Volker Wimpff führt das Familienunternehmen in fünfter Generation. Foto: Marta Popowska

Seit 150 Jahren ist Stahl das Geschäft des Unternehmens Karl Wimpff in Stuttgart-Weilimdorf.

Weilimdorf - Wenn man Volker Wimpff darum bittet, etwas über sein Unternehmen zu erzählen, sagt der 57-Jährige, dass er keinen großen Wert auf die Historie des Unternehmens lege. Was zunächst harsch klingt, ist dabei nicht so gemeint. Volker Wimpff möchte lediglich nicht ständig nur daran gemessen werden, dass sein Ur-Urgroßvater, der Huf- und Wagenschmid Adolf Wilhelm Wimpff, Gottlieb Daimler die Kutsche lieferte, in die jener seinen ersten Motor einbaute. Denn so wie Gottlieb Daimlers Erfindung Kutschen bald überflüssig machen sollte, so ging man auch bei Wimpff mit der Zeit. 150 Jahre später ist Stahl aber immer noch das Geschäft des Weilimdorfer Unternehmens Hammerwerk Karl Wimpff.

Seine Werkstatt eröffnete Adolf Wilhelm Wimpff 1866 an der Eichstraße, unweit des Stuttgarter Rathauses, später zog er den Betrieb an die Hospitalstraße um. Doch schon Anfang des 20. Jahrhunderts erkannte sein Sohn Friedrich die Zeichen der Zeit und errichtete an der Bludenzer Straße in Feuerbach eine neue Produktionsstätte. Denn mit der aufstrebenden Autoindustrie in Stuttgart öffnete sich ihm ein vollkommen neuer Markt. Ausgestattet mit einem der ersten Lufthämmer in Deutschland, zählte Wimpff schon bald Namen wie Gottlieb Daimler, Carl Benz oder Ferdinand Graf von Zeppelin zu seinen Kunden.

Neue Technik schafft weiteres Standbein

Nach dem frühen Tod der Eltern musste 1923 ein weiterer Wimpff, Adolf Wilhelms Sohn Karl, das Unternehmen in dritter Generation übernehmen. Er brach sein Maschinenbaustudium in Esslingen ab und erweiterte den Werkzeugkoffer des Unternehmens. Mit dem elektrischen Schweißen zog nicht nur eine neue Technik ein, die die Herstellung von komplizierten Schneidteilen ermöglichte. Sie machte aufgrund des Platzmangels auch den nächsten Umzug notwendig. Und so bezog Karl Wimpff im Jahre 1939 mit seinem Hammerwerk die Produktionsstätte an der Roßbachstraße in Weilimdorf, wo das Unternehmen bis jetzt ansässig ist.

Heute produziert Wimpff in erster Linie für den Maschinenbau. Als Rohteilzulieferer schmiedet das Unternehmen gewalzte Ringe oder oder frei geschmiedete Teile nach Kundenwunsch, die diese dann in ihre Maschinen verbauen. Die ursprüngliche Produktionshalle ist bis heute erhalten. Wer das alte Backsteingebäude betritt, fühlt sich in eine andere Zeit versetzt. Der Charme der 1930er Jahre regiert, wenn auch gleichzeitig klar wird, dass die Arbeit mit Stahl eine harte ist.

Ein Nischenprodukt mit viel Konkurrenz

Hart ist in der Stahlbranche auch der Konkurrenzkampf. So hat man in den vergangenen 150 Jahren bei Wimpff nicht nur zwei Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre überstehen müssen. Auch jüngst war man, so der heutige Chef Volker Wimpff, der das Unternehmen von seinem Vater Werner 1994 übernommen hat, nicht vor Krisen gefeit. „Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise hat auch uns vor acht Jahren getroffen“, sagt der Unternehmenschef. In seinem Hammerwerk, das vor 40 Jahren noch circa 80 Mitarbeiter hatte, arbeiten heute nur noch 30 Menschen.

„Wir haben viel Konkurrenz aus Billiglohnländern wie China, Indien sowie osteuropäischen Ländern. Die drücken mit niedrigen Preisen auf den Markt“, erklärt er. Aufgrund der hohen Lohnkosten in Deutschland könne er da nicht mithalten. Zudem stelle man ein Nischenprodukt her. „Wir versuchen jedoch, über Schnelligkeit zu punkten“, sagt er. Wenn etwas dringend benötigt wird, hat er China und Indien einiges voraus.

Trotz aller Schwierigkeiten hat Volker Wimpff es nicht bereut, das Unternehmen übernommen zu haben. „Ich fühle mich der Familientradition verbunden.“