Im sächsischen Kamenz entstehen heute schon Batterien für die künftigen E-Modelle von Daimler. Foto: dpa

Der Stuttgarter Autobauer Daimler baut in Untertürkheim und in Sindelfingen zwei neue Batteriefabriken und macht einen weiteren Schritt in Richtung E-Mobilität.

Stuttgart - Die Transformation des Autobauers Daimler hin zur Elektromobilität schreitet schneller voran als gedacht: Der Konzern baut künftig auch in seiner Fahrzeugfabrik in Sindelfingen Batterien für Elektroautos. Das Zulieferwerk des Konzerns in Stuttgart-Untertürkheim erhält zwei Batteriefabriken – bisher war dort nur eine geplant. Das teilten Vertreter von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite beider Standorte am Mittwoch in Stuttgart mit.

„Im Zuge unserer Elektrooffensive ist es gut, so schnell wie möglich zu mehr Batterien zu kommen“, so der Untertürkheimer Betriebsratschef Wolfgang Nieke. Die Pkw-Sparte Mercedes-Benz investiert insgesamt mehr als eine Milliarde Euro in den globalen Produktionsverbund von Batterien. Die Zellen für die Batterien will der Konzern allerdings vorerst weiterhin von Produzenten aus Asien zukaufen. Im eigenen Haus werden diese Zellen mit der für die Steuerung der Ladungsvorgänge verantwortlichen Leistungselektronik zu den Batterien verbaut.

Im sächsichen Kamenz entsteht die größte Batteriefabrik des Konzerns

Das Netz von Fertigungsstätten für Batterien, die derzeit bereits im Betrieb, im Bau oder noch in Planung sind, wächst damit auf acht. Der Konzern lässt heute bereits bei der Tochter Accumotive im sächsischen Kamenz Batterien montieren. Dort entsteht gerade ein zweite Fabrik, an deren Dimensionen dem Vernehmen nach kein anderer Standort für Batteriefertigung im Konzern heranreichen wird. Das Unternehmen selbst macht keine Angaben zu genauen Größen und Investitionssummen an einzelnen Standorten. Weitere Fertigungsstätten entstehen in Peking, Tuscaloosa (USA) und Bangkok.

Im Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingen werden bisher vor allem die S- und E-Klasse montiert. Wie der Standortleiter Michael Bauer am Mittwoch ankündigte, soll dort auch das erste vollständig autonom fahrende Auto vom Band rollen. Weitere Details, etwa über den angestrebten Zeitpunkt, nannte der Manager nicht.

Die Investitionskosten für die Errichtung der Batteriefertigung bezifferte Bauer mit einem zweistelligen Millionenbetrag. Bereits 2014 sei vereinbart worden, insgesamt 1,5 Milliarden Euro in die Produktion und weitere 600 Millionen Euro in die Forschung und Entwicklung am Standort Sindelfingen zu investieren. Die Kosten für die Batteriefabrik seien dabei noch nicht enthalten.

An dem Standort, der momentan umfassend modernisiert wird, arbeiten rund 37 000 Beschäftigte. Im Zusammenhang mit der Ankündigung der neuen Batteriefabrik, deren Bau in der ersten Hälfte der nächsten Dekade begonnen werde, kündigte das Unternehmen auch die Übernahme von 150 befristeten Beschäftigten und die Einstellung von zusätzlichen 150 Auszubildenden in den kommenden fünf Jahren an. In der Batteriefabrik selbst könnten einmal zwischen 250 und 300 Mitarbeiter beschäftigt sein, sagte der Sindelfinger Betriebsratsvorsitzende Ergun Lümali.

Untertürkheim wurde 2017 zum Leitwerk für die E-Mobilität ausgerufen

Das Komponentenwerk in Stuttgart-Untertürkheim, in dem rund 19 000 Mitarbeiter beschäftigt sind, wurde bereits vor Jahresfrist zum neuen Leitwerk für die Elektromobilität im Konzern auserkoren. Zuvor hatte sich der Betriebsrat vehement dafür eingesetzt. Damals wurde neben dem Ausbau der Entwicklungstätigkeiten im Bereich der E-Mobilität auch der Bau einer ersten Batteriefabrik ab Ende 2018 im Werkteil Brühl angekündigt.

Die nun angekündigte zweite Fabrik soll ab Mitte 2019 auf einem Gelände in Hedelfingen entstehen, auf dem nach bisherigen Planungen Getriebeteile produziert werden sollten, erklärte der Standortleiter Frank Deiß. Sollten beide Fabriken bis zum Jahr 2025 ausgelastet sein, würden dort sowie in den bereits angekündigten Fertigungsbereichen für Antriebsmodule für Elektroautos bis zu 800 Mitarbeiter beschäftigt sein, so Betriebsratschef Nieke.

Die Betriebsräte von Untertürkheim und Sindelfingen sehen mit den Investitionen in die Elektromobilität ihre Werke besser abgesichert. „Sowohl Beschäftigte als auch Standort gehen mit dieser Vereinbarung als Gewinner hervor“, erklärte der Sindelfinger Arbeitnehmervertreter Lümali.