Der „Stammheimosaurus“ hat gut lachen und grinst breit. Jung und Alt kamen am Wochenende zur 30-Jahr-Feier ins Kinder- und Jugendhaus Stammheim. Foto:  

Im Kinder- und Jugendhaus Stammheim wurde das 30-jährige Bestehen der Einrichtung mit zwei Live-Konzertabenden und einem Familienfest groß gefeiert. Eine Ausstellung erinnert an die Entstehung und an die Anfänge des in Dinosaurierform gestalteten Gebäudes.

Stammheim - Geschmückt mit einer Schleife um den Hals und einer daran hängenden pinkfarbenen „30“, die über dem Kopf des mächtigen „Stammheimosaurus“ schwebte: So empfing der Dino am Wochenende seine Besucher und Gratulanten. Hereinspaziert. Vor diesem Urzeitvieh mit einem Panzer aus Holzschindeln muss sich keiner fürchten. Es grinst gutmütig und lädt jeden ein, der es sich in seinen Innenräumen gemütlich machen will.

Live-Konzerte und ein Familienfest

Vor 30 Jahren ist das in Saurierform gestaltete Kinder- und Jugendhaus Stammheim am Marco-Polo-Weg 2A eröffnet worden. Mit zwei Live-Konzerten wurde das 30-jährige Bestehen der Einrichtung am vergangenen Wochenende gebührend gefeiert. Freitags gab es einen Ska-Abend mit den Bands No Sports, Arrive und Baidi und samstags spielten vor etwa 100 begeisterten Besuchern die Soulshapes ein Unplugged-Konzert.

Am Sonntag folgte dann das große Familienfest mit Hocketse und Jubiläumsausstellung als würdiger Abschluss des Partywochenendes. Bei herrlichem Sonnenschein spielten die Kinder draußen auf dem Hof. Und während Clown Otsch im Innenhof seine Späße mit den Kindern trieb, versammelten sich gegen 15 Uhr drinnen im Bauch des Sauriers die Urgesteine des Projektes zu einer kleinen Jubiläumsfeier mit Sekt und Reden. Dass der Dino kein Hirngespinst geblieben ist, daran hatte natürlich auch der Förderverein, der erste seiner Art in Stuttgart, gehörigen Anteil. Margit Bauer, die Vorsitzende, findet bis heute, dass vom Haus eine Faszination ausgeht.

Freihandskizzen mit Aquarellfarben koloriert

Dafür ist natürlich in erster Linie Architekt Peter Hübner verantwortlich: Als „Meister unordentlicher Häuser“ wurde er damals in einem langen Artikel der „Zeit“ gewürdigt. Teil der Jubiläumsausstellung sind auch seine Baupläne. Statt maßstabsgerechter Entwürfe zeichnete Hübner Freihandskizzen, die er mit Aquarellfarben kolorierte. Dazu passt der märchenhafte Titel: „Wolkenkuckucksheim“.

Sieghard Kelle, Geschäftsführer der Jugendhausgesellschaft, zollt den Gründervätern Respekt: „Alle haben Herausragendes geleistet. Das erkennt man erst so richtig in der Rückschau“, sagt Kelle und würdigt auch die pädagogische Leistung von Hausleiter Michael Klamm, der seit September 1989 die Fäden im Jugendhaus in Händen hält: Klamm sei hier in dem indianischen Kuppelbau der „herausragende Häuptling: Er hatte aber auch stets viele gute Indianer, die ihm zur Seite standen. Jung und Alt kommen gerne ins Haus“, sagt Kelle. Natürlich gab es anfangs auch Bedenken – seitens der Behörden, der Nachbarn und es gab das Problem der Finanzierung. „Jugendhäuser werden erkämpft“, betont Architekt Hübner stets. Ein Kämpfer an seiner Seite war damals Sozialarbeiter Heinz Schmalenberger. Er war „Bauleiter“ und Unterstützer des Selbstbauprojektes, genauso wie auch Walter Häbe, der damalige Vorsitzende des Jugendhausvereins.

Das Rückgrat des Brontosaurus gab es als Geschenk

„Vieles hier im Haus stammt aus geschenkten und geschnorrten Materialien“, betont Hübner. Auf einer Baustelle entdeckte er einen gebogenen Holzträger. Er bekam das Teil geschenkt und verwendete es: „Für mich sah das aus wie das Rückgrat eines Brontosauriers.“ Und schon war die Grundidee geboren. Hübners Plan: Ein „Stamm-Heim“ zu schaffen. Er gründete die Saurierkonstruktion auf hölzernen Stämmen. Billiges Bauen ist sein ästhetisches Prinzip. Jugendliche, Studenten, Eltern und Lehrer bauten mit. Und als Finanzierungshilfe wurden „Stamm-Aktien“ angeboten: Sie wurden frisch von Douglasien abgesägt, mit dem Brenneisen „signiert“ und zu Hunderten verkauft – für ein paar Mark pro Stück.