Bernd Stockburger von der Handwerkskammer (rechts) übergab die Auszeichnung an die DLR-Vertreter Thomas Dekorsy, Anke Kovar, Thomas Schweizer und Thomas Müller (von links). Foto: Christoph Kutzer

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist für seine Ausbildung mit der Bildungspyramide der Handwerkskammer Region Stuttgart prämiert worden. Am DLR entscheidet nicht der Notenschnitt der Bewerber über die Aufnahme.

Vaihingen - Bäcker, Maurer, Zimmerer, Fahrzeuglackierer, Raumausstatter – die Bandbreite der Handwerke, die Ende März bei der Lossprechung von 111 Gesellen im Cannstatter „SpOrt“ vertreten waren, war groß. Mit Flugzeugen und Astronautik haben die erfolgreichen Prüfungsabsolventen allesamt nichts zu tun. „Immerhin bin ich schon mal geflogen“, scherzte eine Glaserin. Scheiben in ein Cockpit einzusetzen stelle sie sich spannend vor. Ihr Berufsleben sei aber ohnehin interessant.

Die Ausbildung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Stuttgart-Vaihingen hat ebenfalls nichts mit dem Bau von Luftschiffen zu tun. Dort lernen Feinwerkmechaniker und Systemelektroniker ihr Handwerk. Und das sehr erfolgreich: Unter den Absolventen finden sich regelmäßig Kammer- und Landes- sowie einige Bundessieger.

Auch Abbrecher haben die Chance auf einen Ausbildungsplatz

Im Zuge der Lossprechungsfeier wurde das DLR nun für seine Ausbildungstätigkeit mit der Bildungspyramide ausgezeichnet, die jährlich von der Handwerkskammer Region Stuttgart verliehen wird. Deren Geschäftsführer für Berufliche Bildung, Bernd Stockburger, bezeichnete das DLR als „gern gesehenen Gast der Handwerksfamilie“. Die Ausbildung dort sei in ihrer Verknüpfung von Theorie und Praxis ausgezeichnet. Die Prüfungsvorbereitungen behandle man vorbildlich. Daneben hob Stockburger auch die Einstellung der Einrichtung hervor: Auch leistungsschwächere Schüler, Jugendliche mit Migrationshintergrund oder Abbrecher aus anderen Lehrberufen haben in Vaihingen die Chance, einen Ausbildungsplatz zu ergattern.

„Entscheidend ist für uns nicht der Notenschnitt, sondern der Eindruck, den wir im Vorstellungsgespräch gewinnen“, erklärte Thomas Müller, der die Feinmechaniker am DLR betreut. „Wir suchen Leute, die motiviert sind und gut ins Team passen. In der Ausbildung müssen sie selbstredend trotzdem die gleichen Leistungen erbringen wie überall.“ Müller und sein Kollege Thomas Schweizer waren ein bisschen überrascht, dass sie als einer von sechs Betrieben aus der Region für die Auszeichnung ausgewählt wurden. „Uns war gar nicht so bewusst, wie gut unsere Bilanz aussieht“, sagte Schweizer. „Erst als wir erfuhren, dass die Jury uns ausgewählt hat, haben wir die bisherige Geschichte systematisch Revue passieren lassen.“

Azubis bekommen breite Unterstützung

Ein Ansporn zu besonderen Leistungen dürfte für die angehenden Mechaniker und Elektroniker die Arbeit im Umfeld einer wissenschaftlichen Institution sein. „Die Grundausbildung unterscheidet sich zunächst nicht von dem, was ein Auszubildender auch anderswo lernen würde“, erklärte Müller. „Im Laufe der Zeit kommt man aber eben doch mit den besonderen Bereichen der Institute, etwa den Laboren, in Berührung. Da wird es dann auch schnell zusätzlich anspruchsvoll. Diese Einblicke hat nicht jeder zu bieten“, sagt Müller.

„Spitzenleistungen in der Ausbildung sind nur möglich, wenn ein breiter Sockel an unterstützenden Kräften vorhanden ist“, erklärte Bernd Stockburger die Wahl der Pyramidenform für den Preis. Am DLR in Vaihingen ist das offenbar gegeben. Maximal acht Auszubildende können hier pro Beruf gleichzeitig lernen. Auch nach dem Abschluss landen sie nicht im luftleeren Raum. Zunächst werden sie für drei Monate übernommen. Alles Weitere hängt dann von der Anzahl vorhandener Planstellen ab. Einige Azubis hat das Ambiente sogar schon inspiriert, nach ihrem Abschluss ein Studium zu beginnen.