Bei den starken Regenfällen am 18. Juni dieses Jahres stand auch die Ostumfahrung Vaihingen unter Wasser. Foto: SDMG

Nach den starken Regenfällen im Juni standen Keller in Dürrlewang und im Rosental unter Wasser. Auch Schulen waren betroffen. Reicht das Kanalnetz der Stadt noch, um die Wassermassen bei Starkregen zu fassen?

Vaihingen - Die starken Regenfälle Anfang Juni haben nicht nur die Menschen in Dürrlewang und Rohr getroffen. Auch im Hegel-Gymnasium ist es nass geworden. Dort gibt es ein grundsätzliches Problem. Bei starken Niederschlägen löst sich zum Teil die Oberschicht der wassergebundenen Decke auf dem Pausenhof. Eigentlich ist eine solche wassergebundene Decke ein Belag, der das Regenwasser bindet, damit dieses nicht unmittelbar über die Hoftöpfe in den Kanal fließt. Das soll die Kanalisation entlasten. Doch wenn sich der Belag löst, verstopft das Material die Leitungen. Somit steigt das Wasser in den Kontrollschächten und fließt über die Fußbodeneinläufe in die sogenannten Kriechgänge des Nordbaus. Ein Kriechgang ist ein sehr niedriger Durchgang zwischen verschiedenen Gebäuden.

„Es wurde festgestellt, dass der Durchmesser der Leitung vom Hoftopf zum Kontrollschacht zu gering ist“, schreibt das Schulverwaltungsamt in seiner schriftlichen Stellungnahme. Kurzfristig sei da nichts zu machen. „Die bis dato ausreichenden, nun aber nicht mehr entsprechend den heutigen Anforderungen dimensionierten Abwasserleitungen müssen saniert und vergrößert werden“, heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung. Dies wirke sich auf die weiteren Kanäle im öffentlichen Netz aus, welche diese schlagartig anfallenden Wassermengen verkraften müssen. „Gegebenenfalls müssen auch diese sukzessive erneuert werden“, schreibt das Amt. Die Stadtverwaltung gebe solche Bauarbeiten zusammen mit Schul- beziehungsweise Pausenhofsanierungen in Auftrag. Die Planung sei aufwendig und die Kosten eines solchen Projekts seien deshalb nicht pauschal abzuschätzen.

Auch an der Robert-Koch-Realschule gibt es Probleme

Vorerst ist der Wasserschaden behoben. Die Schadenssumme könne noch nicht beziffert werden, schreibt das Amt. Der Schulalltag sei wegen des Wasserschadens nicht beeinträchtigt, sagt Frank Bäuerle. Der Rektor des Hegel-Gymnasiums ergänzt: „Nur der Nordbau ist betroffen, und dort gibt es keine Unterrichtsräume.“ Für den Hausmeister der Schule seien die Wasserschäden aber ärgerlich und zeitaufwendig. „Ich gehe davon aus, dass die Behebungs des Problems im Zusammenhang mit den anstehenden Schulsanierungen in Angriff genommen wird“, sagt Bäuerle.

An der Robert-Koch-Realschule ist die Situation ähnlich. Bei den starken Regenfällen Anfang Juni drang im Untergeschoss des Hauptgebäudes und im Nebengebäude Wasser ein. Betroffen waren der Probenraum und die Ateliers. „Im Schlagzeugraum musste der Teppich und aus anderen Räumen im Untergeschoss teilweise auch Mobiliar entsorgt werden“, schreibt das Schulverwaltungsamt. Die Böden und Wände müssten noch austrocknen und alles müsse gründlich gereinigt werden. Eventuell gebe es noch einen Ortstermin mit dem Versicherungs-Sachverständigen. „Die Kosten der Schadensbehebung können noch nicht beziffert werden, da uns bisher keine Rechnungen vorliegen“, schreibt das Schulverwaltungsamt. Die Schulgemeinschaft hat die Ateliers inzwischen in Eigenregie gerichtet. Der Schlagzeugraum ist aber immer noch geschlossen.

Kanalnetz reicht nur für einen bestimmten „Bemessungsregen“

Im Vaihinger Rosental sieht es nicht viel besser aus. Bei starken Regenfällen werden dort immer wieder die Keller der Wohnhäuser überschwemmt. „Es sieht so aus, als würde die Kanalisation die Wassermengen nicht mehr schaffen, und das Wasser drückt in die Häuser“, schreibt eine Betroffene auf der Facebook-Seite des Verbunds Vaihinger Fachgeschäfte (VVF). Überall werde gebaut und mehr und mehr werde verpflastert. So versickere deutlich weniger Regen und viel mehr Wasser fließe in die Kanalisation. „Die Kanäle sind dafür nicht ausgelegt und werden auch nicht vergrößert. Viele von uns haben mittlerweile das Problem, dass die Versicherungen kündigen und andere Versicherungen nicht mehr eintreten, so dass die Hausbesitzer auf den Kosten alleine sitzen bleiben“, schreibt die Vaihingerin.

Dem Vorwurf, dass die Kanäle im Stadtteil Dürrlewang zu klein dimensioniert seien, widersprach Ekkehardt Schäfer vom Tiefbauamt vor einigen Wochen entschieden. Die Stadtverwaltung habe diesbezüglich zwei Pflichten, sagte er unserer Zeitung: „Wir müssen alle zehn Jahre den Zustand der Kanäle überprüfen und Schäden reparieren. Und wir müssen regelmäßig alle sechs bis sieben Jahre nachrechnen, ob unsere Kanäle noch groß genug sind.“ Letzteres geschehe nach einem bundesweiten Regelwerk. Er erklärte: Das Entwässerungssystem einer Stadt sei aus technischen und wirtschaftlichen Gründen für einen bestimmten „Bemessungsregen“ und damit für eine bestimmte Abflusskapazität dimensioniert. Ein Starkregen hingegen, sei ebenso wie Erdbeben, Blitzeinschläge und Flugzeugabstürze ein sogenanntes Großschadensereignis – und dafür sei das Kanalsystem nicht ausgelegt.