Das ehemalige Messegelände am Killesberg hat sein Gesicht massiv verändert. In unserer Bildergalerie dokumentieren wir den Wandel. Foto: Stadtmessungsamt Stuttgart

Der Killesberg hat sein Gesicht mehrfach verändert – nicht erst seit dem Wegzug der alten Messe. Unsere Luftbilder dokumentieren den Wandel.

Stuttgart - Fast jeder Stuttgarter verbindet mit dem Höhenpark Killesberg persönliche Erinnerungen: Als Kind wollte man Sesselbahn fahren oder das Fell der Tiere im Streichelzoo berühren. Als Jugendlicher feierte man Partys im Perkins Park oder besuchte Konzerte in den Messehallen. Und als Erwachsener genießt man heute vielleicht die traumhafte Aussicht vom Schlaich-Turm oder die Pracht der Dahlien. Schon immer lag der 1939 zur Reichsgartenschau eröffnete Killesberg-Park etwas höher.

Ein ursprünglich als Steinbruch genutztes, aber bereits aufgelassenes Gelände war nach Plänen des Landschaftsarchitekten Hermann Mattern zum Park und Ausstellungsgelände umgestaltet worden. Im NS-Staat sorgte die grüne Oase für einen Imagegewinn der Stadt Stuttgart. Aber der Terror des Regimes hat sich gerade hier offenbart. 1941 bis 1942 war das Gelände Sammlungsort jüdischer Bürger aus Württemberg und Hohenzollern für die Transporte in die Konzentrations- und Vernichtungslager. Ein steinernes Mahnmal erinnert an die mehr als 2000 jüdischen Mitbürger, die hier „ihren Leidensweg in die Konzentrationslager und in den Tod antraten“, wie zu lesen ist.

Die Rolling Stones spielten auf dem Killesberg

Etwa 45 Hektar groß ist heute der Park im Stuttgarter Norden, der Bestandteil des Grünen U ist. Im Osten grenzt er an den Wartberg und im Süden an die Rote Wand.

Die Rolling Stones spielten hier, Fahnen wehten, die Massen strömten zu Kirchentagen, Boxwettkämpfen und Friseurwettbewerben. Im Jahr 2007 ging auf dem Killesberg eine Ära zu Ende. Die Landesmesse zog auf die Filder – und eine grundlegende Umgestaltung begann mit dem Abbruch der Messehallen, von denen die ersten 1939 zur Reichsgartenschau gebaut worden sind.

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Offiziell datiert die Messegründung auf das Jahr 1950. OB Arnulf Klett betrieb mit Eifer den Ausbau des Ausstellungsgeländes. In den 1960ern setzte der erste Boom ein. 1968 feierte die Urlaubsmesse Caravan, Motor und Touristik (CMT) Premiere. Die wachsende Beliebtheit der alten Messe verärgerte zunehmend die Anwohner auf dem Killesberg. Sie wollten Lärm und verstopfte Straßen nicht länger hinnehmen. Ihr Wunsch hat sich erfüllt. Im Sommer 2011 legte OB Wolfgang Schuster den Grundstein für einen neuen Stadtteil, für Häuser, die sich Betuchte leisten können, für neue Bachläufe und Spazierwege.

Durch den Abzug der Messe kann sich die Natur, wenn auch streng von Menschenhand gestaltet, ausbreiten. Der Höhenpark ist um eine Fläche gewachsen, die etwa 13 Fußballfeldern entspricht. Auch gegenüber der Straße Am Kochenhof ist eine Grünfläche entstanden, wo sich einst das Messe-Parkhaus vor der Roten Wand befand.

Der großzügige Auftritt mit Wasserspielen am Eingang von einst ist kleinteiligen Rasenflächen gewichen. Die Planer sprechen von „Rasenkissen“. Die Wege sollen an Meißelspuren in einem Steinbruch erinnern und damit an die Historie des Orts. Bei der Bundesgartenschau 1950 hatte der Sessellift im Höhenpark Premiere.

Kinder, die sich nicht so viel aus Blumen machten, konnten mit der Aussicht auf eine Fahrt mit der Seilbahn für den Killesberg-Ausflug begeistert werden. Bei Besuchern war sie beliebt, nur die Anwohner protestierten, weil sie sich am Quietschen störten. Auch die Planer der Internationalen Gartenausstellung (Iga) stellten sich dagegen. Die Stelzen würden das Gelände verschandeln. So kam 1990 das Aus der Traditionsbahn, von deren Rückkehr heute noch viele träumen.

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