Ende vergangenen Jahres wurde die Telefonzelle an der Ecke Emilienstraße und Herrenberger Straße zerstört. Foto: privat

In mindestens fünf Fällen wurden Scheiben von Wohnhäusern rund um den Stadtpark in Stuttgart-Vaihingen durch Steinewerfer beschädigt. Auch auf dem Vaihinger Markt kam es jüngst zu Vorfällen – und das nicht zum ersten Mal.

Vaihingen - Ein „fürchterlicher Schlag“ habe ihn und seine Familie am Abend des 27. Dezember aufgeschreckt, berichtet ein Anwohner beim Stadtpark Vaihingen. Seinen Namen will er nicht nennen – aus Angst vor weiteren Attacken der unbekannten Täter. Ursache des Lärms: eine Sektflasche. Die hatten die Täter, vermutlich aus dem Stadtpark heraus, auf seine Terrassentür geworfen. „Die Scheibe ging zum Glück nicht zu Bruch, sie ist nur angekratzt“, sagt der Mann.

Gefährdung von Menschen in Kauf genommen

Weniger glimpflich ging eine Attacke am 9. Januar aus. Wie die Polizei meldet, warfen Unbekannte gegen 19 Uhr Steine gegen die Scheibe eines Wohnhauses an der Herrenberger Straße. Sie richteten einen Schaden von etwa 2000 Euro an. Der Vaihinger Anwohner berichtet von weiteren Vorkommnissen. Rund um den Stadtpark seien ihm fünf Fälle bekannt, bei denen mit Steinen oder anderen Wurfgeschossen Scheiben beschädigt worden seien. „Wir sind sehr betroffen“, sagt er, „vor allem, weil man jederzeit wieder neue Angriffe erwartet“. Die Unbekannten hätten stets beleuchtete Fenster beworfen und so eine Gefährdung von in den Zimmern Anwesenden in Kauf genommen. „Offensichtlich haben die Täter einen Nervenkitzel gesucht“, mutmaßt der Mann. In derselben Nacht, in dem die Sektflasche gegen sein Haus flog, wurde eine Telefonzelle an der Ecke Emilienstraße und Herrenberger Straße Opfer der Zerstörungswütigen. „Sämtliche Scheiben sind zertrümmert worden“, berichtet der Anwohner.

Bei der Polizei sind die Umtriebe bekannt. Seit November seien „mehrere Fälle“ von Vandalismus gemeldet worden, sagt ein Polizeisprecher. Über die Täter könne er keine Auskunft geben, die Ermittlungen liefen noch. Der Anwohner meint, die faustgroßen Steine stammten nicht aus der Umgebung, „die Täter müssen sie mitgebracht haben“, sagt er, „weshalb die Aktionen nicht spontan, sondern geplant waren“. Die Polizei habe die Steine für die Beweisaufnahme gesichert. „Auch ich habe die Wurfwerkzeuge aufgehoben, falls die Polizei noch Fingerabdrücke nehmen will“, sagt der Anwohner.

Sinnlose Gewalt mache ihn sprachlos

Wenige hundert Meter entfernt gab es weitere Vorfälle. Zwischen Samstag, 11. Januar, 18 Uhr, und Sonntag, 12. Januar, 6 Uhr, beschädigten Unbekannte die Kulturhaltestelle am Vaihinger Markt. Harald Marquardt kann es nicht fassen: „Diese sinnlose Gewalt macht mich einfach sprachlos.“ Der Vorsitzende des Vereins Kultur am Kelterberg war am Dienstag mit seinem Stellvertreter Géza Spiegel vor Ort, um den Schaden zu begutachten: Zwei der fünf Stelen inklusive Schaukästen wurden samt Betonfundament aus dem Boden gerissen. „Da muss man schon kräftig hinlangen“, sagt Marquardt, der den Schaden auf rund 1500 Euro beziffert.

Wie die Reparatur bezahlt werden soll, weiß der Vereinsvorsitzende noch nicht: Entweder müsse man das Geld vom Vereinskonto nehmen und somit auf die Mitglieder umlegen, oder der Verein bekomme einen Zuschuss aus dem Bezirksetat. „Damit können wir wahrscheinlich schon rechnen“, sagt Marquardt, „doch es ist total blöd, den Etat für solche Zwecke verwenden zu müssen“. Es ist nicht das erste Mal, das die vor rund acht Jahren aufgestellte Kulturhaltestelle beschädigt worden ist: Kurz nach der Einweihung sei eine Scheibe eingeschlagen worden und im März 2014 wurde eine Stele komplett herausgerissen. Damals konnte ein Bekannter die Schäden reparieren, dieses Mal gehe leider nicht mehr. „Jetzt muss eine Fachfirma ran, und das wird teuer“, sagt Marquardt. Unter dem Vandalismus leidet nicht nur der Verein Kultur am Kelterberg, dem die Kulturhaltestelle gehört, sondern alle Vaihinger kulturtreibenden Vereine. „In den fünf Vitrinen gibt es zehn Plätze, auf denen alle ihre Veranstaltungen ankündigen können.“

Polizei hält sich derzeit bedeckt

In Dürrlewang gibt es seit 2016 entlang der Ladenzeile ebenfalls eine solche Kulturhaltestelle: „Dort ist noch nie etwas geschehen, zu Vaihingen ist das ein himmelweiter Unterschied“, sagt Marquardt. Ist der Vaihinger Markt also ein Brennpunkt in puncto Vandalismus? Entwarnung gibt Polizeisprecherin Monika Ackermann: „In der Nacht gab es keine weiteren Sachbeschädigungen, und auch sonst gibt es hier keine Häufung oder eine Schwerpunktverlagerung.“ Die Kollegen seien stets präsent, auch per Fußstreife. Auf Nachfrage teilt die Polizei mit, dass natürlich geprüft werde, ob dieselben Täter für die Vorfälle in Vaihingen verantwortlich seien.

Wer Hinweise auf die Steinewerfer oder zur Sachbeschädigung am Vaihinger Markt geben kann, wird gebeten, sich beim Polizeirevier 4 Balinger Straße unter Telefon 0711/89 90 34 00 zu melden.