Vor der Mercedes-Benz-Welt zeigen einige Tibet-Aktivisten Flagge. Foto: Lichtgut - Oliver Willikonsky

Tibet-Aktivisten haben am Samstag in Stuttgart-Bad Cannstatt Flagge gegen die Politik des Daimler-Konzerns gezeigt. Sie können nicht fassen, dass der Konzern vor China „in die Knie gegangen ist“.

Stuttgart - Das Wetter am Samstagnachmittag ist trüb. Umso deutlicher hebt sich der Farbfleck unterhalb der Mercedes-Benz-Welt in Stuttgart-Bad Cannstatt von der Umgebung ab: Hier lässt ein Dutzend Demonstranten farbenfrohe tibetanische Flaggen wehen. Mit ihrer Aktion will die Regionalgruppe Stuttgart der Tibet Initiative Deutschland ein Zeichen gegen den Kurs des Daimler Konzerns setzen. Der hatte sich gegenüber China von einem auf Instagram veröffentlichten Werbebild, in das ein Zitat des Dalai Lama eingefügt worden war, nicht nur distanziert, sondern förmlich entschuldigt. Daimler-Chef Dieter Zetsche und China-Chef Hubertus Troika hatten in einem Schreiben wortwörtlich das Leid bedauert, dass „der fahrlässige und taktlose Fehler dem chinesischen Volk zugefügt habe“.

 

„Wie kann man dermaßen in die Knie gehen?“ fragt eine Teilnehmerin des Flashmobs an der Mercedesstraße kopfschüttelnd. „Das ist ein Kotau vor einem Regime, das bekanntermaßen keinen Wert auf die Beachtung von Menschenrechten legt.“ „Instagram ist in China gesperrt“, ergänzt der Regionalsprecher der Initiative. „Es ist also ein Witz, wenn hier vom chinesischen Volk gesprochen wird. Das Volk hat dieses Bild nie gesehen.“

Geflohene fühlen sich selbst in Deutschland nicht sicher

Er hätte sich gewünscht, dass Daimler die Empörung Chinas zum Anlass genommen hätte, die Tibet-Frage anzusprechen – diplomatisch, aber aus dem Blickwinkel einer westlichen Demokratie. Ganz frei fühlen sich einige der Versammelten selbst in Deutschland nicht. „China ist nicht weit“, stellt eine Frau fest, die aus Tibet geflohen ist. „Machen Sie bitte kein Bild vom Gesicht“, zeigt sich eine andere kamerascheu. „Ich möchte gerne noch mal nach Tibet reisen.“ Bei Mahnwachen auf dem Stauffenbergplatz seien schon Chinesen aufgetaucht, die gezielt Bilder gemacht hätten, erklärt sie.

Vor der Mercedes-Welt kommen nur zwei Herren vom Werkschutz vorbei. Der Umgangston ist freundlich. Man kommt ins Gespräch. Ganz im Sinne des Dalai-Lama-Zitats, das zum Stein des Anstoßes geworden ist: „Betrachte Situationen von allen Seiten und du wirst offener werden.“