Nilgänse breiten sich in der Stadt aus – auch in Vaihingen im Bereich des Feuersees und Rosentalsees. Offenbar finden sie auch öfter den Weg ins Freibad. Foto: Sandra Hintermayr

Im Stadtbezirk machen sich Nilgänse breit. Rund um das Stadtbad sind sie mittlerweile zahlreich anzutreffen. Und auch vor dem Freibad Rosental machen sie keinen Halt. Dass sie sich dort offenbar gerne aufhalten, hat einen Grund.

Vaihingen - Naturschützer sehen die Einwanderung des afrikanischen Vogels kritisch. Denn die Nilgans pflegt ein aggressives Brutverhalten. Im schlimmsten Fall vertreibt sie damit andere, heimische Arten. Im Stadtgebiet Stuttgart fühlt sich die Gans offenbar wohl. Mehrere Populationen sind etwa an den Bärenseen und am Max-Eyth-See anzutreffen. Auch in Vaihingen am Rosentalsee und Feuersee brüten die Gänse. Allerdings bleiben sie nicht an den Seen – sie sind immer wieder auch zu Besuch im Freibad Rosental. Bei den geflügelten Badegästen handle es sich um ein Elternpaar mit elf Junggänsen, sagt Jens Böhm, Pressesprecher der Bäderbetriebe Stuttgart.

Im Freibad hinterlassen sie unübersehbare Spuren auf den Wegen und Wiesen. Die Hinterlassenschaften sind zwar unschön, aber nach Ansicht von Friederike Woog nicht prinzipiell gesundheitsgefährdend. Woog ist Biologin und Ornithologin, lehrt an der Universität Hohenheim und arbeitet für das Naturkundemuseum Stuttgart. Untersuchungen bei Graugänsen hätten ergeben, dass die im Kot vorhandenen Parasiten meist gänsespezifisch seien, also nicht für den Menschen gefährlich. Vermutlich gelte das auch für Nilgänse.

Das Gras im Freibad ist attraktiver als außerhalb

Dennoch: Eine bakterielle Belastung, insbesondere wenn der Kot ins Schwimmbecken gelange, könne nicht ausgeschlossen werden. Deswegen sollte man vor allem bei kleinen Kindern darauf achten, dass diese den Kot nicht in den Mund bekommen, ergänzt Ulrich Tammler, Vogelexperte des Naturschutzbunds (Nabu). Eklig ist der Gänsekot allemal. Die Mitarbeiter des Freibads, berichten Badegäste, spritzen mehrmals täglich den Gänsekot von den Wegen. Auf dem Rasen allerdings ist das schwer möglich.

Warum sich die Nilgänse im Freibad wohlfühlen, hat einen Grund: „Gänse lieben Grasflächen, vor allem mit schönem kurzem Gras, die direkt in Wasserflächen münden“, erklärt die Gänseexpertin Friederike Woog. Das sei in einem Freibad der Fall. Diese haben nach den sehr trockenen Wochen diesen Sommer eher noch schöne Grünflächen, „im Vergleich zu den verdorrten Wiesen drumrum“, sagt Tammler. „Das lockt natürlich die Gänse, die sich am frischen Gras erfreuen.“ Auch Freibadbesucher, die die Tiere mit Essensresten füttern, tragen dazu bei, dass sich die Gänse im Bad breit machen.

Fütterung lockt die Nilgänse an

Gefährlich für den Menschen sind die Nilgänse nicht, zumindest nicht mehr als andere Gänse. „Die legendäre Aggressivität der Nilgänse beschränkt sich meist auf die Verteidigung der Brut“, sagt Woog. Ohne Jungtiere seien die Tiere weniger angriffslustig. Ulrich Tammler empfiehlt ein bestimmtes Auftreten gegenüber den Gänsen, um ein Annähern der Tiere zu unterbinden.

„Die Mitarbeiter vor Ort im Freibad Rosental versuchen bei jedem Besuch der Nilgänse, diese schnellstmöglich unter Berücksichtigung des Tierwohls und somit ohne Gewalt zu vergrämen“, sagt Jens Böhm. Wirklich wirksam ist das nicht, denn Nilgänse haben sich als ziemlich störungsresitent erwiesen. „Wenn man sie verscheucht, dauert es nicht lange, bis sie wiederkommen, oder die nächsten Gänse sich niederlassen“, sagt Stefan Praegert vom Amt für öffentliche Ordnung. „Die beste Lösung ist es, wenn die Nilgänse nicht gefüttert werden, da bei einem Überangebot der Nahrung die Population weiter wächst.“

Das bestätigen die Ornithologen Woog und Tammler. „Auf jeden Fall sollten die Leute die Gänse nicht füttern. Das könnte auch eine Attraktion für sie sein, sich im Freibad niederzulassen“, sagt Woog. Auch Müll, der arglos liegengelassen wird, kann die Gänse anziehen.

Außerhalb der Stadt werden Nilgänse bejagt

Generell dürfen Nilgänse bejagt werden, und zwar im Zeitraum vom 1. September bis zum 15. Januar, erklärt Désirée Bodesheim, Pressereferentin im Regierungspräsidium Stuttgart (RP). „Die Nilgans ist weder besonders, noch streng geschützt nach dem Bundesnaturschutzgesetz. Sie ist darüber hinaus auch nicht als europäische Vogelart einzustufen. Sie genießt somit keinen höheren Schutzstatus.“ Aber: In befriedeten Bezirken, das sind Bereiche, in denen die Jagd ruht, komme es immer wieder zu Konflikten, so eben auch in Wohngebieten, Parkanlagen und Freibädern.

Außerhalb des Stadtgebiets werde die Jagd auf die Nilgänse durchaus betrieben. „Nach unserer Kenntnis reicht aktuell diese Regulation aus, um einen angepassten Bestand zu gewährleisten“, sagt Bodesheim. Sollte es sich als notwendig erweisen, in einem befriedeten Bezirk mittels Jagd in den Bestand einzugreifen, könne ein entsprechender Antrag bei der im Ordnungsamt angesiedelten Unteren Jagdbehörde gestellt werden. „Effektiver wäre jedoch, die Zufütterung durch die Bevölkerung an solchen Plätzen zu unterbinden“, sagt auch die Sprecherin des RP.