Evelin Bleibler sowie die Vereinsmitglieder Eduard Kugelmann und Peter Frommer (von links) freuen sich über den neuen Elektro-Smart. Foto: Tatjana Eberhardt

Anfangs belächelt, hat der Verein Bürger-Rikscha nun sein dreijähriges Bestehen gefeiert. Sozusagen zum Geburtstag gab es ein neues Fahrzeug geschenkt. Welche Wünsche hat der Verein nun noch für die Zukunft?

Vaihingen - Dieser Augenblick sei unvergesslich, sagt Evelin Bleibler und meint den Moment, als eine ältere Dame das erste Mal nach etwa zehn Jahren wieder im Wald sein konnte. Möglich gemacht hatte das ein Rikscha-Fahrdienst. „Die Frau war so glücklich. Genau für solche Erlebnisse haben wir den Verein ins Leben gerufen“, sagt Bleibler. Sie ist die Vorsitzende des Vereins Bürger-Rikscha gemeinsam in Bewegung, der just sein dreijähriges Bestehen gefeiert hat. Es ist ein Projekt, das die Generationen zusammenbringt. Das älteste der 86 Vereinsmitglieder ist 93 Jahre alt, zwei Engagierte sind unter 40.

„Wichtig war uns von Anfang an, ein Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen, dass das Auto nicht zwingend gebraucht wird, sondern es auch umweltfreundliche und moderne Alternativen gibt, die Zeit sparen und mehr Lebensqualität und -freude bringen“, sagt Evelin Bleibler. „Zuerst wurde unser Konzept mit Skepsis betrachtet, doch wir haben uns nicht beirren lassen und sind sehr glücklich über die Entwicklung in den letzten drei Jahren. Das Schöne ist, dass jüngere Senioren jetzt schon die älteren fahren – zu Festen, Geburtstagen, Trauerfeiern, Arzt- oder Friseurbesuchen oder auch in die Straße, in der man früher gelebt hat.“

Rikscha, Tandem und ein E-Smart

Drei Jahre auf dem Buckel, drei Fortbewegungsmittel im Einsatz: „Alles hat angefangen mit der Bürger-Rikscha, die sehr gut angenommen wurde und ideal im Nahverkehr ist“, sagt Evelin Bleibler. „Obwohl es ganz schön ruckeln kann, fühlen sich viele der Mitfahrer sehr geborgen bei den Fahrten.“ Um die 10 000 Euro hat die Anschaffung gekostet. Sehr spannend sei es für den Verein zudem gewesen, dass Bianca Llerandi eine Masterarbeit über den Einsatz der Bürger-Rikscha für Fahrten mit Senioren ausgearbeitet hat.

Das etwa im gleichen Kostenbereich liegenden Paralleltandem bereicherte ab September 2017 den Vereinsfuhrpark. Bei diesem elektrounterstützten Fahrrad mit Platz für zwei Pedaleure und Stauraum kann man sich als Mitfahrer zwar zurücklehnen und die Fahrt genießen: „Ich finde es aber richtig toll, dass ich auch selbst in die Pedale treten kann – wenn ich will – und zwar in der Stärke, wie ich Kraft habe“, sagt das Vereinsmitglied Eduard Kugelmann, der jahrzehntelang leidenschaftlicher Fahrradfahrer war. Das Vereinsmitglied Peter Frommer ergänzt: „Der leichte Einstieg ist genial, der Sitz kann nach außen gedreht werden. Zudem kann man sich beim Fahren super unterhalten und sieht viel mehr vom Stadtbezirk.“

Doch bei frostigen Temperaturen wird das Angebot wohl zurückgefahren werden müssen. Eine dritte Lösung rundet das Programm ab und kommt schon fast wie gerufen zum dritten Geburtstag: Ganz neu und umweltfreundlich unterwegs ist der von der Daimler AG gespendete Smart EQ. Das Automobilunternehmen unterstützt hierbei gemeinsam mit der Bürgerstiftung Stuttgart im Rahmen der Aktion „Im E-insatz für meine Stadt“ das Ehrenamt.

Herausforderungen und Zukunftswünsche

„Wir sind sehr froh, dass sich in Sachen E-Mobilität vieles tut in der Wirtschaft und auch in der Politik, wobei es natürlich noch viel Luft nach oben gibt“, sagt die Vereinsvorsitzende. Die größten Herausforderungen momentan: Das Fahrzeug verstehen lernen, die Lademöglichkeiten checken, einen Parkplatz organisieren sowie die Finanzierung des Unterhalts klären, denn der geringe Mitgliedsbeitrag decke die Kosten nicht.

Der Verein hat auch noch ein paar Zukunftswünsche: „Vor allem freuen wir uns über Fahrer, die regelmäßig eingesetzt werden können“, sagt Peter Frommer, der selbst regelmäßig in die Pedale tritt. Der Dank sei nicht in Worte zu fassen: „Nur durch das außerordentliche Engagement der Ehrenamtlichen sowie durch Spenden von Privatleuten, Unternehmen, Stiftungen und der Stadtverwaltung ist der Verein so weit gekommen.“