Anne Gabius vom Bürgervereinsvorstand begrüßte die Gäste beim Neujahrsempfang. Sie ließ 2017 Revue passieren und gab einen Ausblick auf anstehende Themen. Foto: Georg Friedel

Rund 150 Gäste folgten der Einladung des Bürgervereins zum 19. Neujahrsempfang in die Schloss-Scheuer in Stammheim. Bei den Reden kamen auch diejenigen Themen zur Sprache, die den Stammheimern derzeit am meisten unter den Nägeln brennen.

Stammheim - Etwa 150 Gäste nutzten am Freitagabend in der Schloss-Scheuer an der Korntaler Straße die Gelegenheit, um bei einen Gläschen Wasser oder Wein und einem Imbiss mit dem Gegenüber ins Gespräch zu kommen. Der Bürgerverein Stammheim als Organisator der Veranstaltung hatte neben Vertretern aus Schulen, Kirchen, Vereinen und dem lokalen Wirtschaftsleben natürlich auch Politiker zu dem Empfang gebeten. Auch die grüne Bundestagsabgeordnete Anna Christmann und der Parteichef der Linkspartei Bernd Riexinger befanden sich unter den Gästen.

Der Posten des Bürgervereinsvorsitzenden ist weiter vakant

Was dem Stammheimer Bürgerverein derzeit gänzlich fehlt – ist eine Vorstandsspitze. Weder der Posten des ersten noch des zweiten Vorsitzenden ist derzeit besetzt. Anne Gabius vom Vorstand des Bürgervereins kam in ihrer Rede auf diese Vakanz auch gleich zu sprechen und nannte Gründe dafür: „Der Bürgerverein hat ein Problem, das wohl viele Vereine trifft. Die Besetzung von Ehrenamtsposten wird immer schwieriger“, sagte sie. Angesichts der Fülle und Schwere der Aufgaben sei das auch nicht verwunderlich. Denn mit „Aktionen wie dem Aufstellen von ein paar Parkbänken oder dem Aufräumen der öffentlichen Plätze und Spielplätze in Stammheim ist es nicht getan. Leider“, betonte die Rechtsanwältin.

Der Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate zeige, so Gabius, dass Stammheim „in die Defensive“ geraten sei: „Stammheim kämpft mit Problemen, die viele Randbezirke Stuttgarts betreffen.“ Jüngstes Beispiel sei der Rückzug von Car2Go aus 22 Stadtteilen: „Ziel war es, den vielen Verkehr, Lärm, Stau in dem Stadtbezirk zu reduzieren. Der Rückzug der Daimler Tochter aus Stammheim ist in Bezug auf dieses Bestreben ein herber Rückschlag.“

Eine Initiative klagt gegen den neuen Bebauungsplan

Massive Sorgen bereiten den Stammheimern auch die Industrie- und Gewerbegebiete, die Kornwestheim derzeit an der Gemarkungsgrenze plant und baut. „Bereits die B27a und der Containerbahnhof verursachen ein hohes Verkehrsaufkommen von Lkws und sehr viel Lärm für ganz Stammheim.“ Anne Gabius betonte in diesem Zusammenhang, dass sich unter dem Dach des Bürgervereins eine Initiative gebildet habe, die gegen die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans klage. Kritisch gesehen werde auch das Gewerbegebiet Süd-West, das entlang der Solitudeallee Richtung Ludwigsburg entstehen soll.

Aber es gebe auch positive Entwicklungen, wie das neue Feuerwehrhaus, das geplante Bürger- und Familienzentrum und den inzwischen eingeweihten Neubau der Justizvollzugsanstalt Stammheim sowie die Erschließung und Bebauung des Neubaugebiets Langenäcker-Wiesert, zählte Gabius auf.

Nach diesem Abriss der Stammheimer Top-Themen berichtete der Vorsitzende des Bürgervereins Vaihingen-Rohr von seiner Arbeit: „Lust braucht man dazu“, sagte Frank-Otto Huber. Der Bürgerverein in Vaihingen sehe seine Funktion in erster Linie pragmatisch: „Wir sind die schnelle Eingreiftruppe und kein Debattierclub.“ Bezirksvorsteherin Susanne Korge zeigte sich in ihrer Rede zufrieden mit den Ergebnissen der vergangenen Haushaltsberatungen: „Stammheim ist im aktuellen Doppelhaushalt gut vertreten“, sagte sie. Ein Bürger- und Familienzentrum soll für 5,7 Millionen Euro geschaffen werden. 10 Millionen Euro stellt die Verwaltung stadtweit für das Projekt „Sauberes Stuttgart“ zur Verfügung. Damit kann wohl auch die eine oder andere Stammheimer Schmuddelecke beseitig werden und das Budget der Bezirksbeiräte wird aufgestockt.

Stammheim wächst weiter

Rückblickend sei das 825-Jahr-Jubiläum im vergangenen Jahr „richtig schön“ gewesen, sagte Korge. Mit der Sanierung des Rathauses könne, wenn es gut laufe, Ende des Jahres begonnen werden. Dem Denkmalschutz muss Rechnung getragen werden: „Wir sind ja jetzt ein Kulturdenkmal“, betonte Korge. Mit der Vermarktung des Neubaugebietes Langenäcker-Wiesert könne voraussichtlich im zweiten Quartal des Jahres begonnen werden. Und Stammheim wächst weiter: Lebten vor sieben Jahren noch 11800 Einwohner im Stadtbezirk so sind es inzwischen 12 500. Und die Prognosen gehen dahin, dass 2000 Neubürger bis in einigen Jahren dazukommen werden. Korge hofft, dass sich in punkto ärztliche Versorgung sich die Situation bald verbessert: Geplant sei, in einem Neubau zwei neue Arztpraxen einzurichten.

Am Ende hieß es: Ehre, wem Ehre gebührt. Korge würdigte in schwäbischen Zweizeilern die Verdienste des langjährigen Oberbrandmeisters Rolf Baumeister, der seit 1970 bei der Freiwilligen Feuerwehr Stammheim war und erst unlängst aufgrund der Altersgrenze von 65 Jahren bei der Wehr ausgeschieden ist. „So ebbes han i nor gar net kennt, dass oiner dermaßa fir d’Feierwehr brennt“, reimte sie. Für Baumeister gab es die Ehrenmünze der Stadt und auch eine von Oberbürgermeister Fritz Kuhn unterschriebene Urkunde.