Einst war das Kinder- und Heimatfest ein Besuchermagnet, doch zuletzt ließ das Interesse immer mehr nach. Foto: Marie Hertfelder

Das neue Heimatfest soll nicht mehr so heißen, es soll an einem anderen Ort sein und auch das Programm wird anders. Darüber haben Vereinsmitglieder nachgedacht. Wir verraten, was dabei herausgekommen ist.

Vaihingen - Die Zuversicht, dass Vaihingen ein neues Stadtfest bekommt, ist jetzt nach anfänglicher Skepsis groß. Am Dienstagabend hat der Heimatring, der zuvor den Bezirksvorsteher Kai Mungenast zum Vorsitzenden gewählt hatte, Vertreter der Vereine eingeladen, um ein neues Fest, das für Büsnauer, Dürrlewanger, Rohrer und Vaihinger eine gemeinsame Vaihinger Identität schaffen soll, aus der Taufe zu heben. Vor zwei Jahren ist das Kinder- und Heimatfest wegen stetig sinkender Beteiligung von Schulen, Kitas und Vereinen gescheitert. Damit das Sammeln der Gedanken für den Neubeginn auch Ergebnisse bringt, führte der Heimatring am Dienstag in der Alten Kelter geschickt Regie und schickte mit Peter Martin Thomas einen professionellen Moderator ins Rennen, der die Anwesenden ermunterte, ihre Ideen nach Themen geordnet auf Pinnwände zu schreiben.

Klare Spielregeln für die Finanzen

„Wir haben erste Überlegungen angestellt. Es soll etwas Neues entstehen, wir brauchen einen neuen Namen, einen neuen Ort und einen neuen Ablauf“, sagte Kai Mungenast. Das Bezirksamt könne die Planungen begleiten, das Fest aber müsse von den Vereinen kommen. Der Abteilungskommandant der Feuerwehr Vaihingen, Roland Häberle, brachte es auf den Punkt: „Wir müssen klare Spielregeln festlegen. Es geht darum, ob es sich für einen Verein auch lohnt, mitzumachen, ob der Umsatz des Fests die Vereinskasse aufpoliert.“ Außerdem müsse geregelt sein, wie das Geld verteilt werde und wie viele Helfer verlässlich mitarbeiteten.

Das neue Fest, insistierte Ingo Vögele vom Verbund Vaihinger Fachgeschäfte, solle nicht Vaihinger Sommer heißen, denn dies würde das Konzept des Vaihinger Frühlings und des Vaihinger Herbstes, den beiden jährlichen Festen der Fachgeschäfte, „verwässern.“ Der Stadtpark, erinnerte sich Robert Häberle, sei früher schon einmal der Schauplatz des Heimatfestes gewesen. Das Areal eigne sich dafür gut. Man könne dort Pagodenzelte aufstellen, dann wirke das Ganze so elegant wie das Stadtfest im Zentrum um den Eckensee. Den Strom gebe es von einem Trafohäusle bei der Bushaltestelle am Bahnhof. Ein anderer Teilnehmer ergänzte. „Wir sollten uns mit dem Rohrer Heimatring gut stellen. Der hat für das Waldfest ein großes Zelt, das 180 Leute fasst. Das wäre ein gutes Hauptzelt.“ Auch der Stuttgarter Stadtrat Jürgen Sauer (CDU) plädierte dafür, den Stadtpark einzubeziehen: „Das hätte Charme.“ Außerdem regte er einen Namenswettbewerb mit der Bevölkerung für das Fest an: „Dies wird die Publicity erhöhen.“

Fest im Stadtpark oder doch im Zentrum?

Unumstritten war der Standortvorschlag Stadtpark nicht. Die Bezirksbeirätin Christa Tast (Grüne) schlug vor, für das Fest die Hauptstraße zu sperren: „So wird daraus ein Straßenfest. Wir sollten dann die Brauerei fragen, ob sie uns dafür ein Festbier braut.“ Eine andere Teilnehmerin sagte: „Das Fest sollte im Zentrum Vaihingens sein. Das ist für mich das Areal um Kirche, Bezirksrathaus und Kelterberg.“

Die Bezirksbeirätin Gabriele Leitz, Mitglied der Steuerungsgruppe Fairtrade, regte an, bei dem Fest fair gehandelte Produkte einzubeziehen. Ulrich Bayer (CDU) forderte: „Wir müssen den Namen Kinder- und Heimatfest streichen und uns ein neues Programm ausdenken.“ Zuerst müsse man aber die Fragen nach der Festdauer, dem Veranstaltungsdatum, der Zielgruppen, die angesprochen werden sollten, und nach den Mitwirkenden beantworten.

Der Vaihinger Künstler Harald Marquardt vom Verein Kultur am Kelterberg hielt es für fast unmöglich, schon 2019 ein neues Fest auf die Beine zu stellen. Man solle sich lieber Zeit lassen und dafür solide arbeiten. Vor dem Hintergrund der Erfahrung der Vaihinger Fachgeschäfte mit zweitägigen Festen, sagte Ingo Vögele: „Der Aufwand für solche Feste ist enorm. Man tut keinem Beteiligten mit einer nur eintägigen Veranstaltung einen Gefallen.“ Volker Weil (FDP) empfahl: „Es ist wichtig, dass wir alles richtig machen. Suchen wir uns doch für 2020 den passenden Termin aus. Wenn er auch 2019 passt, dann kann man auch darüber reden.“ Außerdem sei es bei einem zweitägigen Fest wichtig, die beiden Tage unterschiedlich zu gestalten. Der Ansprechpartner für Menschen mit Behinderung im Stadtbezirk, Ivo Josipovic, regte an, die US-Soldaten der Patch Barracks ins Fest mit einzubeziehen: „Die gehören auch zu Vaihingen.“

Viele Vereine wollen mitarbeiten

Mehrere Anwesende plädierten für Qualität statt Quantität und für einen zweijährigen Festturnus. Jürgen Sauer brachte es auf den Punkt: „Ich bin für den Start im Jahre 2020. Wir müssen alles richtig machen. Diese Chance ist unsere letzte.“ Der Hauptgrund für die Zuversicht, dass alles gelingen wird, lag an der hohen Bereitschaft der Vereine, mitzuwirken. Das erste Stimmungsbild unter den Anwesenden ergab die Mehrheit für den Start anno 2020 und einen einjährigen Festrhythmus. Von jetzt an werden Vorschläge ins Bezirksrathaus geschickt und dort gebündelt. Angesichts der vielen Arbeit, die bevorsteht, sagte Reinhold Frank, der Kassier des Heimatrings: „Wir haben schon überlegt, professionelle Hilfe zu holen. Man muss halt schauen, wie man sie finanziert.“