Dirigent Klaus Breuninger ist voll bei der Sache. Foto: Georg Linsenmann

Der Solitude-Chor gestaltet am Wochenende, 3. und 4. Februar, die Uraufführung des Oratoriums „Nostos“ des Kanadiers Zane Zalis.

Weilimdorf - Wer sucht, der findet. So schlicht kann der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein. Sogar dann, wenn man nur einen kleinen Trailor findet bei der Suche nach einem passenden Werk für einen spezifischen Zusammenhang. So hatte Klaus Breuninger, der musikalische Leiter des Solitude-Chores, einen Schnipsel von „i believe“ entdeckt, dem „Holocaust-Oratorium“ des kanadischen Komponisten Zane Zalis. Breuninger nahm Kontakt auf mit Zanis, „und wir haben uns gleich blendend verstanden“, berichtet der Chorleiter. Das Ergebnis: Der Solitude-Chor hat zusammen mit dem Sinfonieorchester der Universität Hohenheim 2013, zum 75. Jahrestag der Reichspogrom-Nacht, die europäische Uraufführung des Werkes bewerkstelligt, was dann bis zu einer ausverkauften Aufführung am New Yorker Broadway führte.

Aus dieser Erfolgsgeschichte erwuchs zwischen Komponist, Chorleiter und Chor ein Band, das weitere Zusammenarbeit zeitigte, und nun zur Uraufführung des Zanis-Oratoriums „NOSTOS – A Journey of Others“ führt, wiederum im Zusammenspiel mit dem Sinfonieorchester der Uni Hohenheim. Auch dieses Werk sei „eine harte Nuss, die den Chor an Grenzen führt“, sagt Breuninger in einer Pause des Probenwochenendes im bhz Werkhaus Feuerbach, „aber wir sind alle sehr von diesem Werk überzeugt und haben nun ein halbes Jahr hart daran gearbeitet“.

Flüchtlingskrise wird thematisiert

In seiner Tonsprache sei das Werk „in vielen Passagen einfach tolle sinfonische Musik“, erläutert Breuninger. Charakteristisch seien etwa „verschobene Rhythmen und eine teils schroffe Harmonik, die die Dramatik der Emotionen und der Handlung spiegeln“. Sehr eingängig sei das nicht. Gleichwohl biete die Musik auch „die Auflösung von Dissonanzen“, habe eine „unmittelbar nachvollziehbare Logik“, zudem Anleihen bei Gospel und Musical. Wie etwa im finalen Engelschor mit seiner „Suche nach Frieden und Licht“.

Das Werk ende aber trotzdem in Moll, ergänzt die Chorsängerin Stefanie Schiebert. Das könne auch gar nicht anders sein: „Von der Botschaft her knüpft das Werk an ,i believe‘ an, spielt aber ganz im Hier und Jetzt.“ Zanis thematisiere die globale Flüchtlingskrise: „Er erkundet in Text und Musik Ursachen und menschliche Folgen von Verfolgungen, Ausgrenzung und Vertreibung, und damit die aufwühlende Frage, weshalb Menschen anderen Menschen Leid zufügen. Und zwar allein deshalb, weil diese anders sind, anders aussehen oder an etwas Anderes glauben.“

Chor geht eigene Wege abseits des Gewöhnlichen

Diese „universelle, alle Kulturen betreffende Herangehensweise“ findet die Chorsängerin Christine Rheinwald, die den Text des Komponisten ins Deutsche übertragen hat, „besonders relevant an dem Werk“. Und dieses lebe „in der fortgesetzten Spannung zwischen harter Wirklichkeit und einer Hoffnung, die das Gegenteil erstrebt“. Auch Mitsängerin Karin Lachenmayer überzeugt das Werk „durch seine Zeitgenossenschaft. Zanis sitzt nicht im stillen Kämmerlein, sondern nimmt jede Verwerfung und jede Schwingung wahr und findet dafür eine Musik, die in ihrer Emotionalität ganz unmittelbar anspricht“. „NOSTOS“ sei ein Oratorium, „das uns betrifft, das uns angeht“.

Besonders sei aber auch, dass der Solitude-Chor mit der Aufführung „eigene Wege abseits des Gewöhnlichen“ gehe, zusätzlich beflügelt durch die Zusammenarbeit mit dem Komponisten, der zu den Schlussproben kommt: „Wir haben große Lust, das Stuttgart zu präsentieren!“ Mit Begeisterung erinnert sie sich an den Auftritt am Broadway: „Alles hat die Agentur geregelt, und wir waren die Stars. Sold out, ausverkauft, stand auf den Plakaten!“ So hätten sie’s auch gerne beim Konzert im Stuttgarter Konzerttempel, im Beethovensaal der Liederhalle, was Breuninger so ergänzt: „Das Werk hätte das ganz bestimmt verdient.“

Info „NOSTOS“ wird zweimal aufgeführt: am Samstag, 3. Februar, in der Kirche im Steckfeld (Stuttgart-Birkach) und am Sonntag, 4. Februar, in der Liederhalle, jeweils um 19 Uhr.