Da hat die Rathausbeleuchtung noch gebrannt. Seit Ende Juli ist sie nachts abgestellt. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Energieverbrauch in der Stadtverwaltung soll deutlich gesenkt werden, die Maßnahmen bleiben aber vorerst überschaubar. Das Schließen von Bädern und die Reduzierung der Beleuchtung ist nicht ausgeschlossen.

Drei Wochen nach dem von der Landesregierung veranstalteten Krisengipfel Gas im Neuen Schloss unter der Führung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann setzt die Landeshauptstadt etliche der bei dem Spitzentreffen diskutierten Sparmaßnahmen um. In öffentlichen Gebäuden und den Büros der mehr als 16 000 städtischen Beschäftigten wird weniger geheizt werden, die Beleuchtung wird reduziert. Womöglich schickt OB Frank Nopper (CDU) die Mitarbeitenden über Weihnachten bis zum 8. Januar in Betriebsferien. Weitere Maßnahmen wie das Schließen von Hallenbädern werden geprüft. Die Umstellung des Klinikums als Großverbraucher von Gas auf Heizöl wird erwogen.

Städtetag empfiehlt Maßnahmen

14 Sparmaßnahmen von der Temperaturabsenkung über kürzere Betriebszeiten bis zum Homeoffice hatte der Städtetag für die gemeinsame Kampagne von Land und Kommunen aufgelistet. Man werde „mit gutem Beispiel vorangehen“, so Städtetagspräsident Peter Kurz (OB in Mannheim). Russland nutze nach seinem Angriffskrieg auf die Ukraine Gas als Waffe. Man wolle mit möglichst vollen Speichern in den Winter gehen, so die Erklärung der Landesregierung. Aktuell beträgt der Füllstand laut Bundesnetzagentur 76,8 Prozent, die Lage sei angespannt.

Manche Beleuchtung bleibt aus Die Außenbeleuchtung für das Rathaus ist seit dem 28. Juli abgeschaltet, OB Nopper bezeichnet dies als „Startsignal für eine Vielzahl von weiteren Energiesparmaßnahmen“. Nun sollen öffentliche Gebäude wie Altes Schloss, Markthalle, Stadtpalais, Tagblatt-Turm und Fernsehturm folgen, auch Stifts- und Johanneskirche und viele Brunnen werden von Freitag, 19. August, an nicht mehr angestrahlt werden. Eine Ausnahme ist das Treppenhaus im Kunstmuseum, das zum Restaurant in der obersten Etage führt. Hier geht erst um Mitternacht das Licht aus.

Straßenbeleuchtung außen vor

Nicht oder noch nicht reduziert wird die Straßenbeleuchtung, denn hier geht es auch um die Sicherheit. Man werde prüfen, ob eine Reduzierung möglich ist. Ein komplettes Abschalten in ganzen Straßenzügen oder Wohngebieten sei „aktuell nicht vorgesehen“. Für die Straßenbeleuchtung und Signalanlagen bezog die Stadt im Vor-Corona-Jahr 2019 laut Energiebericht 23,8 Millionen Kilowattstunden Strom. Laut Stromrechner der Stadtwerke würde das für 6000 Vier-Personen-Haushalte im Jahr ausreichen.

Heizung bleibt länger aus Die stärkste Einsparung erwartet sich die Stadt beim Heizen. „Deshalb werden städtische Gebäude erst am dem 1. November dauerhaft beheizt“, so Umweltbürgermeister Peter Pätzold (Grüne). Zuvor darf die Heizung in den 1300 Gebäuden nur stundenweise in Betrieb genommen werden, wenn an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Soll-Temperatur unterschritten wird. Die soll nun nicht bei 20, sondern bei 19 Grad liegen. Damit sollen bis Jahresende 9,8 Millionen Kilowattstunden an Energie weniger verbraucht werden. „Das entspricht etwa dem 980-Fachen Wärmebedarf eines Vier-Personen-Haushalts“, sagt Pätzold. Die verordnete Senkung der Soll-Temperatur in der Heizperiode um ein Grad soll eine Einsparung von zwei Prozent erzielen. Auch Klimaanlagen sollen flächendeckend abgeschaltet werden.

Außer es sprechen betriebstechnische, medizinische oder konservatorische Gründe dagegen. Das gilt auch für Lüftungsanlagen und Luftreiniger, wenn eine Fensterlüftung möglich ist. Die Absenkung ist nicht einfach zu verordnen, darauf weist Tomas Brause vom Personalrat hin. Dazu müsse die Arbeitsstättenrichtlinie angepasst werden.

Keine Warmbadetage mehr Das Thema Wärme beschäftigt auch die Bäderbetriebe. In den Freibädern sind die Gas-Zusatzheizer bereits abgeschaltet, in den Hallenbädern wird es vom 19. September an keinen Warmbadetag mehr geben. In den städtischen Gewächshäusern sollen Blühpflanzen angezogen werden, die Kälte besser abkönnen als andere. 2019 bezog die Stadt Gas mit einem Brennwert von 213 Millionen Kilowattstunden. Seit 2022 ordern Verwaltung und Eigenbetriebe 35 Prozent davon als biogenes Gas (aus Abfall- und Reststoffen). Damit nehme man eine Vorreiterrolle unter den Großstädten ein, so Nopper.

Zwangsurlaub bis 8. Januar 2023? Viel Energie sparen könnte die Verwaltung durch eine generelle Schließung bis zum 1. oder 8. Januar – mit Ausnahme von Notdiensten und Bürgerbüros. Das wird erwogen, dann könnte man die Heizungen auf zehn Grad drosseln. „Wir sind da ganz am Anfang der Gespräche“, so Personalrat Brause, immerhin müssten die Beschäftigten acht Urlaubstage einbringen, manche hätten den Jahresurlaub schon geplant.

Nächste Stufe in Planung Wenn es mit der Gasversorgung ganz eng werden sollte, könnten Saunen, Hallenbäder und eine Eislaufhalle auf der Waldau geschlossen, Rasenheizungen abgeschaltet, Flutlichtanlagen gedimmt und die Beleuchtung reduziert werden.