Wenn Mama und Papa arbeiten, wird der Nachwuchs im Kindergarten verlässlich und gut betreut. Doch die klassischen Öffnungszeiten sind für manche Eltern schwierig. Foto: Mauritius

Das Trägernetzwerk Konzept-e bietet Betreuung auch außerhalb der üblichen Öffnungszeiten von Kindergärten an. Möglich ist das dank eines Bundesprogramms. Doch das läuft Ende des Jahres aus, und bisher gibt es noch keine Anschlussfinanzierung.

Vaihingen - Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein Spagat – nach wie vor. Der Balanceakt ist insbesondere für Alleinerziehende schwierig, aber auch für Eltern, die im Schichtdienst oder am Wochenende arbeiten. Sprich: für alle, die keinen Job haben, der sich mit den üblichen Öffnungszeiten einer Kindertageseinrichtung vereinbaren lässt.

Die Bundesregierung hat darum Ende 2015 das Programm „Kita plus – Weil gute Betreuung keine Frage der Uhrzeit ist“ auf den Weg gebracht. Das in Stuttgart-Vaihingen beheimatete Kita-Trägernetzwerk Konzept-e macht mit. Mittlerweile gibt es das Projekt in elf Einrichtung. Darunter sind auch die Pressekiste in Möhringen, die Bärcheninsel in Dürrlewang, die Kita Junges Gemüse im Wohngebiet Lauchhau-Lauchäcker und die Kita Steppkes im Stuttgarter Engineering Park in Vaihingen.

Fachkräftemangel ist ein Problem

Doch wie ist angesichts des Fachkräftemangels möglich, Betreuungszeiten weiter auszubauen? Das Trägernetzwerk Konzept-e hat sich überlegt, Quereinsteiger als Tagesmütter und Tagesväter zu akquirieren und auszubilden. Diese werden dann fest bei Konzept-e angestellt und betreuen die Mädchen und Jungen in den Randzeiten in einer der Kitas und damit in bestens geeigneten Räumen. Eltern können aber auch am Wochenende Termine vereinbaren. Dann aber werden die Kinder bei den Tageseltern zu Hause beherbergt. Tageseltern betreuen maximal fünf Kinder gleichzeitig. Dadurch entstehen ein überschaubarer Rahmen und enge Beziehungen.

Kita plus bedeutet aber nicht, dass Kinder noch mehr Zeit im Kindergarten verbringen als bisher. „Aus pädagogischer Sicht sollten zehn Stunden täglich nicht überschritten werden“, heißt es in einem Fachaufsatz von Konzept-e. Die Betreuungszeiten verschieben sich lediglich. Die Mädchen und Jungen kommen zum Beispiel erst mittags in den Kindergarten und bleiben dann bis zum Abendbrot.

Eltern brauchen Verlässlichkeit

In dem Fachaufsatz spricht Konzept-e auch einige Herausforderungen im Zusammenhang mit den flexiblen Betreuungszeiten an. Zum einen hat Konzept-e Schwierigkeiten, Personal für das Projekt zu gewinnen. Zwar bietet das Trägernetzwerk den Quereinsteigern eine Festanstellung. „Aber die Arbeitszeiten sind unattraktiv, da es vorrangig um eine Betreuung von Kindern in den frühen Morgen- und späten Abendstunden sowie am Wochenende geht“, sagt Marcus Rehn. Er ist der Bereichsleiter Elementarpädagogik im Konzept-e-Netzwerk Stuttgart. Zudem ist auch die Nachfrage der Eltern noch schleppend. Das müsse aber nicht bedeuten, dass der Bedarf für ein zusätzliches Betreuungsangebot nicht da sei, findet Rehn. Vielmehr würden Eltern ihre Planung entlang der bestehenden Betreuungsstruktur ausrichten und nicht noch mal umplanen, wenn es plötzlich ein zusätzliches Angebot gebe. „Eltern brauchen Verlässlichkeit. Sie müssen sicher sein können, dass ein solches Angebot dauerhaft ist“, sagt Rehn.

Vor allem aber geht es um die rechtlichen Rahmenbedingungen und ums Geld. Bisher existieren Kindertageseinrichtungen mit vergleichsweise starren Öffnungszeiten und das flexiblere System der Tagespflegeeltern nur als zwei voneinander völlig unabhängige Varianten. Um sie zusammenzubringen und das finanzieren zu können, müssen einige Fragen geklärt werden.

Fakt ist, dass die Stadt Stuttgart für jeden Kindergartenplatz zahlt. Diese finanzielle Förderung deckt jedoch nur eine Betreuungszeit von maximal acht Stunden täglich ab. Darüber hinaus kann der Träger für 50 Prozent beziehungsweise 65 Prozent seiner Gruppen zwei Stunden zusätzliche Öffnungszeit gefördert bekommen. Danach ist aber Schluss.

Förderprogramm läuft bald aus

Das Projekt Kita plus jedoch geht darüber hinaus. Bisher werden die Randzeiten und Öffnungszeiten am Wochenende aus dem Bundesprogramm gefördert. Dieses läuft aber Ende des Jahres aus. Bisher gibt es noch keine Anschlussfinanzierung. „Uns wurde signalisiert, dass es weitergeht. Aber wir wissen noch nicht wie“, sagt Rehn und ergänzt: „Wir brauchen eine klare Perspektive – entweder vom Bund, vom Land oder der Kommune – um unser Konzept weiter entwickeln zu können.“

Auf Nachfrage unserer Zeitung schreibt die Pressestelle in einer schriftlichen Stellungnahme: „Die Stadt Stuttgart begrüßt das Bundesprogramm Kita plus.“ Die Verwaltung habe gegenüber dem Ministerium mehrfach die Notwendigkeit einer Verlängerung des Programms deutlich gemacht, da die Laufzeit nicht ausreichend gewesen sei, um das Angebot zu entwickeln und zu etablieren. Auf die Frage, ob die Stadt das Programm fortsetzen könne, wenn die Bundesförderung ausgelaufen ist, antwortet die Pressestelle: „Die Problematik ist bei der Stadt bekannt. Es wird versucht im Rahmen des Sachstandsberichts 2018, der im November im Jugendhilfeausschuss behandelt wird, eine Regelung zu finden.“