Bedin Özyürek kennt die Schwachstellen der kleinen Taschencomputer: Displays, Akkus und Ladeanschlüsse. Foto: Anja Widenmann

Bedin Özyürek betreibt einen Handy-Reparaturservice in Stuttgart-Vaihingen. Und er bemerkt: Immer mehr Leute sind bereit, ihr altes Handy wieder fit machen zu lassen, anstatt sich ein neues zu kaufen. Hat das mit einem wachsenden Umweltgedanken zu tun?

Vaihingen - Jährlich landen allein in Europa etliche Millionen Smartphones in der Tonne. Dabei könnten die Telefone, die heute kleine Computer sind, oftmals repariert oder die in den Geräten enthaltenen kostbaren Materialien recycelt werden. Laut der Statistikplattform Statista ist ein Handy lediglich 2,47 Jahre in Gebrauch, dann kommt schon das nächste, modernere Gerät her (Stand 2018).

Einer, der das Thema bestens kennt, ist Bedin Özyürek; er betreibt einen Reparaturservice für Mobiltelefone in Stuttgart-Vaihingen und nennt sich selbst – wie viele seiner Kollegen in der Branche – Handydoktor. Und er beobachtet einen Trend: „Die Anzahl der Reparaturen haben in den letzten Jahren eher zugenommen.“ So habe er seinen Kundenstamm seit der Eröffnung im Jahr 2016 schnell erheblich vergrößern können. Bedin Özyürek weiß: „Die Leute kommen vor allem, weil es günstiger ist, als sich ein neues Handy zu kaufen.“

Allerdings muss dazu gesagt werden, dass es bisher nicht bei allen Fabrikaten möglich ist, sie wieder heil zu machen – etwa wenn es darum geht, den Akku zu tauschen oder den Speicher des Geräts zu erweitern. Aus diesem Grund fordern Umweltorganisationen wie Greenpeace schon seit längerer Zeit, dass Smartphones so designt werden sollten, dass der Akku ohne den Einsatz von Werkzeugen und innerhalb weniger Sekunden entnommen werden kann – und ohne dass die Haltbarkeit der Handys darunter leidet.

Doch zurück zu Bedin Özyurek: Vielen Kunden sei es wichtig, dass „die Daten, die auf dem Handy gespeichert sind, wiederhergestellt werden“, sagt er. So geht es auch der 25-jährigen Nicole Kerlchof, deren Handydisplay der Doktor Bedin Özyürek geflickt hat. „Ich wollte vor allem die Daten zurück, die auf meinem Handy waren“, erzählt sie. „Aber ich habe auch schon von einer Freundin gehört, dass sie ihr Handy aus ökologischen Gründen reparieren ließ.“ Das sei allerdings eher die Ausnahme, wie Bedin Özyürek berichtet. „Ich höre nur sehr selten, dass Leute wegen dem Thema Umwelt zu uns kommen.“

Wie wichtig ist die Nachhaltigkeit?

Im Durchschnitt repariert Bedin Özyürek zwölf Handys pro Tag. „Im Sommer gehen mehr Handys kaputt als im Winter“, hat er beobachtet. Die Schwachstellen seien vor allem die Displays, die Ladeanschlüsse sowie der Akku selbst. Wie viel die Leute bereit sind für eine solche Reparatur zu berappen, kann er nicht pauschal beziffern. „Manchen sind 50 Euro schon zu viel“, sagt er. „Andere sind bereit, auch mal 300 Euro für die Reparatur zu bezahlen.“ Die Kunden sind oft Jugendliche, bei denen die Mobiltelefone offenbar häufiger kaputt gehen. Der Handydoktor erklärt sich das so: „Die Älteren passen meistens besser auf ihr Handy auf.“