Begleitet durch die Polizei zogen Schüler, Eltern, Lehrer und Unterstützer durch Vaihingen. Foto: Sandra Hintermayr

Das Ziel vereint die Robert-Koch-Realschule und das Hegel-Gymnasium: Etwa 400 Schüler, Eltern und Lehrer haben am Donnerstag für die Sanierung ihrer Schulen protestiert. Vor allem die sanitären Anlagen sind eine Zumutung. Aber die sind bei Weitem nicht die einzigen Baustellen.

Vaihingen - Das Modernste, was wir haben, sind kaputte Overhead-Projektoren“, sagte Samuel Nagel. Der 15-Jährige besucht die neunte Klasse des Hegel-Gymnasiums. Wie seine Mitschüler hat er langsam aber sicher genug. „Es ist nicht mehr auszuhalten in den Klassenzimmern“, befand der Schüler. „Bei den Unwettern der letzten Tage hat es in die Schule reingeregnet“, ergänzte sein Mitschüler Patrick Vexler. An mancher Stelle habe sich bereits Schimmel gebildet. Seit das Gymnasium in den 1960er Jahren gebaut wurde, ist wenig gemacht worden. Seit zehn Jahren fordert die Schulgemeinschaft die dringend notwendige Sanierung, bisher erfolglos. „Wir sind hier, weil wir Druckauf die Stadtverwaltung machen wollen“, sagte Vexler.

Mit den beiden Schülern protestierten am Donnerstag etwa 400 Schüler, Eltern, Lehrer und Unterstützer des Gymnasiums und der benachbarten Robert-Koch-Realschule. Dort ist die Lage nicht besser. „Vieles ist kaputt, und die Schule ist einfach hässlich“, sagte Pola Koch. Die 14-Jährige besucht die neunte Klasse an der Realschule. Der Zusammenhalt beider Schulen ist groß, berichtete sie. „Wir haben ein gemeinsames Ziel: Dass endlich etwas passiert an unseren Schulen“, sagte Koch.

Sanierungen konkurrieren mit dem geplanten Campus

Mit Verweis auf den geplanten Schulcampus wurde die Sanierung des Hegels und der Neubau der Robert-Koch-Realschule immer wieder aufgeschoben. Bei dem Projekt sollen die beiden Schulen mit der Pestalozzischule und der Verbundschule Rohr enger zusammenwachsen. Seit Mitte 2015 gibt es ein Konzept für das sogenannte C-4-Haus, das gemeinsame Campusgebäude. Aufgrund personeller Engpässe im Hochbauamt können die Pläne dafür derzeit aber nicht weiter vorangetrieben werden, und solange das Campushaus nicht steht, machen Sanierungen in den einzelnen Schulen wenig Sinn, argumentiert die Stadt.

Damit wollen sich die Schulgemeinschaften aber nicht abfinden: Optimistisch gestimmt und lautstark machten die Protestierer ihrem Unmut Luft. „Wir wollen Taten nach zehn Jahren warten“, skandierten die Teilnehmer unter anderem. „Die Hegel und die Robert-Koch stecken im Sanierungsloch“, riefen sie, unterstützt von Trommeln, Trillerpfeifen, Rasseln und Vuvuzelas. Der Zug, der von neun Beamten der Verkehrspolizei begleitet wurde, marschierte lärmend vom Gymnasium zum Platz vor der Schwabengalerie gegenüber dem Bezirksrathaus.

Die Schüler haben die Sympathien auf ihrer Seite

Aufmerksamkeit erregten sie damit auf jeden Fall und auch viel Sympathie. „Ich kann es nachvollziehen, dass die Schüler auf die Straße gehen. In den letzten zehn Jahren ist viel versäumt worden“, sagte ein junger Vater mit Kinderwagen. „Es geht nichts voran, so geht das nicht weiter“, befand Verena Bruns. Auch sie lobte das Engagement besonders dasjenige der Schüler. „Ich finde es klasse, dass sie selbst etwas erreichen wollen. Es ist schade, dass in einer Stadt wie Stuttgart gerade an den Schulen gespart wird“, sagte Bruns. Die Sanierungen würden immer weiter aufgeschoben. „Eine ganze Schülergeneration ist da schon durchgegangen. Und es ist immer noch nichts passiert.“

Schimmel an den Wänden, stinkende Toiletten, der Frust bei den Schülern ist groß. „Es muss sich endlich etwas ändern!“, rief ein junger Bub, „Ich finde es unfair, dass wir so lange darauf warten müssen“, ergänzte ein Mädchen. „Wir lassen uns das nicht länger gefallen!“, konstatierte Gabriele Raff, die Elternbeiratsvorsitzende des Hegels. Der Protestmarsch war nicht die erste Aktion der Robert-Koch-Realschule und des Hegel-Gymnasiums, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Die Aktivisten sammelten bereits Unterschriften und sprachen im Bezirksbeirat vor. „Der Marsch wird nicht die letzte Aktion gewesen sein“, kündigte Raff an. „Wir werden so lange laut sein, bis sich etwas bewegt“, ergänzte Häfner.