Demo-Initiator Ioannis Sakkaros spricht mit Teilnehmern. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttg

1200 Menschen strömten am Samstag auf den Stuttgarter Wilhelmplatz, um dort gegen das Diesel-Fahrverbot zu demonstrieren. Initiator Ioannis Sakkaros will die Demo von nun an unparteiisch halten.

Stuttgart - Die dritte Demo gegen die Diesel-Fahrverbote hat erstmals nicht mehr am Neckartor stattgefunden. Doch auch auf dem Wilhelmsplatz in Stadtmitte versammelten sich am Samstagnachmittag 1.200 Menschen und verschafften ihrem Anliegen lautstark, aber friedlich Gehör.

„Grüne weg!“, „Grüne raus!“ und „Lügenpack“, schallte es im Laufe der Demo im wieder aus der Menge. Viele zeigten mit Transparenten und Schildern ihre Meinung an: „Immer auf die Kleinen!“ oder „Pro Diesel – keine Enteignung“ war da zu lesen.

Wie ein Popstar wurde Demo-Initiator Ioannis Sakkaros auf der Bühne von allen Seiten umringt. Der Porsche-Mitarbeiter nahm Glückwünsche für seine Initiative entgegen, beantwortete Fragen, diskutierte.

Parteien nicht vertreten

Die Demo am Wilhelmsplatz sei ein Neuanfang, sagte er bei seiner Begrüßung. Man wolle eine unparteiische Bürgerbewegung sein, versicherte er. Dass sich manche auf Kosten der Demo profilieren wollten, gehe nicht. „Es ist unser Diesel, den man uns wegnimmt, da müssen wir zusammenhalten.“

Tatsächlich schien die unparteiische Linie weitgehend aufzugehen. Flaggen von Gewerkschaften oder Parteien sah man nicht. Die Redner auf der Bühne gaben sich als Privatleute zu erkennen und betonten durch die Bank, nichts mit Parteipolitik zu tun zu haben.

„Ich bin ein Freund des Umweltschutzes“, sagte der Redner Ulf Unger, die Luftqualität in Stuttgart werde seit Jahren besser. Die Fahrverbote geißelte er jedoch heftig: eine „Kannibalisierung der deutschen Wirtschaft“ seien diese. „Wann wollt Ihr aufstehen gegen diesen grenzenlosen Wahnsinn?“, rief er der Menge zu. Die Verbote seien nicht rechtsstaatlich und schadeten vor allem den kleinen Leuten, so Unger.

„Ich haue das Fahrverbot weg“

Er warnte vor einer Salamitaktik der Politik, bei der Fahrverbote für Diesel der Euronorm 4 nur der Anfang sein könnten. Euro-5-Fahrverbote drohten, und die Berliner Verkehrssenatorin spreche sogar schon von Verboten für Euro-6-Diesel, so Unger. Am Ende würde die Politik wohl auch noch das Rauchen verbieten.

Henning Zierock von der Gesellschaft „Kultur des Friedens“ forderte, man solle Diesel-Fahrer nicht gegen die Menschen ausspielen, der die Gesundheit wichtig sei. An der Wurzel des Problems stehe vielmehr Politikversagen. „Die Politik hat sich den Konzernen gebeugt“, so Zierock.

Der Filderstädter Thomas Scherlinski bezeichnete die Situation als grotesk. „Betroffene haben keine Alternative, als sich ein neues Auto zu kaufen“, die Bürger würden über den Tisch gezogen.

Ein weiterer Redner sagte, Experten sähen gute Chance für Klagen, die sich gegen das Fahrverbot richteten, weshalb er gerade eine vorbereite. „Ich haue das Fahrverbot weg“, brüllte er in die Menge.

Im Anschluss fand doch noch eine kleine Demo am Neckartor statt. Dort versammelten sich rund 100 Menschen, um ebenfalls gegen Fahrverbote zu demonstrieren. Zu einer Gegen-Demo am Dunantsteg kamen rund 120 Menschen.