Susann Leißing hat den Hahn Cleo von Hand aufgezogen. Foto:  

Die Schäferin und Hühnerzüchterin Susann Leißing ist im Gewann Honigwiesen in Stuttgart-Vaihingen bekannt wie ein bunter Hund.

Vaihingen - Sonnenstrahlen sind in diesem Winter rar. Doch an diesem Tag ist hier und da ein Stück blauer Himmel zu sehen. Für die Jahreszeit ist es ungewöhnlich mild. Kein Wunder also, dass viele Spaziergänger unterwegs sind, vor allem Senioren und Mütter mit Kinderwagen. Susann Leißing kennt sie alle. Immer wieder mal ruft sie einen Gruß über die Felder im Gewann Honigwiesen.

Leißing hat dort ein Gartengrundstück. Jetzt im Winter sieht es etwas verwildert aus. Die Feldwege rundrum sind aber alle erstaunlich sauber. Ein Stück weit ist das auch ihr Verdienst. Denn sie ist offiziell Patin für die Honigwiesen und schaut dort nach dem Rechten. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, meldet sie es der Stadt. Sie ist dafür verantwortlich, dass in den gelben Metallboxen immer genug Hundekottüten sind. Von der Stadt hat sie zudem eine Greifzange bekommen, mit der sie Müll und Papierchen einsammelt, die von anderen achtlos in die Wiesen geworfen worden. „Manch einer nennt mich die gute Seele von den Honigwiesen“, sagt Susann Lessing und schmunzelt.

Die Füchse haben kaum Scheu vor den Menschen

Als die Frau mit dem Jägerhut, der groben beigen Jacke und der hellen Cordhose die Gartentür öffnet, kommt ihr sofort eine Schar Hühner entgegengelaufen. Sie gackern aufgeregt und fordern so ihre Besitzerin auf, ihnen ein paar Körnchen hinzuwerfen. Das lockt dann auch den Hahn an. „Das sind Vorwerkhühner. Es ist eine gefährdete Nutztierrasse“, erklärt die Expertin, die Mitglied beim Kleintierzuchtverein in Stuttgart-Vaihingen ist.

Sie hatte mal mehr Hühner. Doch in den Honigwiesen leben auch viele Füchse. Manche der Tiere haben kaum Scheu vor dem Menschen. Leißing hat mal am helllichten Tag einen der Rotpelze auf dem Misthaufen beobachtet. Oder besser gesagt: der Fuchs beobachtete sie bei der Arbeit. Doch die Begegnungen mit dem Wildtier sind nicht immer so harmlos, zumindest nicht für die Tiere. Vor Kurzem holte ein Fuchs acht Hühner. Für Leißing war das nicht nur traurig, sondern auch ein finanzieller Verlust.

Der Hahn Cleo hat seinen eigenen kleinen Harem

Inzwischen sind noch mehr Hühner gekommen. Sie unterscheiden sich von den Vorwerkhühnern – nicht nur im Aussehen, sondern auch durch die Tatsache, dass sie Namen haben. Der stolze Hahn heißt Cleo. Er ist eine Handaufzucht und hört auf sein Frauchen wie ein gut erzogener Hund. Doch Cleo fühlte sich einsam. Der alteingesessene Hahn ohne Namen ließ ihn an seine Frauen nicht ran. Darum bekam Cleo einen eigenen kleinen Harem mit drei Zwergwyandotten. Sie heißen Chantal, Jaqueline und Tatjana.

Auf dem Grundstück leben noch zwei Meerschweinchen und zwei Kaninchen. Doch die sind eher unauffällig und unkompliziert. Doch nicht weit entfernt vom Garten ist eine eingezäunte Wiese, auf der friedlich drei Schafe grasen. Die zwei weißen Tiere sind Ostfriesische Milchschafe und hören auf die Namen Fee und Blondie. Das dunkle Tier heißt Lucy ist ein Mix aus Milchschaf und Merinoschaf. Die Herde könnte größer sein. Doch ein Fuchs riss vor einigen Monaten zwei Lämmer. Einen der blutverschmierten Köpfe verbuddelte er im Sand beim nahegelegenen Pferdehof. „Das war kein schöner Anblick für diejenigen, die ihn fanden“, sagt Leißing.

Der Hund Fox brauchte Beschäftigung

Wie sie zu den Schafen kam? Daran ist ihr Hund schuld. Der Border Collie namens Fox ist mittlerweile 14 Jahre alt und etwas altersweise geworden. Doch als junger Hund hielt Fox seine Familie ordentlich auf Trab und machte einige Dummheiten. Er brauchte Beschäftigung. Also halfen seine Besitzerin und er beim Schäfer im Büsnauer Wiesental aus. Und dort entdeckte Leißing ihre Liebe zu den wollenen Vierbeinern.

Auch viele andere Menschen, die im Gewann Honigwiesen leben, haben dank Leißing ihre Liebe zu den Tieren entdeckt. Ihre Zwei- und Vierbeiner sind beliebte Spazierziele. „Viele Passanten unterhalten sich mit den Schafen“, sagt die Schäferin und lacht. Immer wieder mal kommen auch ganze Kindergartengruppen vorbei. Die Menschen in den Honigwiesen geben Leißing ein gutes Gefühl. „Wir haben hier ein sehr gutes Miteinander und achten aufeinander“, sagt sie. Die alte Dame, die nebenan ihren Kräutergarten hat, die Besitzerin der Pferde schräg gegenüber, Leißing kennt sie alle von ihren regelmäßigen Rundgängen über die Felder ganz im Westen Vaihingens.