Der Stuttgarter Bachchor hat den Empfang musikalisch umrahmt. Foto: Lichtgut/Piechowski

Der evangelische Kirchenkreis Stuttgart hat Gäste aus Politik, Gesellschaft und Kirche zu einem Reformationsempfang geladen.

Stuttgart - Nur noch wenige Tage, dann beginnt für die evangelischen Christen in Deutschland ein ganz besonderes Kirchenjahr. Mit dem Reformationstag am nächsten Montag startet das Lutherjahr im Gedenken an den Mönch Martin Luther, der mit seinen 95 an die Kirche von Wittenberg angeschlagenen Thesen am 31. Oktober 1517 die Glaubenswelt erschütterte und nachhaltig veränderte. 500 Jahre Reformation stehen für die Evangelische Kirche bis zum eigentlichen Jubiläumstag im nächsten Herbst im Mittelpunkt. Das gilt natürlich auch für den evangelischen Kirchenkreis Stuttgart, der am Dienstag zu einem Reformationsempfang in den Hospitalhof geladen hatte.

Protest gegen die Formen der Ungerechtigkeit

„Ich hoffe, das Jubiläum will mehr sein als ein reines Luther-Gedenkjahr“, sagte Stadtdekan Sören Schwesig in seiner Begrüßung. Die Erinnerung an die Geburtsstunde der Reformation möge helfen, „nach den Wurzeln unseres Glaubens zu suchen und Erkenntnisse zu gewinnen“, so Schwesig. Die von Luther angeführte Reformation sei damals neben dem Protest gegen Formen der Ungerechtigkeit vor allem eine Freiheitsbewegung gewesen: eine Befreiung von kirchlicher Bevormundung und eine Befreiung des Gewissens. Dies zeige sich auch in der Losung „Da ist Freiheit“ (2. Korinther 3, 17), mit der die evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg ins neue Kirchenjahr gehen.

Thematischer Mittelpunkt des Empfangs für geladene Gäste aus der lokalen Politik, der Gesellschaft und Vertreter anderer Glaubensgemeinschaften war nicht Martin Luther, sondern ein anderer Reformator, der durch sein Schaffen die Nachwelt ebenfalls maßgeblich beeinflusste. Über Johann Sebastian Bach als „musikalischer Prediger im Sinne der Reformation“ referierte Henning Bey. Der Musikwissenschaftler und Chefdramaturg der Internationalen Bachakademie Stuttgart brachte den Zuhörern in Wort und Ton den Komponisten näher, der Anfang des 18. Jahrhunderts als Thomaskantor in Leipzig mit seinen Kantaten und Messen die Kirche musikalisch erneuerte. „Bach hat die Kirchenmusik auf ein anderes Niveau gehoben“, würdigte Bey den musikalischen Reformator. „Ich möchte auf diese Musik nicht mehr verzichten. Sie erzeugt bei mir Gänsehaut“, gab sich nicht nur Martin Dellit, Vorsitzender der Kirchenkreissynode und Gastgeber des Abends, als Bach-Fan aus. Ein paar Stücke des Meisters trug der Stuttgarter Bachchor unter Leitung von Jörg-Hannes Hahn vor.