Pfarrerin Daniela Reich im Pfarrgarten vor der Steckfeldkirche Foto: Götz Schultheiss

Leicht hat es die evangelische Gemeinde im Steckfeld nicht: Wie viele andere Gemeinden könnte sie mehr Gottesdienstbesucher vertragen. Doch es gibt auch Lichtblicke. So zum Beispiel am Wochenende, da wird nämlich groß gefeiert.

Plieningen - Steckfeld mit seinen Einfamilien- und Reihenhäusern mit Vorgärten ist ein grünes Idyll am Rande von Stuttgart. Am 25. Juni 1967 wurde dort das evangelische Gemeindezentrum Plieningen-Hohenheim eingeweiht. Diesen 50. Geburtstag feiert die evangelische Kirchengemeinde am Wochenende.

Das Leben in der Kirchengemeinde in Steckfeld war im Laufe der Jahrzehnte sozialen Veränderungen unterworfen. „Die Menschen, die in den 1950er und 1960er Jahren hierher in die Wohnsiedlung zogen, erzählten mir, dass es damals noch Bäcker und Metzger gab. Heute gibt es kaum noch Geschäfte“, sagt die Pfarrerin Daniela Reich. Die Sozialstruktur im Quartier sei gemischt: „Es gibt alles: Akademiker, Angestellte der Uni, Menschen, die am Stadtrand wohnen wollen und die Bewohner der Genossenschaftswohnungen, von denen viele Angestellte sind, die bei der Stadt arbeiten.“ Diese Generation sei mittlerweile gestorben oder im Alter um die 90 Jahre.

Freundschaften bis ins Alter

„In den 1960er Jahren sind hier viele Familien mit Kindern in die Häuser gezogen. Auch heute gibt es hier Kinder, viele davon stammen aus Einwandererfamilien“, sagt die Pfarrerin. Im Steckfeld wohnen aber auch Menschen mit Wurzeln im dörflichen Teil Plieningens. Ihre Eltern haben im Steckfeld auf eigenen Grundstücken Einfamilien- oder Reihenhäuser gebaut: „Im Pfarrgarten wurde damals sogar gekickt, und unter den Eltern sind Freundschaften entstanden, die bis ins Alter getragen haben, es war ein gutes Miteinander.“

Studenten bringen internationales Flair

Seit zehn Jahren gehört das Gemeindezentrum zur Kirchengemeinde Plieningen-Hohenheim, das den ganzen Stadtbezirk Plieningen umfasst und gegenwärtig rund 3700 Mitglieder zählt. Nur der Asemwald gehört nicht dazu. Studenten und Mitarbeiter der Uni sind fester Bestandteil im Gemeindeleben: „Die Einwohnerschaft ist gut gemischt, aber es gibt eine hohe Fluktuation. Doch die Menschen, die hier auf Zeit leben und sich einbringen, sind ein großer Gewinn“, sagt Daniela Reich.

Jeden Donnerstag von 12 bis 13 Uhr gebe es einen Gemeindemittagstisch. „Bis vor zwei Jahren kam ein promovierter Biologe aus Pakistan in die Runde und auch eine jüngere Studentin aus Venezuela. Hier trafen sie auf Steckfelder, die ihr Schulenglisch auspackten und den beiden auch schwäbische Ausdrücke beibrachten.“ Wie andere Kirchengemeinden leidet das Gemeindezentrum Hohenheim oft unter einem geringen Gottesdienstbesuch: „Die Teilnehmerzahl hängt vom Festkalender im Kirchenkreis ab. Es gibt aber auch den normalen Sonntagsgottesdienst mit 30 Leuten hier im Steckfeld“, sagt Reich. Mit Angeboten für Jung und Alt will die evangelische Gemeinde für alle Generationen attraktiv bleiben. So gibt es viermal im Jahr Gottesdienste mit Schwerpunktthemen. „Am 2. Juli haben wir das Thema Freiluft und Natur. Es gibt auch eine Kleinigkeit zu essen“, sagt Reich. Sehr eng verbunden ist das Gemeindezentrum mit der Studenten-Seelsorge: Jeden Donnerstag, 7 Uhr, trifft sich die ökumenische Hochschulgemeinde dort zum Gottesdienst.

Feste für den sozialen Zusammenhalt

Jedes Jahr veranstaltet die Kirchengemeinde ein Fest an unterschiedlichen Standorten. Alljährlich im Herbst gibt es im Steckfeld ein evangelisches Gemeindefest mit einem bestimmten Thema oder mit einem Workshop. Und an jedem Samstag vor dem 1. Advent findet ein Weihnachtsbasar statt. In den Anfangsjahren wurde dafür die Kirche ausgeräumt, um Platz für den selbst gebastelten Weihnachtsschmuck zu schaffen. Die Einnahmen kamen einem guten Zweck zu Gute. „Die Älteren erinnern sich sehr gerne an diese Zeit. Heute ist unser Basar kleiner geworden“, sagt Reich.

Die Feier zum halben Jahrtausend Reformation begehen die evangelischen Nachbargemeinden Plieningen-Hohenheim, Asemwald, Schönberg, Birkach und die katholische Kirchengemeinde Sankt Antonius mit einem ökumenischen Gottesdienst. „Einen ökumenischen Gottesdienst zur Reformation – so etwas gibt es eben auch bei uns“, sagt Daniela Reich.

Die Daten für die Feierlichkeiten:

Freitag, 23. Juni: Zum Gedenken an 500 Jahre Reformation steht um 19.30 Uhr in der Steckfeldkirche eine musikalisch-literarische Lutherbiografie im Mittelpunkt.

Samstag, 24. Juni: Beim Distriktgemeindefest von 14.30 bis 19.30 Uhr mit den Birkacher Trommelfröschen stehen unter anderem Angebote für Kinder, ein Reformationsworkshop und eine Bibelausstellung auf dem Programm.

Sonntag, 25. Juni: Beim ökumenischen Festgottesdienst mit einer Wichtelkirche für Kinder bis zu sechs Jahren erklingt die Choralkantate „Du meine Seele, singe“.