Vor Weihnachten hat die Post bekanntlich besonders viel zu tun. Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb eine Straße in Vaihingen derzeit selten Briefe bekommt. Foto: dpa/Fabian Sommer

In den vergangenen Tagen hat es in Vaihingen Probleme beid er Zustellung von Briefen und Paketen gegeben. Die Deutsche Post spricht von einer „angespannten betrieblichen Situation“. Die Pandemie ist da nur eine Ursache.

Vaihingen - Mehrere Tage lang ist an der Walter-Heller-Straße in Vaihingen keine Post mehr zugestellt worden. Da ist sich ein Leser unserer Zeitung sicher. Denn über eine besondere Serviceleistung der Post informiere er sich regelmäßig dazu, welche Briefe für ihn im Verteilzentrum verarbeitet wurden. „Ich hatte mich am Freitag, den 3. Dezember, deshalb auf die Geburtstagspost gefreut“, schreibt er in einer E-Mail an unsere Zeitung. Doch bis einschließlich Dienstag sei nichts angekommen. „Mir sind zwischenzeitlich über zwölf Briefe angekündigt! Darunter sind auch wichtige Bankunterlagen“, bemängelt der Leser.

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Er habe sich bei der Deutschen Post beschwert. Doch der Kundenservice, den er erreicht habe, habe seine Beschwerde zurückgewiesen: „Nach sieben Tagen könnte eine Nachforschung eingeleitet werden. Ich hätte keinerlei Anrechte auf die zeitnahe Zustellung“, habe es geheißen. „Meines Wissens gibt es aber doch eine gesetzliche Verpflichtung zur zeitnahen Zustellung. 80 Prozent der Sendungen müssen am nächsten Tag, 95 Prozent spätestens am zweiten Tag nach der Einlieferung auch zugestellt sein. Wie geht eine solche Verpflichtung damit einher, wenn in einem Zustellbezirk vier Tage gar nichts ausgeliefert wird“, fragt sich der Leser.

So gut wie kein anderes Postunternehmen in Europa

Marc Mombauer, Pressesprecher bei der Deutschen Post, betont: „Unsere Brief- und Paketzusteller liefern regulär jeden Werktag rund 49 Millionen Briefe und mehr als 5,9 Millionen Pakete aus. 89 Prozent der Briefe erreichen ihre Empfänger bereits am nächsten Werktag.“ Im Paketbereich seien es mehr als 80 Prozent. „Eine Frist, bis wann wir eine Sendung zugestellt haben müssen, ist mir nicht bekannt“, sagt Mombauer. Es gebe jedoch die vom Leser angesprochenen Laufzeitvorgaben von 80 Prozent beziehungsweise 95 Prozent. „Das schafft kein anderes Postunternehmen in Europa“, betont der Pressesprecher.

Dennoch „ können wir als flächendeckender Postdienstleister Unregelmäßigkeiten nicht gänzlich ausschließen“. So gebe es immer wieder Fälle, in denen es aus unterschiedlichen Gründen zu betrieblichen Problemen komme. Zum Beispiel wegen kurzfristiger Erkrankungen oder Witterungseinbrüchen. „Unser Anspruch ist es, täglich alles zuzustellen“, betont Mombauer. Doch wenn ein Zusteller das innerhalb der zulässigen Höchstarbeitszeit nicht schaffe, müsse er die Tour abbrechen. Die nichtzugestellten Briefe sollen dann am Folgetag zugestellt werden. Jede Kundenbeschwerde werde ernstgenommen und dem entsprechenden Fall nachgegangen. Um die Post über Unregelmäßigkeiten zu informieren, können Kunden die Hotline unter 0228/4 33 31 12 anrufen oder die Social-Media-Kanäle nutzen.

Die Weihnachtszeit ist für die Post immer besonders stressig

Marc Mombauer bestätigt, dass „die betriebliche Situation“ im Bereich Walter-Heller-Straße und den umliegenden Straßenzügen in Vaihingen derzeit „angespannt“ sei. Das liege an den hohen Sendungsmengen rund um die Weihnachtszeit und den für diese Jahreszeit typischen Krankenstand einerseits und der Pandemie andererseits. „Es ist daher auch nicht auszuschließen, dass wir partiell weitere betriebliche Probleme haben werden, die sich auf die Zustellqualität auswirken.“

Selbstverständlich werde „an einer nachhaltigen Stabilisierung der betrieblichen Situation gearbeitet“, sagt Marc Mombauer. So sei tageweise Unterstützung aus anderen Stützpunkten vor Ort. Zudem gebe es neugewonnene Kräfte, „die jedoch gerade in dieser sehr anspruchsvollen Phase noch etwas Zeit benötigen, um die Zustellung in der von uns und den Kunden gewünschten Qualität zu erbringen“, sagt der Pressesprecher.

Die Deutsche Post habe wegen der Pandemie und des Lockdowns in diesem Jahr bereits 8000 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt, um die hohen Sendungsmengen zu bearbeiten. Zudem beschäftige die Deutsche Post – wie jedes Jahr rund um Weihnachten, wenn besonders viele Briefe und Pakete verschickt werden – 10 000 Aushilfskräfte, insbesondere in der Paketsortierung. Und alle würden nach Tarif bezahlt, betont der Pressesprecher.