Nicht umsonst tragen Schießende oft einen Gehörschutz. Foto: Archiv Achim Zweygarth

Die Beschwerden über laute Schussgeräusche häufen sich. Doch wer schießt da eigentlich? Die US-Armee ist es wohl nicht. Doch westlich der Patch Barracks gibt es noch eine Schießanlage der Bundeswehr. Kommt der Lärm von dort?

Vaihingen - Wer hat denn nun geschossen? Diese Frage treibt viele unserer Leser um. Das zeigen die zahlreichen Reaktionen auf einen Artikel unserer Zeitung. Ein Ehepaar, das im Rosental in Vaihingen wohnt, vernimmt immer wieder Schüsse. Seit etwa 14 Tagen sei es besonders schlimm, die Ballerei gehe nun von morgens bis abends. Ein Mann aus Sonnenberg schreibt, dass auch er Anfang Januar die Geräusche sehr deutlich vernommen habe. Seine Hündin habe wegen des ständigen Geknalles nicht mehr aus dem Haus gewollt. „Das Ganze ist wirklich mysteriös“, so der Leser.

Auch Klaus-D. Jaensch kennt das Thema aus eigener Erfahrung. Das Rentnerehepaar aus dem Rosental habe gewiss keine Phantomgeräusche gehört, sagt er und ergänzt: „Wir wohnen in Büsnau und leiden auch immer wieder unter den extrem lauten Schießübungen, die bereits im November letzten Jahres begannen und von wenigen Ruhetagen abgesehen bis heute anhalten.“ Die Übungen würden bereits am frühen Morgen beginnen und dann bis spät in die Nacht dauern. „Schlafen mit offenem Fenster ist dann nicht drin!“, klagt er. Genau genommen gehe dies schon viele Jahrzehnte so, Beschwerden der Anwohner seien stets im Sande verlaufen.

Ein Stuttgarter Verein nutzt die Anlage regelmäßig

Wer rund um Vaihingen Schussgeräusche hört, der denkt in der Regel sofort an die US-Armee und an die Patch Barracks. Angelika Aguilar, eine Sprecherin der US Army Garrison, die fünf Militärstandorte in und um Stuttgart verwaltet, hat aber bereits erklärt, dass die Geräusche nicht vom Gelände der Patch Barracks ausgehen würden. Jaensch kann sich gut vorstellen, wo die „sehr laute Ballerei“ herkommt. Denn hinter der Kaserne gibt es noch die Standortschießanlage Im Bernet. Auch andere Vaihinger, die regelmäßig die Schussgeräusche hören, haben diese als Ursache ausgemacht.

Wer bei Google nach „Schießanlage“ sucht, findet bei Google Maps nordwestlich des Autobahnkreuzes Stuttgart und direkt an der A 81 gelegen das Gelände. Und er bekommt schnell die Seite des Vereins RAG Schießsport Stuttgart angezeigt. Dieser nutzt die Anlage aber nur, und zwar ein- bis zweimal im Monat, in der Regel samstags von 8 bis 14 Uhr. So ist es in der Rubrik „Termine“ nachzulesen.

Zuständig für Beschwerden ist der Bundeswehr-Standort in Calw

Informationen zur Schießanlage selbst sind nur schwer zu finden. Es gibt sie wohl schon seit 80 Jahren. Sie gehört der Deutschen Bundeswehr. Das bestätigt ein Sprecher des Landeskommandos Baden-Württemberg. Er kann sich auch sofort denken, warum die Presse bei ihm anruft und erklärt ohne konkret danach gefragt worden zu sein: „Bei uns sind in den vergangenen Wochen zwei Meldungen zu lauten Schussgeräuschen eingegangenen. Die Polizei hat zwei entsprechende Beschwerden an uns weitergegeben.“ Diese konkreten Vorfälle habe man recherchiert, mit dem Ergebnis, dass zu diesen Zeiten Bundeswehreinheiten auf dem Gelände geübt haben. „Wir haben das dann an den Bundeswehr-Standort in Calw weitergegeben. Dieser ist für die Schießanlage und entsprechende Beschwerden zuständig“, sagt der Sprecher des Landeskommandos.

Klaus D.-Jaensch stört sich noch an etwas anderem. Nordwestlich der Patch Barracks gebe es noch einen privaten Schießplatz für die Jagd- und Sportschützen der US-Armee. Wer am Wochenende oberhalb des Katzenbachsees durch den öffentlich zugänglichen Wald spaziere, dem würden möglicherweise winzige Schrotkügelchen auf den Kopf regnen, die dort, weit außerhalb des Kasernengeländes von den Bäumen abgefangen werden würden. „Das Gebrazzel der Munition ist auf alle Fälle in den Baumkronen zu hören und kurz darauf der Knall. Auch dies ist ein Umstand, der einem Bürger nur unverständliches Kopfschütteln abringt“, sagt der Mann aus Büsnau.