Aufgepasst: Die Staupe ist wieder da – Gefahr droht bei Kontakt mit Wildtieren, in der Luft überleben die Viren nur wenige Tage. Foto: dpa

Jahrelang war die hochansteckende Staupe in der Region Stuttgart praktisch ausgerottet. Doch jetzt ist die gefährliche Virusinfektion zurück. Füchse haben sie aus den Nachbarkreisen bis nach Esslingen verbreitet. Das bedeutet eine akute Gefahr für Hunde. Menschen und Katzen erkranken nicht. Tierärzte raten zur Impfung.

Jahrelang war die hochansteckende Staupe in der Region Stuttgart praktisch ausgerottet. Doch jetzt ist die gefährliche Virusinfektion zurück. Füchse haben sie aus den Nachbarkreisen bis nach Esslingen verbreitet. Das bedeutet eine akute Gefahr für Hunde. Menschen und Katzen erkranken nicht. Tierärzte raten zur Impfung.

Esslingen - Zehn Füchse sind im Landkreis Esslingen in den vergangenen Wochen an dem hochansteckenden Virus Staupe verendet oder wurden getötet, weil ihr Verhalten auffällig war. Die Tiere stammten zwar aus dem ländlichen Gebiet rund um Ohmden, Bissingen, Lenningen, Frickenhausen und Großbettlingen. Der Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamts im Kreis Esslingen, Gerhard Stehle, geht aber davon aus, dass sich inzwischen Füchse im gesamten Landkreis angesteckt haben. Damit werde die Staupe auch vor der Landeshauptstadt nicht haltmachen.

Für Hunde kann eine Infektion mit Staupe tödlich enden. Auch Fleischfresser wie Dachse, Marder, Frettchen und Waschbären sind bedroht . Entwarnung gibt das Veterinäramt für Menschen und Katzen. Die Ansteckung läuft über direkten Kontakt oder Tröpfcheninfektion wie beim Niesen oder Husten.

Gerhard Stehle beobachtet das Näherrücken der Staupe aus dem Norden schon seit einem Jahr. „Angefangen hat es in Potsdam, Berlin und Brandenburg“, sagt der Veterinär. In Baden-Württemberg waren zuletzt Wildtiere in den Kreisen Tübingen, Reutlingen und im Alb-Donau-Kreis betroffen. Das Virus kann sich laut Stehle besonders rasch ausbreiten, weil die Fuchspopulation seit Jahren stetig wächst, weil es keine Tollwut mehr gibt. „Die hat das reguliert“, sagt Stehle.

„Die Jäger sind jetzt natürlich hochalarmiert“, weiß der Fachmann. Ihre Hunde kommen am ehesten in Berührung mit infizierten Wildtieren. Weil die Füchse aber längst Einzug in städtische Parks und Hausgärten gehalten haben, sind praktisch alle Hunde in Gefahr. Es sei denn, so Wolfgang Sinzinger von der Stuttgarter Tierklinik am Hasenberg, sie sind geimpft. Das gilt nach seiner Erkenntnis zwar für die allermeisten Hunde. Pflicht sei die Impfung aber nicht – wie etwa die Tollwutimpfung bei Reisen ins Ausland.

Symptome sind teils hohes Fieber, Abgeschlagenheit und Müdigkeit

„Wir hatten in den letzten zehn Jahren nur noch sehr vereinzelt Hunde mit Staupe.“ Das seien vor allem Welpen gewesen, die von Züchtern aus Ostländern stammten und die gar nicht oder nicht korrekt geimpft worden seien. „Die Impfung ist das Allerwichtigste, dann gibt es keine Staupe mehr“, sagt Sinzinger. Sie müsse aber, je nach Impfstoff, jedes Jahr oder alle zwei oder drei Jahre aufgefrischt werden. Sinzinger warnt davor, etwa ältere Hunde nicht mehr zu impfen, weil man Angst vor Impfschäden habe. Ohne Impfung seien die Hunde „vor allem anfälliger gegen Infektionskrankheiten.“ Wer ganz sicher gehen wolle, dass eine Auffrischung des Impfstoffs notwendig sei, könne über eine Blutuntersuchung den Titer-Wert ermitteln lassen, der Aufschluss gebe über die Antikörper. Das sei aber recht kostspielig, weshalb meistens einfach nachgeimpft werde. Sinzinger kritisiert die Impfmüdigkeit einiger Hundebesitzer: „Impfungen sind ein Segen – auch für die Menschheit.“

Ob ein _Hund bereits infiziert ist, erkennt man laut Sinzinger an teils hohem Fieber, Abgeschlagenheit und Müdigkeit des Tieres. Oft gehören zu dem Symptomen eine Augen- und Mandelentzündung, außerdem Bronchitis. Die Behandlung ist ausgesprochen schwierig: „Die Prognose ist ungünstig“, so Sinzingers Erfahrung. Es gebe auch eine spezielle so genannte zentrale Form der Staupe, die nur das Gehirn des Hundes betrifft. Tiere, die Glück haben und überleben, leiden dann oft unter dem Staupetick: Sie zucken dann mit einzelnen Gliedmaßen. Ganz auszuschließen ist eine Infektion selbst bei geimpften Hunden nicht. „Es gibt verschiedenen Unterarten der Staupe“, erklärt Sinzinger. Doch sei die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung dann extrem niedrig.

„Mit der Staupe hatten wir bisher keinerlei Berührungspunkte“, sagt Hundetrainerin Anja Bethmann. Sie leitete die Ausbildung der Vierbeiner beim Verein Hundefreunde Esslingen und hatte bisher keine Ahnung, dass die eigentlich ausgerottete Viruskrankheit wieder auf dem Vormarsch ist. „Da muss ich mich jetzt einmal beim Tierarzt erkundigen, wie sicher die Impfung ist“, sagt Bethmann. Doch schon bisher geht sie auf Nummer sicher: Alle Vereinsmitglieder , die mit ihrem Hund einen Kurs auf den Trainingsgelände in Altbach besuchen, müssen vertraglich bestätigen, dass ihr Hund gegen die fünf wichtigsten Krankheiten geimpft ist. Und dazu gehört die Staupe.