem Keller holen, mit Kaffee im Freien und mit Eis in der Hand. Man hätte auch noch einmal die Badehose fürs Freibad einpacken können, aber das hatte da schon mehr als einen Monat zu.

Durch den Spätsommereinbruch lag der Monat mit 12,2 Grad im Schnitt, 2,2 Grad über dem langjährigen Mittel von exakt zehn Grad. Damit war der Oktober 2017 der achtwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1951. Rekordhalter ist der Oktober 2001 mit 14,1 Grad im Schnitt. Und 1985 stieg das Thermometer am 4. Oktober sogar auf stolze 29,7 Grad. Das ist noch einmal eine ganz andere Hausnummer als in diesem Jahr.

Schnee ist nicht in Sicht, aber Regen

Auch die Sonne machte sichtbare Überstunden, strahlte gut 20 Prozent über dem langjährigen Mittel aus oft blauem Himmel. Und trotz des Biergartenwetters in der Monatsmitte fiel im Oktober deutlich mehr Regen als üblich. Insgesamt wurden an der DWD-Wetterstation Schnarrenberg 53,4 Liter gemessen, das langjährige Mittel liegt bei 50,6 Litern. Ein knappes Drittel der Regenmenge fiel mit 17,6 Liter am 2. Oktober.

Trotz des Regens war es ein wunderbarer Herbstmonat – es sei denn, man definiert Glück mit Laubblasen. Und das Wetter führte sich für diese Klientel am vergangenen Wochenende dann noch einmal als Spaßbremse auf. Sturmtief Herwart streifte die Stadt zwar nur, trotzdem reichte es am Schnarrenberg zu Spitzenböen von 77,8 Stundenkilometer. Das entspricht Windstärke neun und macht die privaten Windmaschinen überflüssig.

Aber die Zeit der losen Blätter, die man dann auch brav zusammenblasen kann, sie wird kommen. Und zwar vor dem ersten Schnee, der laut DWD- Meteorologe Kronfeldner „im Moment nicht in Sicht ist“. Aber von Sonntag an wohl Regen und sinkende Temperaturen. Vielleicht fällt dann das Laub flächendeckend, damit endlich die Maschinen dröhnen können. Nicht dass ihre Besitzer noch einer Herbstdepression anheim fallen. Aber dagegen spricht die viele Sonne, die bisher zumindest bei den meisten das Gemüt eher aufgehellt hat.